Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Erinnerungen an 40 Jahre Krankenhaus
Das heutige Rheinland Klinikum feiert runden Geburtstag. Irmgard Bach und Monika Schneider waren von Anfang an dabei.
HACKENBROICH Wenn Irmgard Bach (60) und Monika Schneider (62) über die ersten Arbeitstage im neuen Krankenhaus erzählen, dann kommen die beiden Krankenschwestern ins Schwärmen: „Es war eine wunderschöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, sagt Irmgard Bach aus Gierath, und Monika Schneider aus Rheinfeld betont: „Das war ein tolles Gefühl, dieses neue Haus mit gestalten zu können.“Die beiden sind seit 40 Jahren im Krankenhaus an der Dr.-geldmacher-straße in Hackenbroich beschäftigt und haben ihren Dienst dort bereits am 1. Oktober 1980 angetreten.
Neben Fachwissen waren in den ersten Wochen auch Pioniergeist und Flexibilität gefragt, denn die Ärzte und Pflegekräfte kamen in ein noch komplett leeres Krankenhaus, das sie selbst mit einräumten. „Es gab zunächst nicht mal Tische und Stühle“, erinnert sich Monika Schneider, „wir haben auf dem Boden gesessen“. Irmgard Bach wartete derweil mit ihren Kolleginnen und Kollegen „sehnsüchtig“auf neue Lieferungen: „Wir haben die Betten reingerollt und das Bettzeug bezogen, als dann endlich die Wäsche da war.“Schränke mussten mit Verbandszeug, medizinischen Geräten und Medikamenten bestückt werden. Das alles wurde mit großer Begeisterung erledigt: „Wir haben dafür gebrannt, waren richtig heiß darauf, alles einzurichten“, erzählt Irmgard Bach lachend. Und wenn es gerade mal nichts zu räumen, rollen oder schieben gab, dann spielte das Personal in den langen Fluren und leeren Räumen eben solange Tischtennis. Neben alten Zeitungsartikeln aus der NGZ, in denen über die Eröffnung berichtet wird, hat Irmgard Bach auch einige Fotos aufbewahrt, die diese doch eher ungewöhnliche Beschäftigung in einer Klinik belegen. Bis Mitte November habe man das Haus gemeinsam eingerichtet, dann kamen die ersten Patienten.
An den ersten Kranken kann sich Irmgard Bach, die in der Unfallchirurgie angefangen hat, noch gut erinnern: „Es war ein Mann mit Knochenbrüchen, der aus der Uniklinik Düsseldorf nach Dormagen verlegt worden war.“Aber nicht nur Patienten, sondern auch eine ganze Reihe von Mitarbeitern seien vom Universitätsklinikum nach Dormagen gekommen, berichtet Monika Schneider: Professor Dr. Dieter Moschinski – später jahrzehntelang Chefchirurg am Dormagener Krankenhaus – habe sie damals mit einigen anderen Pflegekräften aus Düsseldorf „mitgebracht“, erinnert sie sich.
Vieles habe sich seit damals geändert – aber längst nicht alles. Der Pflegenotstand zum Beispiel war bereits 1980 ein Thema, was sich den damaligen Berichten in der NGZ entnehmen lässt. So heißt es dort: „Von den angestrebten 207 Pflegekräften konnten bisher … nur 150 eingestellt werden. Erfolgversprechend ist die Personalsuche in Großbritannien, wo bereits auf eine einzige Anzeige hin 16 Schwestern verpflichtet werden konnten.“Wegen des Personalmangels konnten nach der Eröffnung im November 1980 zunächst nur 240 der 364 Betten des Hauses belegt werden, die Stationen wurden nach und nach in Betrieb genommen. Das neue Krankenhaus, das für rund 100 Millionen Mark errichtet worden war, gliederte sich in sechs Fachabteilungen: Medizinische Klinik, Frauenklinik und Geburtshilfe, Orthopädische Klinik, Anästhesie- und Intensivpflege, Hals-nasen-ohren-abteilung sowie Radiologie- und Nuklearmedizin. Die Mitarbeiterzahl stieg schnell an – auf 408 Ende des Jahres 1983. Heute sind im Rheinland Klinikum Dormagen rund 700 Mitarbeiter tätig, pro Jahr werden rund 13.300 Patienten stationär und rund 28.300 ambulant behandelt.
Der Arbeitsalltag habe sich für die Pflegekräfte in den vergangenen vier Jahrzehnten doch sehr verändert, sagt Irmgard Bach. „Heute verbringen wir viel Zeit mit der Dokumentation. Das gab es damals nicht – und so konnten wir uns mehr um die Patienten kümmern.“In der Notaufnahme, in der sie seit rund 15 Jahren tätig ist, sei die Arbeit körperlich sehr anstrengend für das Personal – besonders jetzt wegen der Corona-pandemie. „Wir sind die erste Anlaufstelle, da geht es schon mal heiß her – etwa nach einem Verkehrsunfall mit Schwerverletzten. Und wenn Verdachtsfälle auf Covid-19 eingeliefert werden, müssen wir jedes Mal neu die komplette Schutzkleidung anlegen – darunter schwitzt man doch sehr.“
Wer ihren Beruf erlernen wolle, müsse sich durchsetzen können, aber gleichzeitig einfühlsam sein und die Berufung dazu mitbringen. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten im Schichtdienst und an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern gehörten ebenfalls zum Pflegeberuf dazu, „das ist heute für viele nicht mehr attraktiv“. Insgesamt wünscht sie sich größere Wertschätzung ihrer Tätigkeit – und auch mal ein Dankeschön von den Patienten. Das höre man heute nicht mehr so häufig.
Monika Schneider betont, dass sie sich auch nach 40 Jahren an ihrer Arbeitsstätte noch sehr wohlfühle und die guten Rahmenbedingungen schätze: „Das hier ist mein Wohnzimmer“, sagt sie lachend. Gerade in ihrer Abteilung, der Endoskopie, sei die Arbeit abwechslungsreich und aus medizinischer Sicht sehr interessant. Sie sehe aber auch, dass die Arbeit auf den Stationen in den vergangenen Jahrzehnten fordernder geworden sei: „Heute sind weitaus mehr ältere, vorerkrankte Patienten da und auch mehr Menschen mit Übergewicht – das ist körperlich anstrengend für das Pflegepersonal.“