Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Weihnachtssternflüsterer aus Schlich
200.000 der Pflanzen gedeihen im Betrieb der Familie Schönges. In wenigen Wochen dürften alle verkauft sein.
SCHLICH „Der schönste Weihnachtsstern ist der verkaufte“, sagt Christoph Schönges lachend. Während die Menschen angesichts eines regelrechten Pflanzenmeeres rot leuchtender Weihnachtssterne in Verzückung geraten, sind sie für den Gartenbaumeister aus Korschenbroich-schlich in erster Linie gute Pflanzenprodukte, die mit viel Professionalität und Umsicht herangezogen werden, um bis Weihnachten in die Wohnungen der Menschen umzuziehen. Zu sehen war das rote Pflanzenmeer zuletzt in einem Fernsehbericht der Wdr-lokalzeit. Schönges verkauft ausschließlich an Supermärkte und Baumärkte. In dem 3,6 Hektar großen Betrieb gibt es keinen Direktverkauf von Pflanzen.
„Der schönste Weihnachtsstern ist der verkaufte Weihnachtsstern“Christoph Schönges Gartenbaumeister
Natürlich hat auch der 49-jährige Schönges ein Herz für den Weihnachtsstern. Dieser ist seit Jahrzehnten ein jahreszeitlicher Renner und gilt als die zweitbeliebteste Topfpflanze. Auch wenn sie lange Zeit „den Touch einer Omapflanze“hatte, wie Schönges sich scherzhaft ausdrückt. Aber gegen dieses Image arbeiten die Züchter an und entwickeln immer neue Blattfarben und –formen.
In diesem Jahr scheint der Weihnachtsstern noch beliebter zu sein als sonst. „120 Euro jährlich gibt der Deutsche für Pflanzen aus“, weiß Schönges, „in Corona-zeiten ist die Summe etwas höher. Die Menschen konnten keinen Urlaub machen, mussten auf vieles verzichten, da haben sie das Bedürfnis, sich ihr Zuhause und den Garten zu schmücken.“
Nur etwa sechs bis acht Wochen lang dauert die Verkaufszeit der sensiblen Pflanze. Man muss sie ein wenig überlisten, damit sie pünktlich vor dem 1. Advent ihre Farben entwickelt. In der Natur ist es so, dass sie das dann tut, wenn es weniger als zwölf Stunden Licht gibt. Der Gärtner hilft ein wenig nach und gaukelt den Pflanzen schon ab Ende August, Anfang September die geringeren Stunden Licht vor. 200.000 Weihnachtssterne konnte Schönges vor ein paar Wochen noch zählen. Die Anzahl dezimiert sich jetzt rasch. Am 6. Dezember, so ist seine Erfahrung, ist der letzte Weihnachtsstern verkauft. Je näher es auf Weihnachten zugeht, erklärt Schönges, umso mehr rote Pflanzen werden verlangt. Derzeit sind noch die weißen Blätter beliebt. Einen Tipp für die Weihnachtssternbesitzer hat der Experte: nicht zu viel wässern und nur von unten.
Im Dezember, wenn das Weihnachtssterngeschäft vorüber ist, geht es gleich weiter im Gartenbaubetrieb Schönges. Dann werden die Topfpflanzen für das Frühjahr vorbereitet. 1,5 Millionen Topfpflanzen gehen durch den Betrieb. Daneben ziehen die Gärtner Jungpflanzen aus Stecklingen für den Weiterverkauf.
Der Gartenbaubetrieb Schönges ist ein Familienbetrieb. Beate Schönges, Christoph Schönges Ehefrau, ist unverzichtbarer Teil des Teams. Als Kind von Gemüsebauern wusste sie, worauf sie sich einließ, als sie gemeinsam mit ihrem Mann 1997 den Ausbildungsbetrieb ihres Mannes kaufte. Sie besitzt eine kaufmännische Ausbildung und übernimmt diesen Teil der Firma ebenso wie den Bereich der sozialen Medien. Auch die Söhne der Beiden treten in die Fußstapfen der Eltern: Felix hat zu Semesterbeginn ein Gartenbaustudium in Osnabrück begonnen und Hannes macht eine Ausbildung zum Gärtner.
Familie Schönges setzt auf Nachhaltigkeit: Beispielsweise haben sie ein geschlossenes Bewässerungssystem für die Pflanzen installiert, bei dem 3,5 Millionen Liter Regenwasser zum Einsatz kommen. Außerdem arbeiten sie Co2-neutral, reduzieren den Einsatz von Torf und verkaufen ihre Pflanzen in recycelten und recyclebaren Töpfen.