Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Dormagenerin behält Olympia im Visier
Spitzenturnerin Sarah Voss musste jüngst einige Hiobsbotschaften verkraften. Nach den verschobenen Olympischen Spielen und einem positiven Corona-test fällt jetzt auch noch die EM aus. Die 21-Jährige bleibt aber zuversichtlich.
DORMAGEN Es wäre keine Überraschung, wenn ein Auftritt vor laufenden Kameras für eine deutsche Spitzenturnerin, die durch zahlreiche Wettkämpfe auf nationaler und internationaler Bühne gestählt ist, schon eine gewisse Routine hätte. Zumal die Dormagenerin Sarah Voss, amtierende Deutsche Meisterin im Mehrkampf, im Sprung und auf dem Schwebebalken, auch noch regelmäßig von Fernsehteams begleitet wird, um ihren möglichen Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio zu dokumentieren. Doch ihre Premiere im Aktuellen Sportstudio des ZDF zusammen mit dem Münchner Turner Marcel Nguyen am vergangenen Samstag war dann doch etwas ganz Besonderes und Aufregendes für die 21-Jährige.
„Das Sportstudio habe ich immer gerne geschaut. Vor allem habe ich zu den Athleten aufgeschaut, die dort zu Gast waren. Das erste Mal in dieser Form in einer Live-show zu Gast zu sein, hat mich dann doch ein wenig nervös gemacht“, meinte Sarah Voss am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Sportstudio-team um Moderatorin Dunja Hayali hatte die beiden Olympiakader-mitglieder eingeladen, um die Situation der Leistungsturner während der Corona-pandemie zu beleuchten. Und genau wie in anderen Sportarten ist die für die Aktiven alles andere als leicht zu verkraften. Schließlich löste sich erst kürzlich das nächste sportliche Großereignis als Ziel für das Jahr 2020 in Luft auf.
Nachdem zunächst die Olympischen Spiele ins nächste Jahr verschoben worden waren, sagte der Deutsche Turner-bund (DTB) aus Rücksicht auf die Gesundheit seiner Aktiven die Teilnahme an den von Baku (Aserbaidschan) in die Türkei (Mersin) verlegten kontinentalen Titelkämpfen ab. „Natürlich ist es schwer, vernünftig seine Form aufzubauen und auf einen bestimmten Punkt hin fit zu sein, wenn sich die Voraussetzungen ständig ändern“, sagte Voss, die aber gleichwohl die Entscheidung des Verbandes nachvollziehen kann. „Der Verband will, dass wir alle gesund bleiben.“
Wie schnell es damit auch für eine 21-Jährige vorbei sein kann, musste sie im Oktober am eigenen Leib erfahren, als bei ihr am Ende eines Olympiakader-lehrgangs in Frankfurt wie aus heiterem Himmel ein Corona-test positiv ausfiel. Einige Tage vor Frankfurt hatte sie zwar ein wenig Halskratzen verspürt, doch der Test zu Beginn des Trainingslagers war noch negativ ausgefallen. Auch die sofort nach dem überraschenden Positivresultat veranlassten Tests bei den Olympiakader-athleten und bei Voss’ Familie blieben ohne Befund. „Entweder es hat sich um Laborfehler gehandelt oder die Viruslast bei Sarah war schon so gering, dass sie nicht mehr ansteckend war“, erklärte Sabine Voss, Mutter der Spitzenturnerin. Dennoch begab sich Sarah Voss in Quarantäne und anschließend in sportmedizinische Behandlung, um Folgeschäden so gut wie möglich vorzubeugen. Zudem schloss sich die 21-Jährige auch noch einer Studie der Sporthochschule in Köln an, die die Langzeitfolgen von Corona-infektionen bei Leistungssportlern untersucht.
Bislang sieht es aber so aus, als wäre Sarah Voss kerngesund. Eine gute Grundlage, um sich neben dem vor einem Jahr begonnenen Bwl-fernstudium im Training weiterzuentwickeln und sich das Rüstzeug für das nächste Jahr zu holen. Denn Sarah Voss behält ihren Kindheitstraum von Olympia im Visier. Der Startplatz für Deutschland ist zwar mit Rang zwölf im Teamwettbewerb bei der WM 2019 schon gesichert, doch individuell muss sich die Dormagenerin noch qualifizieren. Wann es einen entsprechenden Wettbewerb gibt, steht aber noch in den Sternen. „Es sollte aber gut aussehen in Sachen Olympia“, sagte Sarah Voss selbstbewusst. Wenn es klappt, wäre das ein guter Anlass für den nächsten Besuch im Aktuellen Sportstudio in Mainz – dann aber ganz bestimmt mit weniger Lampenfieber.