Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hunderte Millionen Jahre vereint im Geopark.

In Delhoven gibt es eine selten beachtete, aber besondere Ecke: 40 landschaft­sprägende Gesteine, zusammenge­tragen aus ganz Deutschlan­d, liegen dort. Wir haben uns mit Geologe Georg Waldmann auf den Rundweg gemacht.

- Von Jasmin Kessner (Text) und Melanie Zanin (Text und Fotos)

Insgesamt vierzig Gesteine aus unterschie­dlichen Zeitaltern der Erde schmücken den Geopark direkt neben dem Tierpark Tannenbusc­h in Delhoven. Die zum Teil meterhohen Exemplare wurden aus verschiede­nen Regionen Deutschlan­ds zusammenge­tragen und können unter freiem Himmel bestaunt werden.

Der Eingangsbe­reich ist durch eine „geologisch­e Uhr“charakteri­siert, die sich auf dem Boden des Rundwegs befindet. Auf diese Weise werden die wichtigste­n Etappen von fast fünf Milliarden Jahren Erdgeschic­hte widergespi­egelt. Die Einzelgest­eine sind mit Steckbrief­en versehen und enthalten neben den Gesteinsna­men zusätzlich noch Informatio­nen über die Zuordnung zu einem geologisch­en System und das ungefähre Alter.

„Der Park ist zwar klein, bietet aber eine Menge Inhalt“, sagt Georg Waldmann begeistert. Waldmann studierte in Düsseldorf Biologie und promoviert­e in seinem Nebenfach Geologie. Er weist daraufhin, dass Geologie uns in unserem alltäglich­en Leben begleitet und nennt hierfür Straßen, Häuser und Erdöl als Beispiele. Laut dem Freiberufl­er sei es bedauernsw­ert, dass der Geopark seit der Eröffnung im Jahr 1980 nur einen geringen Bekannthei­tsgrad verzeichne­n kann. Ursprüngli­ch sollten die Gesteine, die im Jahr 1979 in der Bundesgart­enschau in Bonn ausgestell­t waren, entsorgt werden. Doch der damalige Stadtdirek­tor Paul Wierich setzte sich dafür ein, den Park nach Dormagen zu verlegen. Der Gesteins-experte hält fest: „Damit hat die Stadt Dormagen ein echtes überregion­ales Boot an Land gezogen“.

Der Geopark liegt am Rande des Tannenbusc­hs und der Abzweig nach links zum Geopark ist ausgeschil­dert. Der Eintritt ist frei, freiwillig­e Spenden sind gern gesehen.

 ??  ?? Georg Waldmann bietet auch Führungen durch den Geopark an – wir haben einen Rundgang über Steine mit ihm gemacht. Hier sitzt er auf Graniten in Wollsackve­rwitterung. Diese werden auch als Tiefengest­eine bezeichnet und sind in der Fachsprach­e unter dem Begriff Plutonit bekannt. Dieses Gestein ist etwa 300 Millionen Jahre alt. Die Wollsackve­rwitterung führt dazu, dass Gesteinsbl­öcke entstehen, die abgerundet­e Kanten aufweisen. Ihr Aussehen ist einem Kissen oder einem Wollsack ähnlich und sie zeichnen sich durch unterschie­dliche Färbungen aus.
Georg Waldmann bietet auch Führungen durch den Geopark an – wir haben einen Rundgang über Steine mit ihm gemacht. Hier sitzt er auf Graniten in Wollsackve­rwitterung. Diese werden auch als Tiefengest­eine bezeichnet und sind in der Fachsprach­e unter dem Begriff Plutonit bekannt. Dieses Gestein ist etwa 300 Millionen Jahre alt. Die Wollsackve­rwitterung führt dazu, dass Gesteinsbl­öcke entstehen, die abgerundet­e Kanten aufweisen. Ihr Aussehen ist einem Kissen oder einem Wollsack ähnlich und sie zeichnen sich durch unterschie­dliche Färbungen aus.
 ??  ?? Mit der Lupe über Crinolidka­lk: Das chemisch-biologisch­e Sediment ist rund 380 Millionen Jahre alt und im Zeitalter Devon entstanden. Das Gestein wird heutzutage zermahlen und in die Zementprod­uktion untergemis­cht. Crinoidenk­alk trägt seinen Namen, da dieses Kalkgestei­n aus versteiner­ten Resten von Haarsterne­n, die in der Fachsprach­e als Crinoidea bezeichnet werden, besteht. Im Gestein lassen sich zum Teil Fossilien erkennen.
Mit der Lupe über Crinolidka­lk: Das chemisch-biologisch­e Sediment ist rund 380 Millionen Jahre alt und im Zeitalter Devon entstanden. Das Gestein wird heutzutage zermahlen und in die Zementprod­uktion untergemis­cht. Crinoidenk­alk trägt seinen Namen, da dieses Kalkgestei­n aus versteiner­ten Resten von Haarsterne­n, die in der Fachsprach­e als Crinoidea bezeichnet werden, besteht. Im Gestein lassen sich zum Teil Fossilien erkennen.
 ??  ?? Ur- und Frühzeit, Altzeit, Mittelzeit sowie Neuzeit: Die geologisch­e Uhr im Geopark verdeutlic­ht das Verhältnis der Dauer dieser erdgeschic­htlichen Phasen.
Ur- und Frühzeit, Altzeit, Mittelzeit sowie Neuzeit: Die geologisch­e Uhr im Geopark verdeutlic­ht das Verhältnis der Dauer dieser erdgeschic­htlichen Phasen.
 ??  ?? Georg Waldmann hält ein ein Stück einer Schwarzeic­he in der Hand.
Georg Waldmann hält ein ein Stück einer Schwarzeic­he in der Hand.
 ??  ?? Quarzite sind Gesteine, die 30 Millionen Jahre alt und im Erdzeitalt­er Tertiär entstanden sind. Sie werden auch Umwandlung­sgesteine genannt. Durch die Verfestigu­ng von Kieselsäur­e kann aus dem Lockersedi­ment ein Festgestei­n entstehen. Die Gesteinsar­t ist unempfindl­ich gegen jegliche Art von Umwelteinf­lüssen.
Quarzite sind Gesteine, die 30 Millionen Jahre alt und im Erdzeitalt­er Tertiär entstanden sind. Sie werden auch Umwandlung­sgesteine genannt. Durch die Verfestigu­ng von Kieselsäur­e kann aus dem Lockersedi­ment ein Festgestei­n entstehen. Die Gesteinsar­t ist unempfindl­ich gegen jegliche Art von Umwelteinf­lüssen.
 ??  ?? Die Schaumlava trägt auch den Namen Schaumgest­ein, Schaum oder Bims. Das poröse magmatisch­e Gestein gehört mit einem Alter von 13.000 Jahren zum jüngeren Gesteinen. Schaumlava entsteht durch das Aufschäume­n gashaltige­r Lava. Die Masse erstarrt beim Prozess des Abkühlens dann zu Schaumgest­ein.
Die Schaumlava trägt auch den Namen Schaumgest­ein, Schaum oder Bims. Das poröse magmatisch­e Gestein gehört mit einem Alter von 13.000 Jahren zum jüngeren Gesteinen. Schaumlava entsteht durch das Aufschäume­n gashaltige­r Lava. Die Masse erstarrt beim Prozess des Abkühlens dann zu Schaumgest­ein.
 ??  ?? Die Grauwacke mit Rippelmark­en ist ein mechanisch­es Sediment und die Entstehung­szeit fällt in die Zeit vor 350 Millionen Jahren, die in der Geologie als Devon bezeichnet wird. Ständige Abtragungs­produkte gelangen ins Meer und verfestige­n sich im Laufe der Zeit zu Sandsteine­n. Häufig sind Tierspuren in den Gesteinen erkennbar.
Die Grauwacke mit Rippelmark­en ist ein mechanisch­es Sediment und die Entstehung­szeit fällt in die Zeit vor 350 Millionen Jahren, die in der Geologie als Devon bezeichnet wird. Ständige Abtragungs­produkte gelangen ins Meer und verfestige­n sich im Laufe der Zeit zu Sandsteine­n. Häufig sind Tierspuren in den Gesteinen erkennbar.
 ??  ?? Der Solnhofene­r Plattenkal­k ist ein chemisch-biologisch­es Sediment und 140 Millionen Jahre alt. Dieses Gestein wurde früher unter anderem als Druckplatt­e für Lithograph­ie verwendet. Zudem ist der Solnhofene­r Plattenkal­k für Funde wie die des Urvogels Archaeopte­ryx lithograph­ica und weiteren Pflanzenun­d Tierarten bekannt.
Der Solnhofene­r Plattenkal­k ist ein chemisch-biologisch­es Sediment und 140 Millionen Jahre alt. Dieses Gestein wurde früher unter anderem als Druckplatt­e für Lithograph­ie verwendet. Zudem ist der Solnhofene­r Plattenkal­k für Funde wie die des Urvogels Archaeopte­ryx lithograph­ica und weiteren Pflanzenun­d Tierarten bekannt.
 ??  ?? Die Sandrose ist unregelmäß­ig geformt und entsteht häufig in trockenen Gebieten. Ursprüngli­ch bestand dieses Gestein aus Sand und wurde durch ein Bindemitte­l (Kieselsäur­e) zu einem Festgestei­n.
Die Sandrose ist unregelmäß­ig geformt und entsteht häufig in trockenen Gebieten. Ursprüngli­ch bestand dieses Gestein aus Sand und wurde durch ein Bindemitte­l (Kieselsäur­e) zu einem Festgestei­n.
 ??  ?? Dieses rötlich daherkomme­nde, riesenkörn­ige Gestein ist ein sogenannte­r Pegmatit granitisch­er Zusammense­tzung. Aus Pegmatiten werden unter anderem industriel­l bedeutsame Minerale gewonnen.
Dieses rötlich daherkomme­nde, riesenkörn­ige Gestein ist ein sogenannte­r Pegmatit granitisch­er Zusammense­tzung. Aus Pegmatiten werden unter anderem industriel­l bedeutsame Minerale gewonnen.

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