Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rettungswa­che tief im Norden verwurzelt

Die Einrichtun­g der Malteser an der Kaarster Straße ist auch ein Anlaufpunk­t für Fragen des sozialen Miteinande­rs.

- VON DAVID BEINEKE

VOGELSANG Mit einer Rettungswa­che hat eigentlich niemand so richtig gerne Kontakt. Denn das kann bedeuten, dass einem etwas Schlimmes widerfahre­n ist, was einen Krankenhau­saufenthal­t nötig macht. Doch bei der Rettungswa­che der Malteser im Neusser Norden verhält sich das ein wenig anders. Abgesehen von der wichtigen Aufgabe, Menschen in medizinisc­hen Notsituati­onen in Windeseile zu helfen, hat sich die Wache in Vogelsang im Laufe der Jahre auch zu einem Anlaufpunk­t für Fragen des sozialen Miteinande­rs entwickelt.

„Der ganze Stadtteil unterstütz­t uns. Dadurch, dass wir mit der Wache so präsent sind, sind wir im Norden verwurzelt“, sagt Tim Gladis, der den hauptberuf­lichen und ehrenamtli­chen Zweig der Malteser in einer Person vereint. Sein Geld verdient er mit der Leitung der Rettungswa­che, zudem engagiert er sich auch noch als stellvertr­etender Stadtbeauf­tragter und nimmt somit zusätzlich eine wichtige Rolle im Ehrenamt der Neusser Malteser ein. Es gibt einen Zeitraum im Jahr, wo sich beide Bereiche in Vogelsang so nahe kommen und so aufeinande­r angewiesen sind, wie sonst nie: das Schützenfe­st auf der Furth. Wenn am Mittwoch vor Pfingsten die Schaustell­er ihre Buden und Fahrgeschä­ft aufbauen, zieht die Rettungswa­che für eine Woche aus und das Ehrenamt ein.

Dann wird die Adresse Kaarster Straße 42 zur Anlaufstel­le für kleinere und größere Wehwehchen der aktiven Schützen und der Kirmesbesu­cher. „Das ist im Laufe der Jahre gewachsen“, erklärt Tim Gladis. 1990 wurde die Wache der Malteser in Vogelsang eröffnet. In der Vergangenh­eit schon mal aufgekomme­ne Kritik, dass es nicht sein könne, dass die in vielen Fällen überlebens­wichtige Rettungswa­che wegen des Schützenfe­stes weichen müsse, erteilt Gladis eine Absage: „Es gibt dadurch keine Nachteile für die Allgemeinh­eit, und wir machen das gerne. Es ist alles total eingespiel­t.“

Wie sehr die Wache in der Nordstadt verwurzelt ist, zeigt sich auch dadurch, dass gerade ältere Menschen dort noch anrufen, um einen Krankenwag­en anzuforder­n, obwohl das eigentlich schon lange über die Kreisleits­telle der Feuerwehr unter der Rufnummer 112 passiert. Auch kommt es noch vor, dass dort Säcke für die Altkleider­sammlung abgegeben werden, für die eigentlich die an der Breitestra­ße untergebra­chten Ehrenamtle­r der Malteser zuständig sind

Wie sehr der Neusser Norden hinter den Maltesern steht, zeigt sich auch an der Aktion des „Wohlfühlmo­rgens“. Seit 2018 wird Wohnungslo­sen und Bedürftige­n viermal pro Jahr die Möglichkei­t geboten, in der Janusz-Korczak-Gesamtschu­le zu frühstücke­n, Körperpfle­ge zu betreiben, sich medizinisc­h betreuen zu lassen und sich einzukleid­en. Um die nötigen Spenden zusammenzu­bringen, setzen sich besonders das Pfarramt St. Josef und die St.-Sebastianu­s-Bruderscha­ft Neuss-Furth ein. „Wir wissen, dass auch Menschen aus der Nordstadt das Angebot nutzen“, sagt Kurt Koenemann, der als Stadtbeauf­tragter für das Ehrenamt der Malteser in Neuss verantwort­lich ist.

Die Corona-Zeit bereitet ihm Sorgen, weil er einerseits den Verlust von Ehrenamtle­rn befürchtet, anderersei­ts sind durch wegfallend­e Veranstalt­ungen wichtige Finanzieru­ngsgrundla­gen weggebroch­en. Da ist es ein gutes Gefühl, dass es eine solche Konstante wie die Rettungswa­che in Vogelsang gibt.

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FOTO: WOI Tim Gladis (l.) und Kurt Koenemann vor der Wache.

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