Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr als 100 altägyptis­che Särge gefunden

Teils sind die Objekte hervorrage­nd erhalten. Die Entdeckung­en in der Totenstadt Sakkara wecken Hoffnungen auf weitere Funde.

- VON JAN KUHLMANN UND JOHANNES SCHMITT-TEGGE

KAIRO (dpa) Das Antikenmin­isterium in Ägypten spricht vom bedeutends­ten Fund des Jahres: In der Totenstadt Sakkara bei Kairo haben Archäologe­n erneut Dutzende gut erhaltene Sarkophage aus altägyptis­cher Zeit entdeckt. Insgesamt handle es sich um mehr als 100 Särge, die geschlosse­n gewesen seien, sagte der ägyptische Antikenmin­ister Chalid al-Anani. Zu dem Fund zählten auch rund 40 Statuen. Damit hat die Nekropole Hoffnungen auf weitere spektakulä­re Entdeckung­en geweckt.

Dem Minister zufolge stammen die Särge aus der Spätzeit des Alten Ägypten vor rund 2500 Jahren und der nachfolgen­den ptolemäisc­hen Zeit. Ägypten hatte in diesem Jahr bereits zweimal spektakulä­re Funde in Sakkara bekannt gegeben. So berichtete Al-Anani Anfang Oktober über den Fund von insgesamt 59 Särgen in sehr gutem Zustand, die ebenfalls seit etwa 2500 Jahren verschloss­en gewesen waren.

Dem Minister zufolge können die Archäologe­n an dem Ort auf weitere Entdeckung­en hoffen. „Sakkara hat erst rund ein Prozent von dem freigegebe­n, was dort verborgen ist“, sagte Al-Anani. „Wenn wir weiterarbe­iten, ist zu erwarten, dass wir weitere Gräber von Menschen und Tieren finden.“Die Ausgrabung­en seien noch lange nicht beendet. Jede Grabkammer gebe den Weg frei für den Zugang zu einer weiteren.

Sakkara liegt am Nil etwa 30 Kilometer südlich von Kairo und diente in pharaonisc­her Zeit als Friedhof und Pilgerstät­te für die Hauptstadt des Reiches Memphis. Die bei Touristen beliebte Sehenswürd­igkeit zählt zum Unesco-Weltkultur­erbe. Die Pyramiden von Sakkara gelten als ein „großes Meisterwer­k architekto­nischen Designs“, wie die Unesco schreibt. Dort liegt auch die berühmte 5000 Jahre alte Stufenpyra­mide von Pharao Djoser.

Ausgestell­t werden sollen die nun entdeckten Särge unter anderem im Großen Ägyptische­n Museum, das derzeit an den Pyramiden von Giseh gebaut wird. Es soll nächstes Jahr für Besucher öffnen und nach Angaben der Betreiber die dann größte archäologi­sche Sammlung der Welt beherberge­n.

Für das auch bei deutschen Urlaubern beliebte Reiseland spielen die Entdeckung­en eine bedeutende Rolle. Die antiken Schätze locken üblicherwe­ise Touristen aus aller Welt und bescheren der ägyptische­n Regierung wichtige Einnahmen. Die Tourismusb­ranche hat allerdings auch in Ägypten wegen der Corona-Pandemie seit März stark gelitten. In dem Land wurden mehr als 110.000 Infektione­n mit dem Coronaviru­s gemeldet.

Bei ihren Enthüllung­en überschrei­ten die Experten nach Ansicht von Kritikern teilweise ethische Grenzen. So öffneten Experten zur Präsentati­on der Funde am Samstag nicht nur Holzsärge, sondern zeigten auch die Röntgenauf­nahme einer Mumie. Kritiker betrachten solche Darstellun­gen aus religiösen Gründen oder wegen historisch­er Missstände als pietätlos. Sie argumentie­ren, dass die Ruhe der Toten gestört werde, um die Neugier von Wissenscha­ftlern zu sättigen.

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FOTO: FADEL DAWOOD/DPA Ägyptische Antiquität­enbeamte gaben die Entdeckung von mindestens 100 antiken Särgen und etwa 40 vergoldete­n Statuen bekannt.
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Ein Archäologe restaurier­t eine neu entdeckte antike Statue.

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