Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Trotz Lockdown für die Jugend da
Offene Jugendarbeit ist aktuell nicht wie gewohnt möglich. Trotzdem wollen die Zentren für junge Menschen da sein.
NEUSS Im ersten Lockdown konnte sich die inklusive Theatergruppe im Haus der Jugend nur online im Videochat treffen. Inzwischen finden die Proben wieder vor Ort statt, wie Andreas Franze, Sozialpädagoge in der Einrichtung, sagt. Gerade im November ist das Angebot aber weiterhin eingeschränkt. Neben Regisseurin Bärbel Reimer dürfen nur neun weitere Personen vor Ort an den Proben teilnehmen. Außerdem muss die ganze Zeit Maske getragen werden. „Teilweise findet die Theatergruppe momentan auch hybrid statt“, erklärt Andreas Franze. Manche Teilnehmer sind im Haus der Jugend dabei, andere im Videocall. Theaterspielen auf Distanz – „das hat bislang ganz gut funktioniert“, sagt Franze.
Im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr ist es Jugendzentren im November weiterhin erlaubt, für Kinder und Jugendliche zu öffnen – mit Einschränkungen. „Im Präsenzbetrieb ist ein geschlossenes Angebot in Gruppenform mit bis zu zehn Personen gleichzeitig möglich“, heißt es dazu vom Neusser Jugendamt unter Berufung auf die Corona-Schutzverordnung. Auch programmliche Einschränkungen gibt es.
Für das Haus der Jugend bedeutet das: Die Capoeira-Gruppe muss aussetzen, die inklusive Fitness-Gruppe findet digital statt. Die Zeichnergruppe kann sich weiterhin treffen – „auch ein Hybrid-Angebot“, wie Andreas Franze sagt. „Wir haben ein Flüchtlingsprojekt hier, die treffen sich auch weiterhin“, sagt er. Ausflüge, wie sie sonst üblich seien, könnten aber derzeit nicht gemacht werden. Und auch das Musikangebot ist eingeschränkt: „Trommeln geht noch, aber singen nicht.“
Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter müssen durchgehend Mundschutz tragen, Besucher tragen sich bei Betreten in eine Liste ein. Außerdem wird regelmäßig alles desinfiziert, wie Franze sagt. „Das ist natürlich anstrengend“, setzt er hinzu. Deswegen komme seit einigen Monaten weniger „Laufkundschaft“, vermutlich, weil die Hürden momentan recht groß seien. „Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass die Kinder es gewohnt sind“, sagt der Sozialpädagoge. Schließlich kennen sie das Maskentragen seit Monaten aus der Schule.
„Die Herausforderung ist, dass wir momentan keine offene Tür sind“, sagt auch Anna Legaszewska dazu. Sie leitet das Malteser Kinder- und Jugendzentrum. „Die Freiheiten, die die Offene Jugendarbeit ausmachen, fehlen. Wir sind eher eine Verlängerung der Schule“, sagt sie. Immerzu müssten die Mitarbeiter darauf achten, dass alle die Regeln einhalten. „Das macht nicht so viel Spaß gerade“, so Legaszewska. Sie bemerke zudem, dass es Kinder und Jugendliche gebe, die seit dem Beginn der Pandemie im März nicht mehr kämen, während andere die Angebote weiter nutzen. Es seien eher Kinder, die kommen, sagt sie. „Jugendliche haben keinen Bock auf die Maske und die Regeln“, äußert sie ihre Vermutung.
In der ersten Novemberwoche war der Andrang noch recht groß, so Legaszewska, trotz Lockdown. Danach
sei es weniger geworden, weil die Mitarbeiter zunächst auch immer wieder Kinder nach Hause schicken mussten, wenn die maximale Personenzahl in der Einrichtung erreicht war. Gerade für die, die nicht an den Präsenz-Angeboten teilnehmen können, setzt die Einrichtung auch auf digitale Angebote: „Das sind vor allem einfache Kreativ-Sachen oder Back-Angebote.“
Beim Kinder- und Jugendtreff Norf werden die digitalen Angebote den Gruppen keine personelle Überschneidung und räumliche Begegnung gibt“, erklärt das Jugendamt Neuss dazu.
Programm Klassische offene Angebote sind laut Jugendamt aktuell nicht gestattet, ebenso wenig wie Sport und Tanz oder Übernachtungen.
nicht so stark angenommen, sagt Leiterin Claudia Tröbs. Trotzdem könne man auf diesem Wege mit Jugendlichen sprechen, die nicht in die Einrichtung kommen. Ansonsten setzt der Treff auf feste Gruppen mit Vorab-Anmeldung. „Wir machen das ganz normal mit Abstand und Maske, dafür haben wir genug Platz“, sagt Tröbs. So kann in Norf gebastelt und gewerkelt werden, sagt sie, außerdem werde die Feuerstelle im Außenbereich
genutzt. Koch- und Backangebote, auf die der Treff sonst ebenfalls setze, fallen jedoch weg. „Das fehlt schon sehr“, sagt Tröbs.
Auch die städtischen Jugendzentren – Geschwister-Scholl-Haus, Jugendclub Vogelsang und Greyhound Pier 1 – setzen inzwischen auf eine Mischung aus digitalem und Präsenz-Programm. Dazu arbeiten die Mitarbeiter in zwei Teams. Zusätzlich gibt es Mitnehm-Angebote, wie das Jugendamt mitteilt. „An einem Tag pro Woche unternimmt jede Einrichtung auch Streifzüge durch ihren Sozialraum, um mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen“, erklärt das Jugendamt weiter. Die Präsenzangebote werden gut genutzt, die Teilnehmerzahl variiere von Tag zu Tag. Dass die Einrichtungen im Gegensatz zum März weiter öffnen dürfen, sei „für die Kinder und Jugendlichen in der Stadt Neuss ein großer Gewinn“, lauten die Äußerungen aus dem Jugendamt.