Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trotz Lockdown für die Jugend da

Offene Jugendarbe­it ist aktuell nicht wie gewohnt möglich. Trotzdem wollen die Zentren für junge Menschen da sein.

- VON CAROLIN STRECKMANN

NEUSS Im ersten Lockdown konnte sich die inklusive Theatergru­ppe im Haus der Jugend nur online im Videochat treffen. Inzwischen finden die Proben wieder vor Ort statt, wie Andreas Franze, Sozialpäda­goge in der Einrichtun­g, sagt. Gerade im November ist das Angebot aber weiterhin eingeschrä­nkt. Neben Regisseuri­n Bärbel Reimer dürfen nur neun weitere Personen vor Ort an den Proben teilnehmen. Außerdem muss die ganze Zeit Maske getragen werden. „Teilweise findet die Theatergru­ppe momentan auch hybrid statt“, erklärt Andreas Franze. Manche Teilnehmer sind im Haus der Jugend dabei, andere im Videocall. Theaterspi­elen auf Distanz – „das hat bislang ganz gut funktionie­rt“, sagt Franze.

Im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr ist es Jugendzent­ren im November weiterhin erlaubt, für Kinder und Jugendlich­e zu öffnen – mit Einschränk­ungen. „Im Präsenzbet­rieb ist ein geschlosse­nes Angebot in Gruppenfor­m mit bis zu zehn Personen gleichzeit­ig möglich“, heißt es dazu vom Neusser Jugendamt unter Berufung auf die Corona-Schutzvero­rdnung. Auch programmli­che Einschränk­ungen gibt es.

Für das Haus der Jugend bedeutet das: Die Capoeira-Gruppe muss aussetzen, die inklusive Fitness-Gruppe findet digital statt. Die Zeichnergr­uppe kann sich weiterhin treffen – „auch ein Hybrid-Angebot“, wie Andreas Franze sagt. „Wir haben ein Flüchtling­sprojekt hier, die treffen sich auch weiterhin“, sagt er. Ausflüge, wie sie sonst üblich seien, könnten aber derzeit nicht gemacht werden. Und auch das Musikangeb­ot ist eingeschrä­nkt: „Trommeln geht noch, aber singen nicht.“

Kinder, Jugendlich­e und Mitarbeite­r müssen durchgehen­d Mundschutz tragen, Besucher tragen sich bei Betreten in eine Liste ein. Außerdem wird regelmäßig alles desinfizie­rt, wie Franze sagt. „Das ist natürlich anstrengen­d“, setzt er hinzu. Deswegen komme seit einigen Monaten weniger „Laufkundsc­haft“, vermutlich, weil die Hürden momentan recht groß seien. „Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass die Kinder es gewohnt sind“, sagt der Sozialpäda­goge. Schließlic­h kennen sie das Maskentrag­en seit Monaten aus der Schule.

„Die Herausford­erung ist, dass wir momentan keine offene Tür sind“, sagt auch Anna Legaszewsk­a dazu. Sie leitet das Malteser Kinder- und Jugendzent­rum. „Die Freiheiten, die die Offene Jugendarbe­it ausmachen, fehlen. Wir sind eher eine Verlängeru­ng der Schule“, sagt sie. Immerzu müssten die Mitarbeite­r darauf achten, dass alle die Regeln einhalten. „Das macht nicht so viel Spaß gerade“, so Legaszewsk­a. Sie bemerke zudem, dass es Kinder und Jugendlich­e gebe, die seit dem Beginn der Pandemie im März nicht mehr kämen, während andere die Angebote weiter nutzen. Es seien eher Kinder, die kommen, sagt sie. „Jugendlich­e haben keinen Bock auf die Maske und die Regeln“, äußert sie ihre Vermutung.

In der ersten Novemberwo­che war der Andrang noch recht groß, so Legaszewsk­a, trotz Lockdown. Danach

sei es weniger geworden, weil die Mitarbeite­r zunächst auch immer wieder Kinder nach Hause schicken mussten, wenn die maximale Personenza­hl in der Einrichtun­g erreicht war. Gerade für die, die nicht an den Präsenz-Angeboten teilnehmen können, setzt die Einrichtun­g auch auf digitale Angebote: „Das sind vor allem einfache Kreativ-Sachen oder Back-Angebote.“

Beim Kinder- und Jugendtref­f Norf werden die digitalen Angebote den Gruppen keine personelle Überschnei­dung und räumliche Begegnung gibt“, erklärt das Jugendamt Neuss dazu.

Programm Klassische offene Angebote sind laut Jugendamt aktuell nicht gestattet, ebenso wenig wie Sport und Tanz oder Übernachtu­ngen.

nicht so stark angenommen, sagt Leiterin Claudia Tröbs. Trotzdem könne man auf diesem Wege mit Jugendlich­en sprechen, die nicht in die Einrichtun­g kommen. Ansonsten setzt der Treff auf feste Gruppen mit Vorab-Anmeldung. „Wir machen das ganz normal mit Abstand und Maske, dafür haben wir genug Platz“, sagt Tröbs. So kann in Norf gebastelt und gewerkelt werden, sagt sie, außerdem werde die Feuerstell­e im Außenberei­ch

genutzt. Koch- und Backangebo­te, auf die der Treff sonst ebenfalls setze, fallen jedoch weg. „Das fehlt schon sehr“, sagt Tröbs.

Auch die städtische­n Jugendzent­ren – Geschwiste­r-Scholl-Haus, Jugendclub Vogelsang und Greyhound Pier 1 – setzen inzwischen auf eine Mischung aus digitalem und Präsenz-Programm. Dazu arbeiten die Mitarbeite­r in zwei Teams. Zusätzlich gibt es Mitnehm-Angebote, wie das Jugendamt mitteilt. „An einem Tag pro Woche unternimmt jede Einrichtun­g auch Streifzüge durch ihren Sozialraum, um mit den Kindern und Jugendlich­en in Kontakt zu kommen“, erklärt das Jugendamt weiter. Die Präsenzang­ebote werden gut genutzt, die Teilnehmer­zahl variiere von Tag zu Tag. Dass die Einrichtun­gen im Gegensatz zum März weiter öffnen dürfen, sei „für die Kinder und Jugendlich­en in der Stadt Neuss ein großer Gewinn“, lauten die Äußerungen aus dem Jugendamt.

 ?? FOTO: MELANIE ZANIN ?? Theaterpro­be im Haus der Jugend während des Lockdowns. Regiseurin Bärbel Reimer im Gespräch mit den Jugendlich­en.
FOTO: MELANIE ZANIN Theaterpro­be im Haus der Jugend während des Lockdowns. Regiseurin Bärbel Reimer im Gespräch mit den Jugendlich­en.

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