Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Was tun, wenn’s nicht brennt?
Die Feuerwehr ist immer da, wenn es irgendwo brennt. Doch was machen die Einsatzkräfte eigentlich den ganzen Tag, wenn es keinen Einsatz gibt? Das erklärt Feuerwehr-Chef Andreas Kalla bei einem Besuch in der Feuerwache.
KAARST Der Pieper von Andreas Kalla meldet sich, wenig später gibt es eine Durchsage in der Feuerwache an der Erftstraße. „Ölspur an der Neusser Straße, ich wiederhole, Ölspur an der Neusser Straße“, alarmiert Helmut Offer aus der Einsatzzentrale seine Kollegen. Kalla bleibt ruhig, ein solcher Einsatz ist „Routine“, wie er sagt. Zwei Einsatzkräfte reichen völlig aus, erklärt er. Im Durchschnitt wird die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Kaarst ein bis zweimal zu einem solchen Einsatz gerufen. „Unser Tagesgeschäft sind kleine Einsätze“, sagt Kalla. Dazu gehören Türöffnungen für den Rettungsdienst, das Beseitigen auslaufender Betriebsmittel – das sind beispielsweise Ölspuren –, kleinere Auto- und Mülltonnenbrände, die Rettung von Kleintieren und falsch ausgelöste Brandmeldeanlagen. Diese Art von Einsätzen kann von den Mitarbeitern in der Wache erledigt werden.
Dort arbeiten elf Feuerwehrleute, die alle bei der Stadt angestellt sind. „Wir sind ein Teilbereich der Verwaltung und bearbeiten alles, was mit Feuerwehr zu tun hat“, sagt Kalla. Die Stadt hat das Glück, dass die fest angestellten Mitarbeiter ausgebildete Feuerwehrleute sind. Vier Mitarbeiter arbeiten im Schichtdienst, hinzu kommt seit August die 18-jährige Pia Kamp, die zum ersten Mal ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Kaarster Feuerwehr macht. Ihr Ziel ist die Berufsfeuerwehr. In provisorischen Container-Anbau sitzen zwei Kollegen, die sich um Personalverwaltung, Beförderungen oder Verdienstausfälle sowie den Brandschutz im Allgemeinen kümmern. Die Feuerwehr verfügt über rund 4000 Geräte, die alle gewartet und überprüft werden müssen. Diese Arbeiten teilen sich Marcel Breuer, gelernter Elektriker, und Thomas Hermanns, von Hause aus Zimmermann. „Die beiden sind unsere Lebensversicherung“, stellt Andreas Kalla die Wichtigkeit des Jobs der beiden heraus.
Vier bis fünfmal im Jahr sind Breuer und Hermanns auf Lehrgängen unterwegs, um sich mit den neuesten Geräten vertraut zu machen. Auch für die 19 Einsatzfahrzeuge, von denen derzeit zehn in Kaarst und neun in Büttgen stehen, sind sie verantwortlich. Auf Einsätze fahren sie aber auch. „Wenn ein großer Einsatz gemeldet wird, lassen wir alles stehen und liegen und fahren raus“, erklärt Kalla. Er selbst sieht sich als Bindeglied zwischen Feuerwehr und Verwaltung. Kalla, seit 2015 Feuerwehr-Chef und Nachfolger von Herbert Palmen, ist seit 30 Jahren im Dienst. Mit zwölf Jahren hat er bei der Jugendfeuerwehr angefangen, nun ist er Chef. Doch als „Alleinherrscher“sieht er sich nicht, im Gegenteil. „Ich fahre auch mal auf einem normalen Löschfahrzeug mit, um ganz nah an der Basis zu sein“, sagt Kalla. Dann übernimmt ein anderer die Einsatzleitung.
Das zeugt von großem Vertrauen in seine Kollegen. „Wir legen unser Leben manchmal in andere Hände“, so Kalla. Seine Hauptarbeit, wenn es nicht brennt, ist der Brandschutzbedarfsplan, der stetig fortgeschrieben wird und alles regelt, was mit der Feuerwehr zu tun hat, wie beispielsweise die Tagesverfügbarkeit und die Motivation und Förderung des Ehrenamtes. Das Jahr 2020 war aus Feuerwehrsicht ein aufregendes, denn in Kaarst gab es zwei Großbrände an der Lauvenburg und in einer Lagerhalle in Vorst sowie einen Hausbrand, bei dem für einen Menschen jede Hilfe zu spät kam.