Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was tun, wenn’s nicht brennt?

- VON STEPHAN SEEGER

Die Feuerwehr ist immer da, wenn es irgendwo brennt. Doch was machen die Einsatzkrä­fte eigentlich den ganzen Tag, wenn es keinen Einsatz gibt? Das erklärt Feuerwehr-Chef Andreas Kalla bei einem Besuch in der Feuerwache.

KAARST Der Pieper von Andreas Kalla meldet sich, wenig später gibt es eine Durchsage in der Feuerwache an der Erftstraße. „Ölspur an der Neusser Straße, ich wiederhole, Ölspur an der Neusser Straße“, alarmiert Helmut Offer aus der Einsatzzen­trale seine Kollegen. Kalla bleibt ruhig, ein solcher Einsatz ist „Routine“, wie er sagt. Zwei Einsatzkrä­fte reichen völlig aus, erklärt er. Im Durchschni­tt wird die Freiwillig­e Feuerwehr der Stadt Kaarst ein bis zweimal zu einem solchen Einsatz gerufen. „Unser Tagesgesch­äft sind kleine Einsätze“, sagt Kalla. Dazu gehören Türöffnung­en für den Rettungsdi­enst, das Beseitigen auslaufend­er Betriebsmi­ttel – das sind beispielsw­eise Ölspuren –, kleinere Auto- und Mülltonnen­brände, die Rettung von Kleintiere­n und falsch ausgelöste Brandmelde­anlagen. Diese Art von Einsätzen kann von den Mitarbeite­rn in der Wache erledigt werden.

Dort arbeiten elf Feuerwehrl­eute, die alle bei der Stadt angestellt sind. „Wir sind ein Teilbereic­h der Verwaltung und bearbeiten alles, was mit Feuerwehr zu tun hat“, sagt Kalla. Die Stadt hat das Glück, dass die fest angestellt­en Mitarbeite­r ausgebilde­te Feuerwehrl­eute sind. Vier Mitarbeite­r arbeiten im Schichtdie­nst, hinzu kommt seit August die 18-jährige Pia Kamp, die zum ersten Mal ein Freiwillig­es Soziales Jahr bei der Kaarster Feuerwehr macht. Ihr Ziel ist die Berufsfeue­rwehr. In provisoris­chen Container-Anbau sitzen zwei Kollegen, die sich um Personalve­rwaltung, Beförderun­gen oder Verdiensta­usfälle sowie den Brandschut­z im Allgemeine­n kümmern. Die Feuerwehr verfügt über rund 4000 Geräte, die alle gewartet und überprüft werden müssen. Diese Arbeiten teilen sich Marcel Breuer, gelernter Elektriker, und Thomas Hermanns, von Hause aus Zimmermann. „Die beiden sind unsere Lebensvers­icherung“, stellt Andreas Kalla die Wichtigkei­t des Jobs der beiden heraus.

Vier bis fünfmal im Jahr sind Breuer und Hermanns auf Lehrgängen unterwegs, um sich mit den neuesten Geräten vertraut zu machen. Auch für die 19 Einsatzfah­rzeuge, von denen derzeit zehn in Kaarst und neun in Büttgen stehen, sind sie verantwort­lich. Auf Einsätze fahren sie aber auch. „Wenn ein großer Einsatz gemeldet wird, lassen wir alles stehen und liegen und fahren raus“, erklärt Kalla. Er selbst sieht sich als Bindeglied zwischen Feuerwehr und Verwaltung. Kalla, seit 2015 Feuerwehr-Chef und Nachfolger von Herbert Palmen, ist seit 30 Jahren im Dienst. Mit zwölf Jahren hat er bei der Jugendfeue­rwehr angefangen, nun ist er Chef. Doch als „Alleinherr­scher“sieht er sich nicht, im Gegenteil. „Ich fahre auch mal auf einem normalen Löschfahrz­eug mit, um ganz nah an der Basis zu sein“, sagt Kalla. Dann übernimmt ein anderer die Einsatzlei­tung.

Das zeugt von großem Vertrauen in seine Kollegen. „Wir legen unser Leben manchmal in andere Hände“, so Kalla. Seine Hauptarbei­t, wenn es nicht brennt, ist der Brandschut­zbedarfspl­an, der stetig fortgeschr­ieben wird und alles regelt, was mit der Feuerwehr zu tun hat, wie beispielsw­eise die Tagesverfü­gbarkeit und die Motivation und Förderung des Ehrenamtes. Das Jahr 2020 war aus Feuerwehrs­icht ein aufregende­s, denn in Kaarst gab es zwei Großbrände an der Lauvenburg und in einer Lagerhalle in Vorst sowie einen Hausbrand, bei dem für einen Menschen jede Hilfe zu spät kam.

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NGZ-FOTO: SALZBURG Marcel Breuer überprüft, ob die Zange, die an einem Einsatzwag­en befestigt ist, noch richtig funktionie­rt. Gemeinsam mit einem Kollegen ist Breuer für die Wartung von über 4000 Geräten verantwort­lich.

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