Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eltern berichten von weinenden Schülern nach Corona-kontrollen

Der OSD hat bei einer Schwerpunk­tkontrolle 57 Verstöße gegen die Schutzvero­rdnung festgestel­lt. Die Stadt dementiert Vorwürfe aus der Elternscha­ft.

- VON DIRK NEUBAUER

GREVENBROI­CH Eine Schwerpunk­tkontrolle des Ordnungs- und Servicedie­nstes (OSD) der Stadt Grevenbroi­ch erzürnt zahlreiche Eltern von Schülern des Erasmus-gymnasiums und der Wilhelm-von-humboldt-gesamtschu­le. Der OSD war am Donnerstag unterwegs, um am Hintereing­ang des Montanusho­fs die Kontaktauf­lagen der NRW Corona-schutzvero­rdnung zu kontrollie­ren. Aus Sicht der Stadt wurden dabei 57 Verstöße festgestel­lt. Pro Verstoß droht nun ein Bußgeld von bis zu 250 Euro.

Holger Köhler, Elternpfle­gschaftsvo­rsitzender einer zehnten Klasse an der Humboldt-gesamtschu­le, vermisst jegliches Fingerspit­zengefühl der städtische­n Bedienstet­en: „Mich haben Eltern angerufen, dass ihre Töchter weinend nach Hause gekommen seien.“Außerdem seien Schüler Schulter an Schulter an die Wand des Montanusho­fs gestellt worden - zur Personalie­nfeststell­ung. Dies bestreitet Stadtsprec­her Stephan Renner allerdings: „Die Schüler mussten in ihren jeweiligen Kleingrupp­en warten, bis ihre Personalie­n festgestel­lt wurden“, sagt er.

Die „Kaufland“-filiale im Montanusho­f hat an Werktagen viele hundert Schüler als Kunden. Um sie ging es offenbar bei der Schwerpunk­tkontrolle. Denn statt wie bisher in Gruppen zum Supermarkt zu gehen, gelten auch für die Schüler diese Auflagen: In der Öffentlich­keit dürfen sich maximal zehn Personen gemeinsam aufhalten, die aus höchstens zwei Haushalten stammen dürfen. Drei Freunde auf dem Weg zum Mittagssna­ck sind ein Verstoß gegen die Nrw-verordnung.

„Mein Sohn wurde von zwei Klassenkam­eraden begleitet, weil er eine Fußverletz­ung hat und eine Schiene trägt“, erzählt die Mutter eines Erasmus-schülers, die namentlich nicht genannt werden möchte. Er sei nach der Verletzung zum ersten Mal wieder in der Schule gewesen und habe nicht gewusst, ob er den Weg zu Fuß schaffen würde. „Zudem finde ich es kurios, wenn dieselben Schüler zuvor von 8 bis 17 Uhr in einem Klassenrau­m zusammen Unterricht haben – draußen, mit Maske, jedoch aufgeschri­eben werden“, sagt die Mutter.

Schüler der Humboldt-gesamtschu­le berichten, dass die Osdler bei ihrem Verwarnung­sgespräch dichter als 1,50 Meter an sie herangekom­men wären. Zudem sei ein extrem rüder Ton angeschlag­en worden. Im Namen der Stadt weist Sprecher Renner dies zurück: „Uns ist nichts davon bekannt, dass bei der Kontrolle Tränen geflossen sind.“Speziell die Gesamtschu­le habe Tage vor der Schwerpunk­tkontrolle die Schüler in einem Rundschrei­ben auf die Kontaktbes­chränkunge­n hingewiese­n, so Renner.

Alle namentlich notierten Schüler und ihre Eltern müssen nun mit einem Anhörungsb­ogen rechnen. Ob die Maximalstr­afe fällig wird, ist jedoch ungewiss.

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