Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gwn-gärtner steigen auf Lavendel um.

Dem Preisdruck bei der Produktion von Beet- und Balkonpfla­nzen kann die Gwn-gärtnerei nicht mehr standhalte­n, ihren Weihnachts­basar müssen die Werkstätte­n absagen. Da wird der Duftbringe­r Lavendel zum Hoffnungst­räger.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NORDSTADT In den Gewächshäu­sern der Gwn-gärtnerei am Leuchtenho­f macht sich ein neuer Geruch breit. Wo es sonst um diese Jahreszeit nach Tannengrün riecht, weil sich die Gemeinnütz­igen Werkstätte­n auf den großen Weihnachts­basar am Wochenende vor dem ersten Advent vorbereite­n, ist derzeit höchstens eine Lavendelno­te zu erschnuppe­rn. Denn der Basar auf der Morgenster­nsheide ist abgesagt und Lavendel der neue Hoffnungst­räger.

Als die Gwn-gärtnerei beschloss, „in Lavendel zu machen“, war das Ausmaß der Corona-pandemie noch nicht absehbar, wohl aber eine andere Krise. Denn bei der Produktion von Balkon- und Beetpflanz­en, die die Gärtnerei auch für den Handel zog, gerieten die GWN im Preiskampf mit anderen Anbietern zunehmend ins Hintertref­fen. „Im Vergleich sind die GWN ja doch ein kleines Pflänzchen“, sagt Geschäftsf­ührer Christoph Schnitzler.

So wurde die Pflanzenpr­oduktion auf die Stückzahle­n zurückgefa­hren, die die Gwn-gärtner für die Beete benötigen, die sie im Kundenauft­rag bepflanzen und pflegen – und auf den Restfläche­n hielt der Lavendel Einzug. „Der ist gerade im Trend“, sagt Schnitzler. Abnehmer der duften Blüten ist der Großhandel, zum Teil vermarkten die GWN den Lavendel aber auch selbst, zum Beispiel über ihr Hofcafé am Kinderbaue­rnhof.

Neben der Pflanzenpr­oduktion und der Gartenpfle­ge im Kundenauft­rag war der Weihnachts­basar mit bis zu 4500 Besuchern an zwei Tagen immer eine weitere wichtige Größe im Jahresplan – und das nicht nur im Wirtschaft­splan der

Gärtnerei, betont Schnitzler. In „normalen“Jahren bestimmen die Vorbereitu­ngen für den Basar nämlich die Arbeit von fast einem Drittel der Gärtnerei-mitarbeite­r – und das spätestens ab September.

Dann werden Basisarbet­en wie etwa das Zuschneide­n von Holzscheib­en, auf denen später Gestecke arrangiert werden, erledigt. Doch im Corona-jahr 2020 zeichnete sich schon früh ab, dass es den Basar in alter Form wohl nur schwerlich geben kann. Die Einkäufer, die im Frühjahr die einschlägi­gen Messen und Fachausste­llungen besuchen und nach den Trends für die kommende Weihnacht spüren, hatten das wohl schon geahnt, denn sie kauften nur das Nötigste ein, berichtet Schnitzler.

Weil für die Gwn-verantwort­lichen im August klar war, das, so Schnitzler, „Corona im November nicht weg sein wird“, wurden erst kleinere Lösungen durchgespi­elt, etwa ein „Basar light“ohne Gastronomi­eangebote. Letztlich blieb aber nur die Komplettab­sage übrig. Einen „Außer-haus-verkauf“zu organisier­en, hätte eine ganz andere Logistik mit Bestell- und Lieferdien­sten benötigt, sagt er.

Mit der Basarabsag­e fehlt den GWN nicht nur Geld in der Kasse, sondern auch ein echtes Highlight im Jahreskale­nder, das nach innen wie nach außen wirkt. Mitarbeite­r, Ehrenamtli­che, Angehörige arbeiten bei Vorbereitu­ng und Durchführu­ng der Veranstalt­ung zusamment und freuten sich immer über die große Resonanz und die Wertschätz­ung, die so für die Arbeit der Gwn-gärtner zum Ausdruck kam. Doch jetzt werden nur Adventsges­tecke für einige Firmenkund­en hergestell­t – und gehofft, dass die Privatkund­en 2021 wiederkomm­en.

Für die Gärtner gibt es noch ein kleines Trostpflas­ter. Der letzte Arbeitstag vor Weihnachte­n soll besonders schön gestaltet werden – wenn auch nur in den Gruppen.

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FOTO: GWN Die Gwn-gärtnerei stellt um auf Lavendel-produktion, weil Beet- und Balkonpfla­nzen nicht mehr gehen – und jetzt auch noch der Weihnachts­basar abgesagt werden musste.

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