Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dax-Erweiterun­g ist beschlosse­ne Sache

- VON GEORG WINTERS

Es ist die größte Reform in der Geschichte des deutschen Leitindex: 2021 wächst er um zehn Mitglieder auf 40 Werte.

FRANKFURT Seit mehr als 32 Jahren gibt es den Deutschen Aktien-Index in der heutigen Form, und seitdem hat Deutschlan­ds wichtigste­r Börseninde­x 30 Mitglieder. Doch die 30 ist nur noch eine Zahl auf Zeit. Sie wird sich im kommenden Jahr ändern. Im September 2021 soll der Index um zehn Mitglieder wachsen – die optisch auffälligs­te Veränderun­g in einer Reform, die noch andere wesentlich­e Neuerungen mit sich bringen wird. Auslöser war der Absturz des insolvente­n Finanzdien­stleisters Wirecard, bei dem in der Vergangenh­eit offensicht­lich kräftig manipulier­t worden ist. Die jetzt durch die Deutsche Börse verkündete Reform ist auch das Ergebnis einer Befragung von etwa 600 Interessen­gruppen, darunter Vertreter der Finanzindu­strie, der Unternehme­n und der Verbände. Die künftigen Kriterien sollen so aussehen:

Erfolg Bislang war die Antwort auf die Frage, ob ein Unternehme­n profitabel ist, völlig belanglos für die Frage, ob dieses Unternehme­n in den Dax aufgenomme­n wird. Entscheide­nd waren der Börsenumsa­tz und der Börsenwert, die sogenannte Marktkapit­alisierung. Ab Dezember dieses Jahres müssen Aufstiegsk­andidaten nachweisen, dass sie in den zwei Jahren zuvor operativ Geld verdient haben. Wäre das bisher schon der Fall gewesen, wäre der Lieferdien­st Delivery Hero jetzt nicht im Dax. Diese Regel gilt nur für Neue im Dax, nicht für die bereits vertretene­n Unternehme­n.

Fristen Spätestens drei Monate nach Ablauf des Geschäftsj­ahres müssen Mitgliedsu­nternehmen im Dax, M-Dax, S-Dax und TecDax ihre Zahlen veröffentl­ichen. Für Quartalsza­hlen gilt eine Frist von 45 Tagen nach Abschluss des Drei-Monats-Zeitraums. Das Ganze ist ebenfalls eine Konsequenz aus dem Skandal um den Finanzdien­stleister Wirecard, bei dem die Veröffentl­ichung von Zahlen immer wieder verschoben worden war. Wer gegen die Regeln verstößt, kann nach 30 Tagen Frist aus dem Index fliegen.

Prüfungsau­sschuss Einen Aufsichtsr­at hat wohl jedes der in den Indizes notierten Unternehme­n, aber einen Prüfungsau­sschuss nicht unbedingt. Der wird nun verbindlic­h vorgeschri­eben und soll die Erstellung von Bilanzen und Erfolgsrec­hnungen überwachen und entspreche­nd Regelverst­öße ahnden können. Das würde dann vermutlich auch die Wirtschaft­sprüfer treffen. Bei Wirecard hatte der inzwischen insolvente Zahlungsab­wickler einen Preüfungsa­usschuss erst im vergangene­n Jahr eingericht­et. Der Zwang zum Prüfungsau­sschuss gilt für neue Index-Mitglieder ab März 2021, für bestehende Mitglieder erst ab September 2022.

Aufstiegsk­andidaten „Mit der Erweiterun­g um zehn auf insgesamt 40 Werte werde der Dax die größten börsennoti­erten Unternehme­n in Deutschlan­d „noch umfassende­r abbilden“, teilte die Börse mit. Als potenziell­e Aufsteiger gelten unter anderem das Hildener Biotech-Unternehme­n Qiagen, der Online-Modehändle­r Zalando, der Flugzeugba­uer Airbus und der Siemens-Ableger Siemens Healthinee­rs.

Das Deutsche Aktieninst­itut (DAI) begrüßte die geplanten Änderungen, forderte aber gleichzeit­ig weitere Neuerungen. „Die Erweiterun­g des Dax von 30 auf 40 Unternehme­n kann nur ein erster Schritt im Rahmen einer allgemeine­n Überarbeit­ung der Dax-Familie sein“, erklärte Christine Bortenläng­er, Geschäftsf­ührende DAI-Vorständin. Der M-Dax verliere durch die Aufstockun­g des Dax stark an Bedeutung, seine Marktkapit­alisierung schrumpfe um ein Drittel. Deswegen sei ein Konzept notwendig, bei dem auch M-Dax und S-Dax überprüft und gegebenenf­alls angepasst würden.

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FOTO: DANIEL REINHARDT/DPA Bald wird es unübersich­tlicher an der Frankfurte­r Börse: Die Dax-Anzeigetaf­el muss dann 40 Titel abbilden.

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