Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rübenernte läuft – Pandemie erhöht Zuckerverbrauch
ROMMERSKIRCHEN Starke Landmaschinen bestimmen derzeit das Bild auf Feldern in und um Rommerskirchen. Während die Rübenernte in den meisten anderen Regionen bereits abgeschlossen ist, sind im Rheinland noch größere Flächen zu roden. Noch etwa bis Mitte Dezember wird das dicke Wurzelgemüse auf den heimischen Feldern geerntet, schätzt Hubertus Velder, stellvertretender Vorsitzender des Rübenbauern Verbands.
Der größte Teil davon wird später zu Zucker verarbeitet. „Der Zuckerabsatz ist seit Jahren stabil bis leicht rückläufig“, sagt Velder. Aber: „Zu Corona-zeiten wird deutlich mehr Haushaltszucker verbraucht. Die Kilogramm-tüten waren vor Corona Ladenhüter. Außer zu Weihnachten und zu Ostern. Im Moment gehen sie aber ganz gut.“Durch den Einbruch des Verbrauchs an anderen Stellen, etwa in der Gastronomie, werde das aber wieder relativiert.
Zuckerrüben gebe es viele verschiedene: „Zuckerreiche, ertragsreiche, sehr blattgesunde Sorten, breitere und spitzere Formen“, zählt Velder auf. Die größten Abnehmer finden sich nach wie vor in der Industrie, etwa bei den Herstellern von Getränken oder Fruchtbonbons. Neben Zucker werden aus den Rüben auch Futtermittel, wie Rübenschnitzel und Melasse, oder Ethanol hergestellt. „Hier vor Ort haben wir mehrere Millionen Verbraucher direkt vor der Tür, da macht Zucker am meisten Sinn“, erklärt Velder.
Dass die Rübenernte in Rommerskirchen so gut ausfällt, ist der besonderen Bodenbeschaffenheit geschuldet. Valder erläutert: „Wir haben hier eine so dicke Lössauflage, die fast einmalig auf der Welt ist.“Den Wettereinflüssen sei die Landwirtschaft zwar ausgeliefert, aber: „Wir haben politische Ertragseinbußen durch Wettbewerbsverzerrungen.“Damit meint der Fachmann zum Beispiel die „Gekoppelten Zahlungen“, durch die elf Mitgliedsstaaten der EU ihre Zuckerrübenbauern subventionieren. Deutschland hatte diese Subventionen bereits 2013 abgeschafft. „Hinzu kommen die Unterschiede in der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.“Nicht alles, was in anderen Eu-staaten zum Einsatz käme, dürfe auch in Deutschland verwendet werden. Insgesamt käme so ein Nachteil für die deutschen Zuckerrübenbauern von 500 bis 600 Euro pro Hektar zusammen. „Besonders ärgerlich ist, dass diese Produkte dann trotzdem als Zucker bei uns in den Regalen der Supermärkte landen“, findet Hubertus Velder. Und die Pflanzenschutzmittel dann gleich mit.