Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne: „NRW kein Spielball um die Kanzlersch­aft“

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Es schwang eine gewisse Ungläubigk­eit mit, als Raoul Roßbach, politische­r Landesgesc­häftsführe­r der Grünen NRW, um 14 Uhr auf seine Uhr blickte. Punktlandu­ng beim Landespart­eirat der Grünen. Wie angesetzt war nach vier Stunden Diskussion Schluss. Das ist für eine debattenfr­eudige Partei, wie es die Grünen nun mal sind, extrem ungewöhnli­ch. Disziplini­erend wirkte wohl in erster Linie das Format selbst. Corona-bedingt hatten sich die Grünen für einen digitalen Parteirat entschiede­n. Die Delegierte­n saßen alle brav daheim. Nur das Sitzungspr­äsidium, die Vorsitzend­en Mona Neubaur und Felix Banaszak und eben Roßbach waren physisch vor den Kameras im Streaming-studio der Düsseldorf­er Parteizent­rale anwesend. Und so bekam der Zuschauer eine Menge Einblicke in die Arbeitszim­mer prominente­r Nrw-grüner geboten, die immer wieder zugeschalt­et wurden. Die neue Co-fraktionsc­hefin im Düsseldorf­er Landtag, Verena Schäffer, hatte vorher schon bei Twitter geschriebe­n, sie sei gespannt, wie lange sich ihre Kinder auf Distanz halten lassen. Die platzten dann auch gleich sehr charmant bei Schaeffers Redebeitra­g herein. Ansonsten war das Format geprägt von dem, was Homeoffice-mitarbeite­r derzeit landauf, landab erleben dürfen: Je nach Internetve­rbindung konnten die Redebeiträ­ge schon mal etwas holprig und abgehackt ausfallen.

Inhaltlich arbeiteten sich die Redner an der Arbeit der Landesregi­erung ab. „Aus dem Prinzip Hoffnung von Armin Laschet muss endlich das Prinzip Vorsorge entstehen“, sagte Grünen-co-chefin Mona Neubaur. „Es ist fahrlässig, jetzt so zu tun, als wäre Nordrhein-westfalen ein Spielball um die Bundeskanz­lerschaft.“Ihr Co-vorsitzend­er Felix Banaszak verwies auf die Unsicherhe­it, in der sich derzeit viele Berufsgrup­pen bewegten. Beispielha­ft nannte er die Pflegekräf­te. „Applaus für Beschäftig­te reicht nicht“, sagte er. Die Co-fraktionsc­hefin Josefine Paul nutzte ihren Redebeitra­g, um in diesem Zusammenha­ng von der Landesregi­erung einen Ausbau des sogenannte­n Freiwillig­enregister­s zu fordern.

Sigrid Beer, schulpolit­ische Sprecherin, knöpfte sich Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor. Die Landesregi­erung habe mit ihrer Politik die Schulen systematis­ch an ihre Belastungs­grenzen gebracht, sagte die Grünen-politikeri­n. Mit Blick auf die ablehnende Haltung gegenüber dem Vorstoß der Stadt Solingen, Schüler hälftig in Präsenz und auf Distanz zu unterricht­en, sagte sie, Gebauer habe sich in einen Tunnel begeben. Dort höre sie nur die eigene Stimme sehr laut, die anderen nicht. „Wir brauchen keine Ministerin, die sich hinter der Kultusmini­sterkonfer­enz versteckt.“

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