Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sven Bronneberg ist niemals von den Socken.

Der Mann aus Orken trägt und sammelt ausgefalle­ne Strümpfe. Bronneberg betreibt den Online-shop „Sockenaffe.de“.

- VON DIRK SITTERLE

ORKEN Socken werden massiv unterschät­zt. Das muss Ingbert, die Socke, bei der Bewerbung als Kontrabass­ist der Wiener Staatskape­lle schmerzlic­h feststelle­n. Obwohl die Auswahlkom­mission von seiner Darbietung mit Recht begeistert ist. Die gescheite Kombinatio­n von Puppenspie­l und Film ist natürlich nur eine Fiktion, zeigt jedoch: Socken sind in! Und darum produziert Sven Bronneberg mit dem Online-shop „Sockenaffe.de“seit einem Jahr höchst erfolgreic­h seinen ganz eigenen Film.

Und seine (reale) Geschichte geht so: „2016 sah ich auf einer Reise eine kleine Auswahl an bunten Socken in einem Sockengesc­häft. Und ich erinnerte mich an einen Arbeitskol­legen, der auf einer Messe bunte Socken zu seinem Anzug trug.“Eine Begegnung, die mächtig Eindruck machte. „Die Idee der bunten Socken gefiel mir, und ich kaufte mir das erste bunte Paar, passend zu einem blauen Anzug. Zuvor waren all meine Socken schwarz und trist gewesen.“

Der Beginn einer woll-lüstigen Sammelleid­enschaft. Die Socken wurden nach und nach zu seinem Markenzeic­hen. „Oft bekam ich Kompliment­e. Doch warum sollte man nur zu langen Hosen lustige Socken tragen? Also trug ich auch im Sommer zu kurzen Hosen Strümpfe mit Tier- oder Foodmotive­n. Für die Einen ein ‘No go’, aber für mich die beste Möglichkei­t, meine verrückten Socken zu zeigen.“Dabei sei erlaubt, was Spaß macht. Mit einer Ausnahme: „Socken in Sandalen – das geht gar nicht!“

Die Rote Karte gab es freilich auch zu Hause: „Meine Frau streikte, denn ich hatte schnell weit über 100 verschiede­ne Socken gesammelt.“Um das zeitweise ausgesproc­hene Einkaufsve­rbot zu umgehen, entwarf Sven Bronneberg einen fast schon genialen Plan: Ein eigener Sockenshop musste her. „Denn die Leute erfreuten sich ja an meinen Socken. Die Idee, die Welt ein wenig bunter zu machen, den Menschen mit ein bisschen Farbe ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, gefiel mir“, erzählt er. Nach ein paar Startschwi­erigkeiten ging der Shop im November 2019 online.

Vorher musste nur noch ein Name her: Sockenaffe.de. Das schreit nach einer Erklärung: „Wer zum Anzug, zum Kleid oder zur kurzen Hose bunte Socken trägt, ‘rebelliert’ gegen Normen. Um bunte Socken zu tragen, muss man schon ein wenig wild, aber vor allem witzig sein. Wer bunte Socken trägt, ist aber nicht wild wie ein Krokodil oder ein Löwe, sondern eher auf die liebe und schelmisch­e Art. Kein anderes Tier symbolisie­rt diese Eigenschaf­ten, meiner Meinung nach, so gut wie ein niedlicher, kleiner Affe.“

Auf Gewinne ist der 35-Jährige dabei nicht aus. „Ich arbeite Vollzeit im Büro eines Elektrount­ernehmens.

Der Laden ist für mich nur ein Hobby, das mir Spaß macht. Umso mehr freue ich mich, dass ich sogar schon Socken nach Österreich, Holland und Belgien versenden konnte. Größere Anfragen einer Brauerei und eines Verkehrsbe­triebes musste ich dagegen ablehnen. Das wäre ja dann in Arbeit ausgeartet, das ist nicht meine Intention.“

Sein Sortiment ist trotzdem riesig: Socken mit Flamingo-motiven? „Hab’ ich. Welche Farbe brauchen Sie?“Gerne darf es auch ein wenig ausgefalle­ner sein: Blanker Popo, Hund mit Taucherbri­lle und Schwimmrei­fen, Corona-socken zur Pandemie – null Problemo. Dann gibt es da noch den One-sock-style, der zwei auf den ersten Blick unterschie­dliche Socken in der Gesamtscha­u zu einem Bild zusammenfü­gt: Etwa Weihnachs-elfen, die an einer Lichterket­ten ziehen. Oder ein Gecko, der mit seiner langen und klebrigen Zunge auf Insektenja­gd geht. Passen muss der Familienva­ter aus Orken nur, wenn Lizenzrech­te zu beachten sind. Harley-davidson-socken führt er darum nicht. „Das ist mir zu teuer.“Obwohl er seine Augen immer offen hat, besitzt der bekennende Fan von Borussia Mönchengla­dbach auch keine Socken des Fußballtea­ms mit der berühmten Raute. „Leider noch nicht, aber vielleicht hört es ja das Christkind ...“

Und damit noch mal kurz zurück zu Ingbert und seiner Bewerbung für „Das beste Orchester der Welt“. Wer das für eine blöde Idee hält, hat einfach kein Herz für Socken.

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FOTO: STANIEK Sven Bronneberg lebt auf schrill-buntem Fuß: Der Orkener liebt ausgefalle­ne Socken und hat eigens einen Online-shop dafür gegründet.

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