Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein ausgezeichneter Nachwuchs-imker
Ole Jannis Veiser ist in diesem Herbst in Neuss für seine Arbeit mit den heimischen Wildbienen geehrt worden. Der 15-Jährige nutzt die Corona-zeit dafür, weiter an seinen Vorträgen zu arbeiten und sich noch mehr Wissen anzueignen.
GLEHN Ole Jannis Veiser hatte niemals damit gerechnet, schon mit 15 Jahren den Bürgerpreis zu erhalten. Thomas Dückers, der in Vertretung für den verhinderten Korschenbroicher Bürgermeister Marc Venten die Ehrung im Sparkassenforum Neuss vornahm, sagte: „Viele reden und fordern mehr Einsatz für die Umwelt und den Naturschutz – Ole Jannis Veiser handelt und ist mit seinem vielfältigen Engagement ein großes Vorbild!“Der Beigeordnete führte weiter aus: „Der 15-jährige Schüler hat schon lange erkannt, dass auch die kleinsten Lebewesen sehr wichtig sind. Ohne Bienen hätte wir kein Obst auf dem Tisch. Ole Jannis ist mit seinem vielfältigen Engagement ein großes Vorbild. Auf professionelle Weise lässt er uns auch über seine Homepage an seinem großartigen Hobby teilhaben und ermuntert uns zum Mit- und Nachmachen.“
Für Umwelt und Natur hatte sich Ole schon im Alter von fünf Jahren interessiert, als er im Bereich des elterlichen Hauses Wildbienen beobachtete. Ole konnte in seiner Kindheit erleben, was für ein magischer Ort eine blühende Wiese ist und er sagt heute: „Das ist nicht nur Naturschutz sondern ein Stück altes Kulturgut, Lebensgefühl und Heimat. Deswegen finde ich es so schade, dass blühende Wiesen verschwinden.“Kinder sollten erleben können, wie Bienen in den Wiesen summen und Schmetterlinge über ein unglaublich vielfältiges Farbenund Blütenmeer flattern, denn: „Nur was man kennen und lieben lernt, weiß man zu schätzen und zu schützen.“Ole schlägt vor: „Theoretisch wäre diese Vielfalt in jedem noch so kleinen Garten möglich.“
Vor zwei Jahren begann er damit, eine 1000 Quadratmeter große Bienenweide mit teilweise mehrjährigen Wildblumen anzulegen. Vom Frühjahr bis in den Spätherbst freuen sich hier nicht nur seine Honigbienen. Auch Unmengen an Wildbienen und Schmetterlingen haben an einer vielfältigen Auswahl Wildblumen, die zum Teil auch mehrjährig sind und sich immer neu aussähen, ihr Paradies gefunden.
Jetzt im Spätherbst ist von der blühenden Pracht kaum noch etwas zu ahnen. Das Bienenjahr ist vorbei und für Ole ist es im Dezember nochmals an der Zeit, seine derzeit zehn Bienenvölker gegen die Varroamilbe zu schützen. Außerdem baut der junge Hobbyimker in der kalten Jahreszeit Nisthilfen für Wildbienen. Ebenfalls entwickelt er seine Vorträge weiter, die er seit drei Jahren hält. Ole bedauert: „Jetzt im Pandemiejahr musste ich viele Vorträge absagen. Aber ich hoffe auf die Zeit nach Corona.“
Es ist erstaunlich, was der 15-Jährige weiß und wie spannend er dieses Wissen vermittelt. Etwa, dass es in Deutschland ungefähr 560 verschiedene Arten Wildbienen gibt und dass jede Art ihre unterschiedliche Lebensweise hat. Jede Wildbienenart nutzt für sie typische Materialien – wie die Löcherbienen, die die letzte Zelle mit Harz und Steinchen verschließen.
Und wer hätte gedacht, dass es nicht nur bei den Vögeln Kuckuckseier gibt. Das gibt es auch bei den Wildbienen und Ole erklärt: „Die Hohlraumbesiedler unter den Wildbienen bauen in Bohrlöchern, Käferfressgängen, Mauerritzen, waagerechten Stengeln und sogar in Wasserhähnen oder anderen kuriosen Löchern hintereinander Zellen, in denen sie zur Versorgung ihrer Nachkommenschaft Pollen und Nektar einlagern.“Zuletzt legen sie in diese vorbereitete Zelle ein Ei.
Die letzte vordere Zelle lassen Wildbienen als Schutz vor Parasiten frei und verschließen diesen gründlich. Allerdings können Parasiten dem Bienennachwuchs das Leben schwer machen, indem sie beispielsweise ihre eigenen Eier in die vorbereiteten Zellen der Wildbienen legen.
Ole kann stundenlang Wissenswertes über Bienen und ihre wilden Verwandten erzählen. Und das kommt gut an, wenn er seine Vorträge hält. Dafür bildet er sich ständig fort und ist jetzt sogar fit in dem Thema: „Fachgerechte Beratung und Umsiedlung bei Problemen mit Hornissen und anderen Wespenvölkern.“Die Zeit nach Corona kann für den jungen Hobby-imker also gerne kommen.