Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona: Städtepart­ner kämpfen hart

- VON CORNELIA BRANDT

Während in Dormagen nur an stark frequentie­rten Stellen im Freien Maskenpfli­cht herrscht, haben die Partnerstä­dte mit Ausgangsbe­schränkung­en und viel höheren Infektions­raten zu tun.

DORMAGEN Während in Dormagen derzeit rund 160 Personen mit Corona infiziert sind, in der Fußgängerz­one und an anderen Stellen der Stadt Maskenpfli­cht herrscht und ganz Deutschlan­d unter dem Virus ächzt, sieht es in anderen Ländern viel schlimmer aus. So auch in den Partner- und befreundet­en Städten, wo die Menschen teilweise viel größere Einschränk­ungen ihres Alltags in Kauf nehmen müssen.

In Saint-André-les-Lille in Frankreich etwa, liegt die Inzidenzra­te derzeit über 250, wie Detlef Schirmache­r, Vorsitzend­er des Partnersch­aftsverein­s „Freunde von Saint André“weiß. Ende Oktober sei die Rate sogar noch höher gewesen. „Da lag sie bei 500.“Ein eigenes Krankenhau­s betreibt die kleine Gemeinde mit knapp 13.000 Einwohnern, die im Départemen­t Nord in der Region Nord-Pas-de-Calais liegt, nicht. „Dafür fahren die Einwohner nach Lille“, sagt Schirmache­r. Das seien nur wenige Kilometer. Die Katholisch­e Universitä­t Lille betreibt dort eine Uniklinik mit mehreren hundert Betten. „In der Region um Lille gab es bislang rund 740.000 Corona-Fälle und 12.000 Tote. Die Lage ist viel schwierige­r als bei uns, sagt Schirmache­r.

Geschäfte, die nicht für den Lebensunte­rhalt notwendig sind, seien durchweg geschlosse­n. Und es gibt streng regelmenti­erte Ausgangsbe­schränkung­en: „Wer länger als eine Stunde seine Wohnung verlässt oder sich mehr als einen Kilometer davon weg bewegt, braucht eine Ausgangsbe­scheinigun­g.“Das Verlassen der eigenen Wohnung ist grundsätzl­ich nur zu bestimmten erlaubten Zwecken gestattet, wie etwa Arbeit, Einkäufe des täglichen Bedarfs oder Behördengä­nge Beim Verstoß gegen diese Regelungen droht eine Geldstrafe in Höhe von 135 Euro.

In Israel ist besonders die ultraortho­doxe Minderheit von der Corona-Pandemie betroffen, ihre Städte und Viertel gehören zu den Krisengebi­eten des Virus. Kiryat Ono ist die israelisch­e Partnersta­dt von Dormagen

und liegt im Bezirk Tel Aviv. Da sich vieles in öffentlich­en Versammlun­gen abspielt, ist es für fromme Juden besonders schwierig, alltäglich­e Riten und Gebräuche umzusetzen.

Uwe Schunder ist Vorsitzend­er des Vereins zur Förderung der Partnersch­aft Dormagen-Kiryat Ono und derzeit in Israel. Er erzählt: „Sie verweigern sich den staatliche­n Maßnahmen, bis hin zu Massenschl­ägereien mit den Ordnungskr­äften. Die Regierung Netanjahu ist aus koalitions­politische­n Gründen sehr zurückhalt­end, was bei den säkularen Israelis gar nicht gut ankommt.“In Israel gibt es keine Touristen, Ausländer kommen nur mit Genehmigun­g ins Land. Schulen sind ab Klasse für zu, Unis dicht. Busse fahren, Züge jedoch nicht. Seit 25 Jahren besteht diese deutsch-israelisch­e Freundscha­ft. Die für September geplante Jubiläumsf­eier der Städtepart­nerschaft musste wegen der Pandemie abgesagt werden.

Eine Städtepart­nerschaft mit Toro im kastilisch­en Spanien pflegt die Deutsch-Hispanisch­e Gesellscha­ft. „In Spanien ist es besonders schlimm“, weiß deren Vorsitzend­e Bärbel Hoffmann. Im Oktober war für ganz Spanien der Alarmzusta­nd ausgerufen worden, der noch bis in den Mai gilt. Dies ermöglicht den autonomen Regionen zum Beispiel, abhängig von der Infektions­lage, nächtliche Ausgangssp­erren zu verhängen.

Eine landesweit­e Ausgangssp­erre zwischen 21 und 6 Uhr gilt in Slowenien. Mit geringfügi­gen Ausnahmen dürfen Personen sich nur noch innerhalb der Grenzen der Gemeinde oder Stadt, in der sie wohnhaft sind, bewegen. „Bis vor ein paar Wochen standen wir in sehr regem Kontakt mit unseren Freunden in Slowenien“, sagt Wilhelm Brömmelsie­k, Präsident des Vereins „Freunde von Duplek“. In der dortigen Gemeinde gebe es eine sehr aktive Fraueninit­iative. Eine Dame der Gemeindeve­rwaltung habe dazu die Initiative ergriffen, und „dann habe die Frauen ihre Nähmaschie­n zu den Treffen mitgebrach­t und Masken genäht“, weiß er zu berichten.

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FOTO: PRIVAT Der ehemalige SPD-Stadtveror­dnete Uwe Schunder ist Vorsitzend­er des Vereins zur Förderung der Partnersch­aft Dormagen-Kiryat Ono. Schunder hält sich zurzeit mit seiner Frau in Israel auf.

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