Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rettungswache tief im Norden verwurzelt
Die Einrichtung der Malteser an der Kaarster Straße ist auch ein Anlaufpunkt für Fragen des sozialen Miteinanders.
VOGELSANG Mit einer Rettungswache hat eigentlich niemand so richtig gerne Kontakt. Denn das kann bedeuten, dass einem etwas Schlimmes widerfahren ist, was einen Krankenhausaufenthalt nötig macht. Doch bei der Rettungswache der Malteser im Neusser Norden verhält sich das ein wenig anders. Abgesehen von der wichtigen Aufgabe, Menschen in medizinischen Notsituationen in Windeseile zu helfen, hat sich die Wache in Vogelsang im Laufe der Jahre auch zu einem Anlaufpunkt für Fragen des sozialen Miteinanders entwickelt.
„Der ganze Stadtteil unterstützt uns. Dadurch, dass wir mit der Wache so präsent sind, sind wir im Norden verwurzelt“, sagt Tim Gladis, der den hauptberuflichen und ehrenamtlichen Zweig der Malteser in einer Person vereint. Sein Geld verdient er mit der Leitung der Rettungswache, zudem engagiert er sich auch noch als stellvertretender Stadtbeauftragter und nimmt somit zusätzlich eine wichtige Rolle im Ehrenamt der Neusser Malteser ein. Es gibt einen Zeitraum im Jahr, wo sich beide Bereiche in Vogelsang so nahe kommen und so aufeinander angewiesen sind, wie sonst nie: das Schützenfest auf der Furth. Wenn am Mittwoch vor Pfingsten die Schausteller ihre Buden und Fahrgeschäft aufbauen, zieht die Rettungswache für eine Woche aus und das Ehrenamt ein.
Dann wird die Adresse Kaarster Straße 42 zur Anlaufstelle für kleinere und größere Wehwehchen der aktiven Schützen und der Kirmesbesucher. „Das ist im Laufe der Jahre gewachsen“, erklärt Tim Gladis. 1990 wurde die Wache der Malteser in Vogelsang eröffnet. In der Vergangenheit schon mal aufgekommene Kritik, dass es nicht sein könne, dass die in vielen Fällen überlebenswichtige Rettungswache wegen des Schützenfestes weichen müsse, erteilt Gladis eine Absage: „Es gibt dadurch keine Nachteile für die Allgemeinheit, und wir machen das gerne. Es ist alles total eingespielt.“
Wie sehr die Wache in der Nordstadt verwurzelt ist, zeigt sich auch dadurch, dass gerade ältere Menschen dort noch anrufen, um einen Krankenwagen anzufordern, obwohl das eigentlich schon lange über die Kreisleitstelle der Feuerwehr unter der Rufnummer 112 passiert. Auch kommt es noch vor, dass dort Säcke für die Altkleidersammlung abgegeben werden, für die eigentlich die an der Breitestraße untergebrachten Ehrenamtler der Malteser zuständig sind
Wie sehr der Neusser Norden hinter den Maltesern steht, zeigt sich auch an der Aktion des „Wohlfühlmorgens“. Seit 2018 wird Wohnungslosen und Bedürftigen viermal pro Jahr die Möglichkeit geboten, in der Janusz-Korczak-Gesamtschule zu frühstücken, Körperpflege zu betreiben, sich medizinisch betreuen zu lassen und sich einzukleiden. Um die nötigen Spenden zusammenzubringen, setzen sich besonders das Pfarramt St. Josef und die St.-Sebastianus-Bruderschaft Neuss-Furth ein. „Wir wissen, dass auch Menschen aus der Nordstadt das Angebot nutzen“, sagt Kurt Koenemann, der als Stadtbeauftragter für das Ehrenamt der Malteser in Neuss verantwortlich ist.
Die Corona-Zeit bereitet ihm Sorgen, weil er einerseits den Verlust von Ehrenamtlern befürchtet, andererseits sind durch wegfallende Veranstaltungen wichtige Finanzierungsgrundlagen weggebrochen. Da ist es ein gutes Gefühl, dass es eine solche Konstante wie die Rettungswache in Vogelsang gibt.