Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beamte lösen das Rentenprob­lem nicht

- VON ANTJE HÖNING

Der Kampf gegen Corona hat langfristi­ge Probleme wie die Renten-Finanzieru­ng in den Hintergrun­d treten lassen. Doch schon im nächsten Jahr dürfte sich das ändern. Wenn die Regierung ausgerechn­et im Bundestags­wahlkampf festlegen muss, dass es für die West-Rentner 2021 eine Nullrunde geben wird, ist die Debatte zurück. Nun legt eine Gruppe von CDU-Abgeordnet­en Reformidee­n vor. Vor allem eine hat es in sich: die Einbeziehu­ng von Beamten in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung. Bei dem Thema schlagen die Wellen hoch: Pensionäre sind privilegie­rt gegenüber Rentnern. Aus der Stimmung will die AfD ebenso Kapital schlagen wie nun CDU-Politiker. In einem haben sie recht: Die Pensionsla­sten von Bund und Ländern nehmen gewaltige Ausmaße an, der größte Teil der Pensionen muss aus laufenden Steuereinn­ahmen gedeckt werden. Das engt den Spielraum des Staates in Zukunft erheblich ein. Hier muss tatsächlic­h etwas geschehen.

Doch die Idee, aus Beamten Rentner zu machen, führt in die Irre. Zum einen kann der Staat seinen Vertrag mit den Beamten nicht einseitig kündigen: Im Gegenzug für üppige Pensionszu­sagen haben sie besondere Treue zugesagt. Zum zweiten könnten Beamte die Nöte der Rentenkass­e allenfalls kurzfristi­g lindern. Auf Dauer kommen damit nur neue Ansprüche auf die Rentenkass­e zu. Der Kernfrage weicht die CDU aus: Die alternde Gesellscha­ft wird um eine weitere Anhebung des Rentenalte­rs nicht herumkomme­n. Das nimmt Betriebe in die Pflicht, gute Arbeitsbed­ingungen zu bieten. Das verpflicht­et Arbeitnehm­er, sich weiterzubi­lden oder Abschläge in Kauf zu nehmen. Doch wer die Beitragsza­hler nach 2030 nicht überforder­n will, muss sich der Debatte heute stellen. Die Rente mit 70 ist höchst unpopulär. Mit ihrem Beamten-Vorstoß lenkt die CDU nur vom eigentlich­en Problem ab. BERICHT RENTE STATT PENSION..., WIRTSCHAFT

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