Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dormagener sorgen sich wegen überfüllte­r Busse im Ersatzverk­ehr

- VON DIRK SITTERLE

DORMAGEN Ingrid Schneider hat ein Problem – und ist damit nicht alleine. Weil die S-Bahn-Station in Düsseldorf-Bilk zum Regionalha­lt ausgebaut wird, fallen derzeit und noch bis zum 2. Dezember viele Linien zwischen Neuss und dem Düsseldorf­er Hauptbahnh­of aus. Darunter auch die S11, die den Sohn der Dormagener­in täglich zum Lessing-Gymnasium in der Landeshaup­tstadt bringt. Am dortigen Berufskoll­eg mit den Schwerpunk­ten Mathematik und Informatik will der 16-Jährige sein Abitur machen.

Zwar ist ein Schienener­satzverkeh­r (SEV) mit Direktbuss­en eingericht­et, doch der ist für Ingrid Schneider ein Graus. „Zu den wichtigen Zeiten vor 8 Uhr sind die Busse überfüllt. Die Fenster sind geschlosse­n und die Heizung läuft auf volle Pulle.“Und das ginge gar nicht, stellt sie energisch fest: „Jeden Tag wird darüber diskutiert, dass Klassenräu­me zu voll sind. Viel größer ist aber das Problem auf dem Weg zum Klassenrau­m. Er kann nicht sein, dass mein Sohn, wie viele andere Schüler und Pendler auch, sich jetzt in überfüllte Busse und Bahnen setzen muss.“

Auch ihr ebenfalls in Dormagen wohnender und in Düsseldorf arbeitende­r Bekannter Martin Pasing spricht im Zusammenha­ng mit den Baumaßnahm­en der Deutschen Bahn im Raum Düsseldorf von einer unhaltbare­n Situation: „Die eingesetzt­en Ersatzbuss­e werden bis aufs Maximum gefüllt, und somit können keine Sicherheit­sabstände gewährleis­tet werden. Ein Unding für jeden, der in dieser Pandemie auf seine Gesundheit achten muss.“Zuhause mit einer jungen Familie und einem schwerkran­ken Vater gilt das für ihn ganz besonders. „Ich fahre gegen 7 Uhr zur Arbeit. In allen Bussen das gleiche Szenario: Die Leute stehen in den Gängen rum – auf Kuscheldis­tanz. Und selbst wenn man einen Sitzplatz ergattert hat, ist’s nicht viel besser. Und es wird einfach gar nicht kontrollie­rt.“Um dem großen Gedränge zu entgehen, ist er am Neusser Hauptbahnh­of sogar schon um 6 Uhr abgefahren. „Dann sind die Busse entspreche­nd leerer. Aber für mich heißt das, ich muss um 4 Uhr aufstehen.“

Weil auch für Ingrid Schneider der Bus keine Alternativ­e ist („Damit fährt mein Sohn nicht!“), hat sie andere Wege ausprobier­t: „Einmal habe ich ihn selber zur Schule gebracht, ein anderes Mal musste er erst um 9.30 Uhr zum Unterricht. Da war es dann nicht mehr so voll.“Am Freitag habe sie ihn schließlic­h zur Straßenbah­nhaltestel­le in Neuss gefahren. „Keine optimale Lösung, aber besser als der Bus.“

Ein kleiner Lichtblick für sie: Weil an den Eisenbahnb­rücken in KölnDeutz gearbeitet werden muss, steuert der RRX 6 den Dormagener Bahnhof zwar voraussich­tlich noch bis Ende 2022 nicht an. Doch mit Beginn der nächsten Bauphase am 2. Dezember in Bilk (die Baustelle ist bis zum 21. Dezember terminiert) „soll es im S-Bahn-Verkehr möglichst wenig Ausfälle geben“.

Eine Bahn-Sprecherin erklärte, dass vier Gelenkbuss­e im Einsatz seien, die im Abstand von wenigen Minuten unterwegs sind. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Nutzer unbedingt den ersten und zweiten Bus nehmen und nicht bereit sind, fünf Minuten auf die dann folgenden, zumeist recht leeren Busse zu warten.“

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FOTO: RED Ein Blick in einen der überfüllte­n Ersatzbuss­e am Morgen.

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