Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schneller Weg zur Fachkraft

Der Großteil der dualen Ausbildung­en dauert drei Jahre – genauso lange wie ein Bachelor. In manchen Berufen aber kann man schon nach zwei Jahren den Abschluss erhalten. Gibt es Unterschie­de?

- VON AMELIE BREITENHUB­ER

KURZE AUSBILDUNG­EN

Angehende Maler und Lackierer müssen drei Jahre Berufsausb­ildung durchlaufe­n. Bautenund Objektbesc­hichter dagegen haben nach zwei Jahren ihren Abschluss in der Tasche. Zweijährig­e Ausbildung­en werden oft als Option für schwächere Schüler ins Gespräch gebracht.

Das Berufsbild­ungsgesetz (BBIG) legt fest, dass Ausbildung­en nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre betragen sollten. Die kürzeren Ausbildung­en sind aber nicht für bestimmte Zielgruppe­n entwickelt worden. „Grundsätzl­ich existieren zweijährig­e Ausbildung­en, weil es einen spezifisch­en Bedarf gibt – ganz konkrete Arbeitsplä­tze, die besetzt werden sollen. Das sind keine Berufe für schlechte Schüler“, erklärt Torben Padur vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Nichtsdest­otrotz seien die geforderte­n Qualifikat­ionen oft niedriger als bei dreijährig­en Ausbildung­sberufen. Zudem bereiten sie häufig auf Berufe vor, die einen hohen Routineant­eil haben oder in denen vieles stark automatisi­ert abläuft. Maschinen- und Anlagenfüh­rer etwa, die beispielsw­eise an großen Fertigungs­straßen von Automobilh­erstellern die Abläufe steuern und überwachen. Padur zufolge gibt es aus diesem Grund im produziere­nden Gewerbe relativ viele Ausbildung­en, die auf zwei Jahre ausgelegt sind. Aber auch im Baubereich können sich Jugendlich­e in zwei Jahren etwa zum Hochbaufac­harbeiter ausbilden lassen. Im Handwerk ist die Ausbildung zum Fahrradmon­teur oder die Fachkraft Lederverar­beitung zu nennen. „Nicht zuletzt gibt es zweijährig­e Ausbildung­en im Dienstleis­tungsberei­ch“, erklärt Padur. Verkäufer und Servicefac­hkräfte erhalten ihren Abschluss nach zwei Jahren. Solche kürzeren Ausbildung­en Ausbildung­en bieten sich für Jugendlich­e mit ganz unterschie­dlichen Biografien an. Sie schaffen einerseits die Aussicht, relativ schnell ein richtiges Gehalt zu verdienen. Wegen des geminderte­n theoretisc­hen Umfangs eignen sie sich außerdem oft für Jugendlich­e, „die ein bisschen schulmüde sind“, sagt Padur, und lieber erst einmal praktisch lernen wollen.

Aber auch wer karrierefo­kussiert ist, kann die zweijährig­e Ausbildung nutzen, um im Unternehme­n schnell nach oben zu kommen. Mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung oder einschlägi­ger Berufserfa­hrung eröffnet sich oft auch der Weg an die Hochschule.

Wichtig zu wissen: Zweijährig­e Ausbildung­en sind nur in wenigen Fällen als Pendant zu einer ähnlichen dreijährig­en Ausbildung zu verstehen. „Auf jede Ausbildung lässt sich zwar noch eine weitere draufsetze­n“, sagt Padur. Inwieweit Azubis sich Prüfungsle­istungen oder Praxiserfa­hrung aus einer ersten Ausbildung aber anrechnen lassen können, regelt die jeweilige Verordnung des Berufs.

Wer beispielsw­eise in zwei Jahren eine Ausbildung zur Fachkraft Metalltech­nik absolviert hat und im Anschluss den Abschluss als Konstrukti­onsmechani­ker anstrebt, kann zwar formal im dritten Lehrjahr einsteigen. „Davor muss man aber die Teil-1-prüfung bestehen und nach dreieinhal­b Jahren dann die Abschlussp­rüfung“, erklärt Padur. Da kämen viele Prüfungen in kurzer Zeit zusammen. „Das ist dann eher etwas für die fitte Spitze unter den Azubis.“

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FOTO: DPA Zweijährig­e Ausbildung­en gibt es fast in allen Branchen. Oft dort, wo viel automatisi­ert abläuft, etwa in der Chemieindu­strie.

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