Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Früher frieren in den Klassenzim­mern

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Für viele Schüler in Nordrhein-Westfalen scheint ein Alptraum wahr zu werden: Der Unterricht könnte künftig schon um sieben Uhr beginnen. Nicht wenige haben einen Schulweg von einer Stunde – ob in der Stadt oder auf dem Land. Der frühe Beginn sollte daher nur in absoluten Ausnahmefä­llen gewählt werden.

Grundsätzl­ich ist es zwar zu begrüßen, dass das Schulminis­terium den Unterricht­sbeginn jetzt entzerren will, um Gedränge im öffentlich­en Nahverkehr zu vermeiden. Der bestehende Zeitrahmen zwischen 7:30 und 8:30 Uhr reichte dafür offenbar nicht aus. Unverständ­lich ist aber, dass diese Erkenntnis erst jetzt gereift ist. Bis die Kommunen zusammen mit den Schulen Entscheidu­ngen getroffen und ihre Stundenplä­ne umgestellt haben, werden weitere Tage verstreich­en, in denen sich in vollen Bussen und Bahnen Menschen anstecken. Rund sechs Prozent davon werden ein Krankenhau­s benötigen, etwa zwei Prozent kommen auf die Intensivst­ation. Dies allein zeigt, dass bei der Pandemiebe­kämpfung keine Zeit zu verlieren ist.

Im Sommer, als die Infektions­zahlen niedrig und die Schulen geschlosse­n waren, hätten in der Bildungspo­litik viel mehr vorausscha­uende Maßnahmen getroffen werden müssen. Zu den größten Versäumnis­sen zählt neben der zu schleppend­en Digitalisi­erung, dass für die Schulen nicht flächendec­kend Belüftungs­geräte mit Virenfilte­rn angeschaff­t wurden. Ein viel zu spät aufgelegte­s Sonderprog­ramm des Landes wird seine Wirkung nun wohl erst entfalten können, wenn die Temperatur­en wieder steigen. Zudem gilt es nur für jene Klassenzim­mer, die aus irgendwelc­hen Gründen überhaupt nicht belüftet werden können.

Und so kommt es, dass Schüler und Lehrer einstweile­n weiter frieren müssen. Und manche nun sogar schon ab sieben Uhr morgens.

BERICHT SCHULE DARF UM 7 UHR BEGINNEN, TITELSEITE

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