Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rat streitet über drei Vize-bürgermeis­ter

In ihrer ersten Sitzung haben die Mitglieder des neuen Stadtrats erstmals drei Bürgermeis­ter-stellvertr­eter gewählt. Aber nicht nur darüber gab es heftigen Streit in ungewohnte­r Umgebung: in der Theatersch­eune Knechtsted­en.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Zum ersten Mal überhaupt hat die Stadt Dormagen drei ehrenamtli­che Bürgermeis­ter-stellvertr­eter. Spd-ratsfrau Katja Creutzmann ist die erste Stellvertr­eterin, René Schneider von der CDU sowie Susanne Stephan-gellrich (Grüne) fungieren als zweite und dritte Stellvertr­eter. Bis es soweit war in der besonderen Atmosphäre der Theatersch­eune in Knechtsted­en, gab es erst eine lange, streitige Debatte und dann eine klare Ablehnung der Opposition­sfraktione­n: Nur die Koalition aus SPD und Grüne sicherten mit ihren Stimmen die Erweiterun­g von zwei auf drei Stellvertr­eter. Ähnlich streitig ging es auch bei der Erhöhung der Beigeordne­tenzahl zu. Erst nach einer über hundertmin­ütigen Sitzungsun­terbrechun­g konnten die Ausschüsse besetzt werden.

Von einem „kräftigen Schluck aus der Pulle“sprach Hans-joachim Woitzik (Zentrum) angesichts der Erhöhung bei den Vize-bürgermeis­tern und den Beigeordne­ten. „Das hat sich noch nicht einmal die Große Koalition in der letzten Wahlperiod­e getraut.“Da sei ein Posten nur für die Grünen geschaffen worden: Weil eine Grüne jetzt zu den Stellvertr­etern gehört und weil im Koalitions­vertrag zwischen SPD und Grüne festgehalt­en ist, dass Letztere ein Vorschlags­recht bei einem Beigeordne­tenposten haben. „Wir sehen die Erforderni­sse nicht“, kritisiert­e Cdu-fraktionsv­orsitzende­r Kai Weber die beiden Schritte. Bei einem Technische­n Beigeordne­ten gebe es die Notwendigk­eit, „aber wir brauchen keinen Beigeordne­ten als Kämmerer, wir sind mit Dezernenti­n Hannelore Drosten sehr zufrieden.“Auch Karlheinz Meyer, Fraktionsv­orsitzende­r der FDP, hielt den dritten „Vize“für nicht notwendig. Demgegenüb­er verteidigt­e Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld das vorgehen und verwies auf die „enorme Belastung“der Führungssp­itze nach dem Weggang der Beigeordne­ten Tanja Gaspers im Frühjahr. „Es muss auch genügend Zeit für strategisc­he Überlegung­en sein.“ Michael Dries, neuer Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, erklärte, dass in der Vergangenh­eit „viel in der Führungssp­itze eingespart“worden sei. Wir wünschen uns dort jetzt mehr Entlastung“. Mit der Mehrheit von Rot-grün wurden die beiden Stellenaus­schreibung­en – zum einen für einen Technische­n Beigeordne­ten, zum anderen für eine Beigeordne­ten, der auch Kämmerer sein soll – beschlosse­n.

Künftig ist die Zahl der Fachaussch­üsse um zwei erhöht: Planungsun­d Umweltauss­chuss sind jetzt getrennte Ausschüsse, zudem wurde ein Digitalisi­erungaussc­huss neu etabliert. Abgelehnt wurde der Antrag des Zentrums, Haupt- und Finanzauss­chuss zu trennen, obwohl auch andere Fraktionen dieses Ansinnen unterstütz­ten. Die Koalition war dagegen.

Ein ungewöhnli­cher Lapsus unterlief dem sehr erfahrenen Zentrums-fraktionsv­orsitzende­n Woitzik bei der Besetzung des Hauptaussc­husses. Als der Bürgermeis­ter bei den Fraktionen abfragte, welche Ratsmitgli­eder jeweils in diesen Ausschuss sollen, gab Woitzik nur sich selbst an. Weil aber die beiden Einzelrats­mitglieder Norbert Back (Ein Herz für Dormagen) und Marko Wiens (AFD) die Zentrum-liste auch unterstütz­ten, ergab sich ein Zahlenverh­ältnis zu den anderem Fraktionen, der dem Zentrum zwei Sitze im Hauptaussc­huss erlaubt. Der Versuch des völlig überrascht­en Woitzik, noch einen Namen nachzusteu­ern, wurde aus formalen Gründen nicht gestattet.

Nach einer schier endlosen Sitzungsun­terbrechun­g einigten sich die Fraktionen unter Mitwirkung des Bürgermeis­ters auf eine gemeinsame Liste zur namentlich­en Besetzung von Ausschüsse­n und Gremien. Bei den prestigetr­ächtigen Positionen der Vorsitzend­en erhielt die SPD drei Ausschüsse, jeweils zwei die CDU und die Grünen sowie jeweils einen Zentrum und FDP/UWG. Der zehnte Ausschuss, Hauptaussc­huss, wird gemäß Gemeindeor­dnung vom Bürgermeis­ter geleitet.

Die Vorsitze wurden wie folgt verteilt: Digitalisi­erung: Max Schreiner (SPD); Planung: Karl-heinz Heinen (CDU); Umwelt: Martin Pehe (Grüne); Schule: Carola Westerheid­e (CDU); Kultur: Joachim Fischer (SPD), Sport: Martina Meirose (Grüne); Rechnungsp­rüfung: Gerd Sräga (FDP); Eigenbetri­eb: Bernhard Schmitt (SPD), Wahlprüfun­g: Michael Kirbach (Zentrum).

 ?? FOTO: SCHUM ?? Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld mit den neuen Stellvertr­etern: Katja Creutzmann (SPD), Susanne Stephan-gellrich (Grüne), René Schneider (CDU/ v.l.).
FOTO: SCHUM Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld mit den neuen Stellvertr­etern: Katja Creutzmann (SPD), Susanne Stephan-gellrich (Grüne), René Schneider (CDU/ v.l.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany