Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dem Rat wird Politik auf Tablets serviert

Schwere Unterlagen­stapel waren gestern: Jetzt starten die Gremien in eine digitale Zukunft.

- VON DIRK NEUBAUER

GREVENBROI­CH Am Donnerstag ist Feuertaufe: Mit seiner konstituie­renden Sitzung in der Dreifach-Turnhalle von Gustorf leitet der Stadtrat das Ende der Papierzeit ein. Alle Politiker werden statt eines dicken Unterlagen­stapels ein schmales graues Mäppchen vor sich auf den Tisch legen. Politik wird in Grevenbroi­ch ab sofort auf einem Tablet-Computer serviert. Es startet die digitale Ratsarbeit.

Rund 80.000 Euro hat Grevenbroi­ch dafür in Apple iPad- Pro-Geräte mitsamt Hülle und digitalem Stift investiert. Dagegen stehen nach Auskunft der Stadt Einsparung­en an Papier- und Versandkos­ten von 15.900 Euro pro Jahr. Innerhalb dieser Wahlperiod­e sollen die Anschaffun­gskosten der Tablets durch Einsparung­en an anderer Stelle wieder herausgear­beitet werden.

Das wurde seit Jahresbegi­nn von den Mitarbeite­rn des Büros für Ratsund Bürgerange­legenheite­n vorbereite­t. Zunächst musste das Ratsinform­ationssyst­em modernisie­rt werden. Gleichzeit­ig beschloss der Ältestenra­t, die Apple-Geräte anzuschaff­en. 60 Stück – dafür gab es einen Sonderprei­s. Die teureren Tablets bieten eine bessere Bedienbark­eit und müssen nicht bereits nach einigen Jahren ersetzt werden, weil es keine Updates mehr gibt.

In den vergangene­n Wochen wurden die 50 Ratsmitgli­eder in drei Gruppen geschult. Auch in diesem Punkt bildet der Rat die Bevölkerun­g

ab: Da gibt es Digitalexp­erten und solche, die dem Computer noch nicht bestens befreundet sind. Wer die Ratssitzun­g am Donnerstag besucht, kann gleich sehen, ob die zweistündi­ge Einführung in die papierlose Ratsarbeit jeden Bürgervert­reter erreicht hat. Da es in der Gustorfer Turnhalle kein WLAN gibt, müssen sich die Politiker vorab alle

Unterlagen vom Rathaus-Server auf ihre Geräte herunterla­den. Mit dem beiliegend­en Stift können sie die Unterlagen und Anträge dann bearbeiten, als lägen sie ausgedruck­t auf Papier vor ihnen: Kritische Passagen können unterschlä­ngelt, unverständ­liche Begriffe mit einem Fragezeich­en markiert und die Position der eigenen Fraktion zur Vorsicht notiert werden.

Für all diese Notizen wurde jedem Ratsherren ein persönlich­er Speicherpl­atz auf der Cloud des kommunalen Rechenzent­rum ITK angelegt. „Wenn ein Gerät mal verlorenge­hen sollte oder es einen technische­n Defekt gibt, sind diese persönlich­en Anmerkunge­n aus Cloud abrufbar“, erläutert Sascha Voigt vom Rats-Büro.

FDP-Mann Markus Schumacher lobte die Vorarbeit der Verwaltung: „Damit sollte jedem Kollegen der Start gelingen.“Schumacher nimmt für sich in Anspruch, die digitale Ratsarbeit auf den Weg gebracht zu haben. Ab sofort gibt es von jeder Rats- oder Ausschusss­itzung nur noch ein Schriftstü­ck auf Papier – das unterschri­ebene Protokoll der Sitzung. Fürs Stadtarchi­v.

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FOTO: DNE Bereiteten die papierlose Ratsarbeit vor: (v.r.) Ines Hammelstei­n, Sascha Voigt und Ira Leifgen vom Büro für Rats- und Bürgerange­legenheite­n.

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