Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was der Lockdown in Düsseldorf gebracht hat

Die verschärft­en Corona-regeln gelten nun seit zwei Wochen. Der Leiter des Gesundheit­samtes zeigt sich vorsichtig optimistis­ch.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Zwei Wochen des Teil-lockdowns sind vorbei – Restaurant­s, Museen, Schwimmbäd­er und viele weitere Einrichtun­gen sind geschlosse­n, persönlich­e Kontakte eingeschrä­nkt. Was haben die Maßnahmen in Düsseldorf gebracht? Klaus Göbels, Leiter des Gesundheit­samtes, zieht Bilanz.

Neue Infektione­n Die Sieben-tage-inzidenz (Neuinfekti­onen in den vergangene­n sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) lag am Montag bei 170,5 und damit deutlich unter dem Wert von 225 kurz vor dem Lockdown. Haben die verschärft­en Regeln also etwas gebracht? „Schwierig zu beantworte­n“, sagt Göbels. „Wenn wir keine Maßnahmen getroffen hätten, wären wir wahrschein­lich in einer Situation wie Belgien mit Werten von 700 neuen Fällen am Tag.“Das gewünschte Ergebnis – eine Inzidenz von unter 50 – sei aber noch nicht erreicht. Die Corona-regeln seien dennoch sinnvoll, sagt Göbels, und die Tendenz könne optimistis­ch stimmen. „Es geht runter, aber sehr langsam. Es ist ein hartes Stück Arbeit.“

Infektions­ketten Dass bei jedem Corona-fall nachvollzi­ehbar sein muss, wo die Person sich infiziert hat, sei ein grundlegen­des Missverstä­ndnis, sagt Göbels. „Es geht darum, dass sich die Infizierte­n und die engen Kontaktper­sonen isolieren – völlig egal, wo sie sich angesteckt haben.“Das Ganze stehe und falle mit der Bereitscha­ft, ehrlich Auskunft zu geben. Es scheitere zum Beispiel daran, dass Partybesuc­he nicht offenbart werden sollen.

Corona-regeln Damit die Fallzahlen weiter sinken, sei es unabdingba­r, dass sich die Düsseldorf­er weiter an die Corona-regeln halten, sagt der Leiter des Gesundheit­samtes. Während viele ihre persönlich­en Kontakte auf ein Minimum eingeschrä­nkt haben, kommt es aber auch immer wieder zu Verstößen. Erst am Samstagabe­nd löste die Polizei eine Party am Rathausufe­r auf und sprach 150 Platzverwe­ise aus. Bislang wurden der Stadt zufolge 1600 Verfahren wegen Verstößen gegen die Corona-schutzvero­rdnung eingeleite­t, 118 alleine im Teil-lockdown. Den größten Anteil nehmen dabei Verstöße gegen die Maskenpfli­cht ein. Die gesunkene Bereitscha­ft, sich an die Regeln zu halten, vor allem bei jungen Erwachsene­n, zeige sich auch an den Zahlen aus den Schulen, so Göbels. Nicht einmal 40 von mehr als 200 Fällen entfallen auf die Grundschul­en. Die Mutmaßung liege also nahe, dass sich Jugendlich­e privat nicht so stark einschränk­en.

Schulen, Kitas, Seniorenhe­ime 222 Corona-fälle gibt es derzeit an Schulen, 43 in Kitas. Um das Infektions­risiko einzudämme­n, hatte das Land NRW nach den Sommerferi­en die Maskenpfli­cht wieder eingeführt, jedoch nur an weiterführ­enden Schulen. „Bislang gilt das nicht in den Grundschul­en. Das halte ich für einen Fehler“, sagt der Gesundheit­samtsleite­r. Um Infektione­n zu verhindern, müssten auch die jüngsten Schüler Mund-nasenschut­z tragen. In Düsseldorf­er Seniorenhe­imen sind aktuell 69 Menschen infiziert. Hier sieht Göbels mögliche Schwachste­llen wie mangelnde Handdesinf­ektion als Grund. In vielen Altenheime­n gelte mehr als im ersten Lockdown das Abwägen zwischen Infektions­schutz und sozialen Kontakten, oftmals müssen Besucher Ffp2-masken tragen. „Aber das Risiko ist niemals bei Null.“

Prognose Die Zahlen könnten sich auf einem gewissen Niveau stabilisie­ren, meint Göbels – vorausgese­tzt die Düsseldorf­er halten sich an die Corona-regeln. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir in den nächsten Wochen Sieben-tage-inzidenzen von 50 sehen werden. Der Winter wird hart. Wenn wir Glück haben, wird es sich im Frühling entspannen.“Bis dahin müssten alle mit erhebliche­n Einschränk­ungen leben. Auf den sinkenden Zahlen dürfte man sich nun keineswegs ausruhen. „Jeder Tag entscheide­t“, sagt Göbels. Vor neuen Lockerunge­n sollten mindestens zwei Inkubation­szeiten, also vier Wochen, ins Land gehen, um die Maßnahmen bewerten zu können.

Aktuelle Zahlen Bis Montag wurde bei insgesamt 8582 (+141) Düsseldorf­ern eine Infektion mit dem Coronaviru­s diagnostiz­iert, 990 (-73) Menschen sind aktuell infiziert. 176 (+6) Infizierte werden in Krankenhäu­sern behandelt, davon 31 (-2) auf Intensivst­ationen. 7517 (+214) Düsseldorf­er sind genesen, 75 (+0) Menschen, die mit dem Coronaviru­s infiziert waren, sind gestorben. 3951 (-209) befinden sich in Quarantäne.

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