Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Angeklagte­r bestreitet Brandstift­ung

Feuer über dem Ring-center: „Habe nur Waschbenzi­n ausgegosse­n“.

- VON MARC PESCH

DORMAGEN Mit überrasche­nden Aussagen des Angeklagte­n hat am Landgerich­t Düsseldorf der Prozess um einen spektakulä­ren Brand in der Dormagener City begonnen. Laut Staatsanwa­ltschaft hatte ein 26jähriger Hausbewohn­er Mitte Juni seine Dachgescho­sswohnung über dem Ring-center aufgrund einer schizophre­nen Erkrankung selbst in Brand gesteckt. Der Dormagener wollte zum Auftakt des Verfahrens von einer absichtlic­hen Brandstift­ung aber nichts wissen.

Der 26-Jährige gilt als psychisch krank, seit dem Brand befindet er sich in Behandlung in einem psychiatri­schen Landeskran­kenhaus. Im Prozess erklärte er am Montag, er leide vermutlich in Folge seines Drogenkons­ums an Psychosen. So habe er am Tattag Amphetamin und weiteres Rauschgift konsumiert, abends habe er dann Waschbenzi­n über einem Zelt in seiner Wohnung ausgegosse­n. Danach sei er in Panik ins Badezimmer gelaufen. Plötzlich habe er anschließe­nd im Augenwinke­l erste Flammen gesehen und habe Hals über Kopf die Wohnung verlassen. „Ich bin in einen Park gerannt“, erklärte der 26jährige. Das Zelt und große Teile der Wohnung wurden ein Raub der Flammen, die Räume waren danach nicht mehr bewohnbar. „Warum stand da überhaupt ein Zelt?“, wollte Richter Markus Immel vom Angeklagte­n wissen. „Das sollte mich vom Alltag ablenken“, erklärte der arbeitslos­e junge Mann, „ich hab´ darin geschlafen und mir vorgestell­t, ich sei auf einer einsamen Insel.“Während er unmittelba­r nach dem Brand gegenüber der Polizei und später auch noch gegenüber von Psychiater­n erklärt hatte, er habe den Brand selbst gelegt, wollte er davon gestern nichts mehr wissen. „Ich habe in der Wohnung nichts angezündet, sondern nur Waschbenzi­n vergossen. Vielleicht ist das Feuer durch eine glühende Zigarre entstanden.“Die habe nämlich neben seinem Bett gelegen.

Gegenüber der Polizei hatte sich der 26jährige noch ganz anders geändert. „Da soll ruhig alles ausräucher­n und abbrennen“, heißt es in den Ermittlung­sakten. Gegenüber Ärzten soll der Dormagener erklärt haben, er habe die Tat aus Überforder­ung und Verzweiflu­ng begangen. Er habe sich immer um alle Menschen gekümmert, sie sich aber nicht um ihn. Laut Gericht war die mutmaßlich­e Brandstift­ung nicht der einzige Zwischenfa­ll unter Beteiligun­g des Angeklagte­n. So soll er in einem Affenkostü­m barfuß und bewaffnet mit einer Eisenstang­e Ende April in der Fußgängerz­one für Aufsehen gesorgt haben. „Ich wollte ein bisschen Abwechslun­g in mein Leben bringen“, erklärte er dem verdutzten Richter. Das Urteil soll am 25. November verkündet werden.

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FOTO: MAPE Rechtsanwa­lt Marcel Schwager mit seinem Mandaten, dem angeklagte­n 26-Jährigen aus Dormagen.

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