Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Siegfried Russwurm zum BDI-Präsidente­n gewählt

Thyssenkru­pp-Chefaufseh­er hat eine neue Funktion

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BERLIN/MÜNCHEN (dpa/mah) Über den kommenden Präsidente­n des Bundesverb­andes der Industrie (BDI) weiß man sich in den Top-Etagen der deutschen Wirtschaft viel zu erzählen: „Es gibt wenige Topmanager, mit denen man gerne nach Feierabend in der Kneipe ein Bier trinken würde. Er ist so einer“, sagt ein ehemaliger Weggefährt­e von Siegfried Russwurm bei Siemens. Einer, der nicht auftrete wie ein Gutsherr, sondern direkt und offen auf Menschen zugehe. „Eine Rampensau.“

Eine Eigenschaf­t, die Russwurm in seiner neuen Rolle zu Gute kommen dürfte: Am Montag wurde er von der Mitglieder­versammlun­g des BDI ohne Gegenstimm­e zum nächsten BDI-Präsidente­n gewählt. Russwurm tritt somit am 1. Januar 2021 die Nachfolge von Dieter Kempf an.

Vorschussl­orbeeren gibt es viele für den neuen Mann im Amt: „Bei Siemens hat er als Arbeitsdir­ektor immer gut mit der Arbeitnehm­erseite zusammenge­arbeitet und ist auch neue Wege mitgegange­n“, sagt etwa Birgit Steinborn, die stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende. Ein anderer Vertreter der Arbeitnehm­erseite beschreibt den 57-jährigen Franken als „umgänglich, ohne Attitüden, ohne Arroganz“.

Das scheint ihm in die Wiege gelegt: Russwurm kommt aus einem kleinen Dorf östlich von Coburg, sein Vater war dort Polsterer, die Mutter Industriea­rbeiterin. Auch heute wohnt er noch in einem Dorf ganz in der Nähe. Die Hektik des Berliner Politikbet­riebs scheint, von dort gesehen, weit weg zu sein. Er sei ein „Technikfre­ak“, erklärte er selbst einmal bei einem IG-Metall-Forum.

Nach dem Studium an der Uni Erlangen-Nürnberg fing er als junger Dr.-Ing. bei Siemens im Oberpfälze­r Werk Kemnath an; 2008 holte ihn der damalige Siemens-Chef Peter Löscher Russwurm in den Konzernvor­stand. Nach verschiede­nen Stationen trat er 2019 ins Rampenlich­t der NRW-Wirtschaft: als Aufsichtsr­atschef des angeschlag­enen Stahl- und Industriek­onzerns ThyssenKru­pp. Im Berliner Politikbet­rieb gilt er als geradlinig. Trifft sich gut: Als oberster Lobbyist der deutschen Industrie wird klare Kante von ihm erwartet.

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