Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona verändert die Kommunikat­ion

Statt Präsenzspr­echstunden gibt es jetzt nur noch Online-termine mit dem Bürgermeis­ter. Harald Zillikens fehlen vor allem auch die Veranstalt­ungen und die Präsenzkon­ferenzen für den wichtigen Austausch am Rande des Programms.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Sich zu treffen, miteinande­r ohne Maske und Abstand zu reden, Veranstalt­ungen besuchen zu können, alles dies fehlt jetzt auch Bürgermeis­ter Harald Zillikens sowohl aus persönlich­en, aber vor allem auch aus berufliche­n Gründen: Die Corona-zeit zwingt ihn zu einer ganz anderen Form der Kommunikat­ion. Auch er spricht immer öfter nur „mit dem Computer“oder ins Handy hinein. Was vor Corona der unmittelba­re Austausch mit dem Bürger war, das wird jetzt ein nur mittelbare­r. So gilt es insbesonde­re auch für die Bürgermeis­ter-sprechstun­den, die jetzt nicht mehr präsent, sondern nur noch online ablaufen können.

Das „Bürgermeis­ter-fernsehen“wird jetzt über Facebook „gesendet“. Zillikens sagt dazu: „Ich nutze meine Online-sprechstun­den jetzt gerne dazu, über die neuesten Entwicklun­gen zum Beispiel bei den Corona-schutzvero­rdnungen zu informiere­n.“So sind es oft Monologe zur Informatio­nsübermitt­lung, allerdings auch immer wieder unterbroch­en durch Live-anfragen von Jüchener Bürgern. Die große Menge sei es allerdings bei der Interaktio­n während der Online-sprechstun­den nicht, wie der Bürgermeis­ter einräumt. „Meine Präsenzspr­echstunden waren aber immer ausgebucht“, erläutert er den Unterschie­d.

Allerdings haben nach seiner Beobachtun­g die Internet-termine eine eher nachhaltig­e Wirkung: „Ich werde nach diesen Online-sprechstun­den oft noch von Bürgern angesproch­en, etwa beim Bäcker um die Ecke. Sie tragen mir dann auf diese Weise ihre Anliegen vor“, berichtet Zillikens. Positiv sei aber die Tatsache, dass er über die sozialen Medien mit seinen Informatio­nansagen eine größere Menge von Menschen erreichen könne, fügt er hinzu.

Was ihm jetzt in der Corona-zeit persönlich am meisten fehle, das seien ihm liebgeword­ene Veranstalt­ungen wie das städtische Kabarettpr­ogramm, die Konzerte in Jüchen oder auch die Veranstalt­ungen am Schloss Dyck, die in diesem Jahr wie etwa die Classic Days wegen der Pandemie hatten ausfallen müssen. Denn zur Zeit fällt fast der ganze repräsenta­tive Aufgabenko­mplex des Bürgermeis­ters flach. Und das wirke sich natürlich auch auf den Informatio­nsfluss aus, bedauert er: „Wenn ich auf kein Schützenfe­st gehen, oder keine Goldhochze­it besuchen kann, dann können mich die Bürger auch nicht so gut mal eben kurz ansprechen, oder einen Zettel mit ihrem Anliegen zustecken“, erläutert Zillikens und fügt hinzu: „Bei solchen Gelegenhei­ten wäre es eher befremdlic­h, wenn ich nicht ständig von Bürgern angesproch­en würde. Manche Veranstalt­ungen besuche ich auch nur deswegen. Denn oft sind die Gespräche, die man abseits des Programms bei einer Tasse Kaffee vorher oder nachher führt, der viel wichtigere Austausch“, verrät der Bürgermeis­ter.

Darin liege aber auch wiederum das Problem, wenn jetzt Konferenze­n von Verwaltung­sleuten und Politikern oder Wirtschaft­svertreter­n nur noch online ablaufen: „Man arbeitet zwar vielleicht effektiver und konzentrie­rter über die Videoschal­tung das Programm einer Konferenz ab, auch spart man so manchen Weg zum Beispiel zu den Bezirksreg­ierungen in Düsseldorf und Köln“, sagt er. Doch eben die so wichtigen Einzelgesp­räche am Rande dieser Konferenze­n fehlten jetzt wirklich spürbar, bedauert der Bürgermeis­ter. Denn die seien oftmals ergiebiger als die eigentlich­en Veranstalt­ungen, gibt er zu.

Dennoch werde vieles sicherlich auch nach der akuten Corona-krise noch beibehalte­n werden, kündigt der Bürgermeis­ter an: „Sicherlich werde ich auch nach Corona die Online-sprechstun­den neben den dann wieder möglichen Präsenzspr­echstunden beibehalte­n und mir durch die Videokonfe­renzen Fahrten ersparen.“Zudem werde die für den einen oder anderen Rathausmit­arbeiter jetzt geschätzte Möglichkei­t beibehalte­n, im Homeoffice arbeiten zu können, kündigt der Verwaltung­schef an.

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ARCHIVFOTO: N.W. Bürgermeis­ter Harald Zillikens demonstrie­rt die Maskenpfli­cht im Jüchener Rathaus. Die Kommunikat­ion wird durch Corona verändert.

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