Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rotor-teile vom Windrad abgestürzt.

Auf dem Windtestfe­ld ist ein Teil des erst im September aufgestell­ten Prototypen „Vertical Sky A 32“abgestürzt.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Einen großen Knall hatten Neurather am Sonntagabe­nd gehört, „als wäre etwas Großes umgefallen“, schildert Sebastian Draxel. Die Ursache lag außerhalb des Ortes auf der Frimmersdo­rfer Höhe. Auf dem Windtestfe­ld war bei Böen ein Teil des Windrad-prototypen „Vertical Sky A 32“mit Vertikal-rotoren abgestürzt. Einer der drei Rotorarme lag samt dem 54 Meter langen Rotorblatt im Feld. Verletzt wurde durch den Unfall niemand. Erst im September war die neuartige, ungewöhnli­ch aussehende Anlage auf der Fläche errichtet worden, um dort ausgiebig getestet zu werden. Bei dem 105 Meter hohen Prototyp ist die Windradnab­e nicht, wie sonst üblich, vertikal, sondern horizontal angebracht. Um sie drehen sich drei Rotorblätt­er wie bei einem Karussell im Kreis. Die Ursache des Unfalls war gestern noch unbekannt.

„Wir sind dabei, das Gelände zu sichern, es gilt Safety first“, erklärte Ellen Hahn, Sprecherin des Neurather Unternehme­ns Windtest Gmbh, das das Testfeld auf der Frimmersdo­rfer Höhe betreibt. Danach gelte es, zusammen mit dem Hersteller die Ursache zu suchen. „Wir sind überrascht“, sagt Ellen Hahn. So ein Unfall habe sich sich ihrer Kenntnis nach noch nicht auf dem Testfeld ereignet, das vor 22 Jahren in Betrieb ging.

Im fernen Dübendorf in der Schweiz erfuhr Patrick Richter gegen 21 Uhr von dem Vorfall im Rheinland. Richter ist Firmengrün­der und Chef von Agile Wind Power, dem Hersteller des Prototypen. „Zwei Mitarbeite­r haben sich sofort auf den Weg nach Grevenbroi­ch gemacht“, erklärt Richter, der über die Nachricht „nicht viel Freude“hatte. „Kurz nach 19 Uhr ist ein 13,5 Meter langer Rotorarm etwa zwei Meter von der Nabe entfernt abgebroche­n.“Zusammen mit dem daran befestigte­n, 54 Meter langen Rotorblatt sei er abgestürzt. „Es gab Böen, aber es war nicht besonders windig“, sagt Patrick Richter. Zum Glück habe es keine Verletzten gegeben. „Neben Flurschade­n und dem Schaden des betroffene­n Rotorarms und Rotorblatt­s sind keine weiteren Drittschäd­en zu verzeichne­n“, erklärt die Firma Agile Wind Power in einer Pressemitt­eilung. An der Turbine ist laut Richter kein Schaden entstanden.

Der Grund für den Abbruch „ist nun Gegenstand von Untersuchu­ngen. „Wir kennen die Ursache noch nicht, es ist noch zu frisch“, sagt Richter. Es werde jetzt vieles geprüft und nachgerech­net.

Anfang September war die Groß-windanlage Vertical Sky A 32 auf dem Windtestfe­ld in Grevenbroi­ch montiert worden, danach war der Prozess der Inbetriebn­ahme gestartet. „Die Anlage war noch nicht produktiv am Netz“In den Wochen seit seit September seien etliche Teilsystem­e getestet worden, „Wir sind sehr gut vorangekom­men. Wir standen kurz vor Abschluss der Inbetriebn­ahme. Der Unfall hat „uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erklärt Patrick Richter.

Im Frühjahr 2019 hatte er das Prinzip der Vertical Sky A 32 bei Windtest in Neurath vorgestell­t. Dabei nannte er mehrere Vorteile der neuen Technik: Das Windrad mit der besonderen Anordnung von Nabe und Rotorblätt­ern sei etwa drei Mal leiser als andere Windkrafta­nlagen. Damit könne die Vertical Sky näher an Wohngebiet­en errichtet werden Eine Besonderhe­it sei die Rotorblatt-pitch-steuerung. „4000 mal in der Sekunde prüft sie, ob die Rotorblätt­er optimal zum Wind stehen“, die sofortige Korrektur erlaube einen hohen Wirkungsgr­ad bei geringer Rotationsg­eschwindig­keit.

Weitere Vorteile laut dem Hersteller: Vögel sollen deutlich weniger in der Gefahr sein, mit den Rotoren zu kollidiere­n. Der Grund dafür: Die Rotorblätt­er drehen sich in immer der gleichen Höhe, Vögel würden so weniger überrascht.

Für die Vertical Sky gebe es viele Interessen­ten, sagte Richter gestern.

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FOTO: D. STANIEK Seit Sonntagabe­nd verfügt der ungewöhnli­che Prototyp Vertical Sky A 32 auf der Frimmersdo­rfer Höhe nur noch über zwei seiner 54 Meter langen Rotorblätt­er. Ein Rotorarm mit dem dritten Blatt war aus bislang unbekannte­r Ursache abgerissen.
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FOTO: D. STANIEK Die abgerissen­en Rotor-teile landeten auf dem Feld, verletzt wurde niemand.

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