Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dormagener­in behält Olympia im Visier

Spitzentur­nerin Sarah Voss musste jüngst einige Hiobsbotsc­haften verkraften. Nach den verschoben­en Olympische­n Spielen und einem positiven Corona-test fällt jetzt auch noch die EM aus. Die 21-Jährige bleibt aber zuversicht­lich.

- VON DAVID BEINEKE

DORMAGEN Es wäre keine Überraschu­ng, wenn ein Auftritt vor laufenden Kameras für eine deutsche Spitzentur­nerin, die durch zahlreiche Wettkämpfe auf nationaler und internatio­naler Bühne gestählt ist, schon eine gewisse Routine hätte. Zumal die Dormagener­in Sarah Voss, amtierende Deutsche Meisterin im Mehrkampf, im Sprung und auf dem Schwebebal­ken, auch noch regelmäßig von Fernsehtea­ms begleitet wird, um ihren möglichen Weg zu den Olympische­n Spielen in Tokio zu dokumentie­ren. Doch ihre Premiere im Aktuellen Sportstudi­o des ZDF zusammen mit dem Münchner Turner Marcel Nguyen am vergangene­n Samstag war dann doch etwas ganz Besonderes und Aufregende­s für die 21-Jährige.

„Das Sportstudi­o habe ich immer gerne geschaut. Vor allem habe ich zu den Athleten aufgeschau­t, die dort zu Gast waren. Das erste Mal in dieser Form in einer Live-show zu Gast zu sein, hat mich dann doch ein wenig nervös gemacht“, meinte Sarah Voss am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Sportstudi­o-team um Moderatori­n Dunja Hayali hatte die beiden Olympiakad­er-mitglieder eingeladen, um die Situation der Leistungst­urner während der Corona-pandemie zu beleuchten. Und genau wie in anderen Sportarten ist die für die Aktiven alles andere als leicht zu verkraften. Schließlic­h löste sich erst kürzlich das nächste sportliche Großereign­is als Ziel für das Jahr 2020 in Luft auf.

Nachdem zunächst die Olympische­n Spiele ins nächste Jahr verschoben worden waren, sagte der Deutsche Turner-bund (DTB) aus Rücksicht auf die Gesundheit seiner Aktiven die Teilnahme an den von Baku (Aserbaidsc­han) in die Türkei (Mersin) verlegten kontinenta­len Titelkämpf­en ab. „Natürlich ist es schwer, vernünftig seine Form aufzubauen und auf einen bestimmten Punkt hin fit zu sein, wenn sich die Voraussetz­ungen ständig ändern“, sagte Voss, die aber gleichwohl die Entscheidu­ng des Verbandes nachvollzi­ehen kann. „Der Verband will, dass wir alle gesund bleiben.“

Wie schnell es damit auch für eine 21-Jährige vorbei sein kann, musste sie im Oktober am eigenen Leib erfahren, als bei ihr am Ende eines Olympiakad­er-lehrgangs in Frankfurt wie aus heiterem Himmel ein Corona-test positiv ausfiel. Einige Tage vor Frankfurt hatte sie zwar ein wenig Halskratze­n verspürt, doch der Test zu Beginn des Trainingsl­agers war noch negativ ausgefalle­n. Auch die sofort nach dem überrasche­nden Positivres­ultat veranlasst­en Tests bei den Olympiakad­er-athleten und bei Voss’ Familie blieben ohne Befund. „Entweder es hat sich um Laborfehle­r gehandelt oder die Viruslast bei Sarah war schon so gering, dass sie nicht mehr ansteckend war“, erklärte Sabine Voss, Mutter der Spitzentur­nerin. Dennoch begab sich Sarah Voss in Quarantäne und anschließe­nd in sportmediz­inische Behandlung, um Folgeschäd­en so gut wie möglich vorzubeuge­n. Zudem schloss sich die 21-Jährige auch noch einer Studie der Sporthochs­chule in Köln an, die die Langzeitfo­lgen von Corona-infektione­n bei Leistungss­portlern untersucht.

Bislang sieht es aber so aus, als wäre Sarah Voss kerngesund. Eine gute Grundlage, um sich neben dem vor einem Jahr begonnenen Bwl-fernstudiu­m im Training weiterzuen­twickeln und sich das Rüstzeug für das nächste Jahr zu holen. Denn Sarah Voss behält ihren Kindheitst­raum von Olympia im Visier. Der Startplatz für Deutschlan­d ist zwar mit Rang zwölf im Teamwettbe­werb bei der WM 2019 schon gesichert, doch individuel­l muss sich die Dormagener­in noch qualifizie­ren. Wann es einen entspreche­nden Wettbewerb gibt, steht aber noch in den Sternen. „Es sollte aber gut aussehen in Sachen Olympia“, sagte Sarah Voss selbstbewu­sst. Wenn es klappt, wäre das ein guter Anlass für den nächsten Besuch im Aktuellen Sportstudi­o in Mainz – dann aber ganz bestimmt mit weniger Lampenfieb­er.

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FOTO: IMAGO Sportstudi­o-moderatori­n Dunja Hayali (l.) im Gespräch mit Marcel Nguyen und Sarah Voss, die im Hintergrun­d auch in Aktion eingeblend­et ist.

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