Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Naive Fortuna ist chancenlos

Beim 0:5 gegen Bochum fehlt den Fortunen jegliche Zuordnung.

- VON PATRICK SCHERER

BOCHUM Uwe Rösler wollte etwas anders machen. Der Trainer von Fortuna Düsseldorf hatte sich natürlich eine taktische Variante speziell für das Auswärtssp­iel beim VfL Bochum zurechtgel­egt. Nach drei Minuten beim Montagaben­dspiel der 2. Fußball-Bundesliga waren all die Gedankensp­iele bereits über den Haufen geworfen. Eine Rote Karte und ein verwandelt­er Elfmeter nahmen früh Einfluss auf die Spielgesch­ichte. Am Ende gewann Bochum verdient mit 5:0 (1:0), weil sich Fortuna in der zweiten Hälfte zu naiv anstellte.

Es war am neunten Spieltag bereits der vierte Platzverwe­is und der sechste Elfmeter gegen Fortuna, die als Aufstiegsa­spirant nun auf dem zwölften Tabellenpl­atz liegt. Die größte Frage vor der Partie war, wen Rösler in Abwesenhei­t von Florian Hartherz, Leonardo Koutris und Marcel Sobottka wohl als Linksverte­idiger in einer Viererkett­e aufbieten würde. Die Antwort: Niemanden. Denn der Trainer stellte auf eine Dreierkett­e um. So lag es am etatmäßige­n Offensivsp­ieler Kristoffer Welt- und Europameis­ter. Doch längst hat auch Thuram junior eigene Akzente gesetzt und wichtige Schritte gemacht. Mit ganz starken Spielen in der Bundesliga für Borussia, mit den beiden Toren beim 2:2 gegen Real Madrid in der Champions League und natürlich seinen ersten Länderspie­len für Weltmeiste­r Frankreich. Es ist wie oft auf dem Platz: Marcus Thuram ist kaum aufzuhalte­n.

Das Hinspiel in Mailand indes, das war eine Lukaku-Show. Er schoss beim 2:2 beide Tore für Mailand, jeweils führte er vor, was er perfekt beherrscht: Er stand da, wo ein Stürmer stehen muss und vollstreck­te. Thuram holte immerhin den Elfmeter für Gladbach heraus, weil er, es ist seine Masche geworden in dieser Saison, im Strafraum dribbelte, hart am Mann, in den Mann hinein, und dann gefoult wurde von Arturo Vidal.

Thuram, der gegen Schalke bei Gladbachs 4:1-Sieg traf, mag es, ins Speed-Dribbling zu gehen, gern nach einem weiten Diagonalpa­ss von Abwehrchef Matthias Ginter. Thuram hat ein Gespür für den Raum, wie auch Lukaku. Er ist indes noch dabei, seine Torjäger-Qualitäten zu verfeinern, er hat in Gladbach gelernt, auch im Zentrum zu spielen, dort wo der natürliche Lebensraum von Lukaku ist. Dieser hat in der Premier League und der Serie A sowie in Belgiens Nationalte­am nachgewies­en, ein Tormacher der Extraklass­e zu sein. Den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen, ihn abschirmen, sich geschwind drehen und dann verblüffen­d präzise abschließe­n, das ist ein typischer Lukaku. Dass Inter ihn immer wieder sucht, versteht sich. Hat er den Ball, gibt er ihn oft erst wieder her, wenn er ihn ins Tor schießt.

Der Marktwert des 27-Jährigen wird daher vom Portal Transferma­rkt.de auf 85 Millionen Euro taxiert, das ist Inters Topwert und ein Top-15-Platz in der Champions League. Thuram, 23, ist gerade auf 40 Millionen hochgestuf­t worden, er ist zusammen mit Denis Zakaria der

Peterson, der die linke Position im Fünfer-Mittelfeld einnahm, auch defensive Aufgaben zu übernehmen. Der Schwede wählte dazu aber die falschen Mittel. Nach drei Minuten zog er den drei Meter vor dem Tor einschussb­ereit stehenden Simon Zoller am Arm. Nach Ansicht der Videoaufna­hmen entschied Schiedsric­hter Frank Willenborg auf Strafstoß und Rot für Peterson. Eine korrekte Entscheidu­ng, da für eine Gelbe Karte ein ballorient­iertes Handeln des Düsseldorf­ers hätte vorliegen müssen. Danny Blum verwandelt­e zum 1:0 und Rösler stellte seine Taktik auf ein 4-4-1 um, in dem Kevin Danso und Edgar Prib die linke Seite übernahmen und diese auch weitgehend dicht machten.

Generell ließ Fortuna bis zum Pausenpfif­f wenig zu. Glück hatte Fortuna nach knapp einer halben Stunde, als Blum nach einem Fehler von Andre Hoffmann alleine aufs Tor zulief, seinen Abschluss aber zu hoch ansetzte. Wenige Minuten später hatte Prib die beste Möglichkei­t im ersten Durchgang für die Gäste. Doch auch er brachte den Ball aus 16 Metern nicht aufs Gehäuse.

Nach dem Seitenwech­sel war Fortunas Torhüter Florian Kastenmeie­r drei Mal hellwach und bewahrte seine Mannschaft so zunächst vor dem 0:2. So hellwach Kastenmeie­r agierte, so schläfrig ließ Kenan Karaman den Ex-Fortunen Robert Tesche nach einer Ecke zum Kopfball kommen. Da war schließlic­h auch der Keeper machtlos. Ebenso wie bei Robert Zuljs Doppelpack. Beide Male fehlte jegliche Zuordnung und Zweikampfh­ärte. Fortuna ergab sich ihrem Schicksal. In der Nachspielz­eit schlief der gesamte Defensivve­rbund noch einmal: Milos Pantovic traf zum 5:0-Endstand.

 ?? FOTO: DPA ?? Adam Bodzek (l) im Zweikampf mit Bochums Robert Zulj.
FOTO: DPA Adam Bodzek (l) im Zweikampf mit Bochums Robert Zulj.

Newspapers in German

Newspapers from Germany