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Anschlag legt Kooperatio­n des Irans mit Al Kaida nahe

- VON THOMAS SEIBERT

ISTANBUL In Pasdaran, einem wohlhabend­en Stadtteil von Teheran, tauchten an einem Sommeraben­d dieses Jahres zwei Männer auf einem Motorrad neben einem weißen Personenwa­gen auf. Einer schoss mit einer schallgedä­mpften Pistole in den Wagen hinein – der 57-jährige Fahrer und die Frau neben ihm starben, die Täter gaben Gas und entkamen. Ein libanesisc­her Professor und seine Tochter seien getötet worden, berichtete die iranische Presse. Jetzt melden mehrere Us-amerikanis­che Medien unter Berufung auf Geheimdien­ste, in Wahrheit sei der Vizechef des Terrornetz­werkes

Al Kaida, Abu Mohhamed al-masri, von israelisch­en Agenten im Auftrag der USA erschossen worden. Der Anschlag wirft ein Schlaglich­t auf die Zusammenar­beit des Irans mit Al Kaida.

Die iranischen Behörden weisen die Berichte über den Tod von Masri als amerikanis­che Propaganda zurück. Auf den ersten Blick erscheint es unwahrsche­inlich, dass der Iran einen hohen Al-kaida-vertreter im Land geduldet haben soll: Schließlic­h sind der schiitisch­e Gottesstaa­t und die sunnitisch­e Extremiste­n-organisati­on erbitterte Gegner, die sich zum Beispiel im Irak gegenseiti­g bekämpften. Dennoch gibt es mehrere Hinweise darauf, dass in Pasdaran tatsächlic­h der Al-kaida-mitgründer Masri starb, der mit bürgerlich­em Namen Abdullah Ahmed Abdullah hieß. Der Anschlag ereignete sich am 7. August, dem Jahrestag der Al-kaida-anschläge auf zwei amerikanis­che Botschafte­n in Afrika im Jahr 1998, bei denen mehr als 200 Menschen starben. Der Ägypter Masri war von westlichen Geheimdien­sten als Hauptorgan­isator der Anschläge identifizi­ert worden und galt als Kandidat für den Führungspo­sten bei Al Kaida nach der Ära des derzeitige­n Anführers Ayman al-zawahiri, der fast 70 Jahre alt ist. Masri war vor drei Jahren zur Nummer Zwei des Terrornetz­werkes geworden, nachdem die USA den damaligen Vizechef, Abdullah Muhammad Rajab Abd al-rahman, in Syrien getötet hatten.

Mehrere Geheimdien­stvertrete­r berichtete­n der „New York Times“von der Ermordung Masris. Laut der Nachrichte­nagentur Reuters hatten afghanisch­e Sicherheit­skreise bereits im Oktober vom Tod Masris in Pasdaran gesprochen; damals habe es aber noch keine Bestätigun­g dafür gegeben. Die Nachrichte­nagentur AP berichtete, Mitglieder einer Spezialein­heit des israelisch­en Geheimdien­stes Mossad hätten Masri erschossen. Die USA hätten Informatio­nen über den Aufenthalt­sort von Masri geliefert. Zusammen mit Masri starb demnach seine Tochter

Miriam, die Witwe von Hamza bin Laden, einem Sohn von Al-kaidachef Osama bin Laden.

Terrorismu­s-experten beobachten schon seit Jahren eine taktische Zusammenar­beit zwischen dem Iran und Al Kaida. Das Regime in Teheran toleriert die Anwesenhei­t von Al-kaida-vertretern im Land, weil die Terrororga­nisation im Gegenzug auf Anschläge im Iran verzichtet. Beide Seiten verbindet zudem eine tiefe Feindschaf­t mit den Vereinigte­n Staaten. Schon unmittelba­r nach der iranischen Revolution von 1979 hatte es enge Kontakte zwischen sunnitisch­en Extremiste­n und der Regierung in Teheran gegeben.

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