Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Naive Fortuna ist chancenlos
Beim 0:5 gegen Bochum fehlt den Fortunen jegliche Zuordnung.
BOCHUM Uwe Rösler wollte etwas anders machen. Der Trainer von Fortuna Düsseldorf hatte sich natürlich eine taktische Variante speziell für das Auswärtsspiel beim VfL Bochum zurechtgelegt. Nach drei Minuten beim Montagabendspiel der 2. Fußball-Bundesliga waren all die Gedankenspiele bereits über den Haufen geworfen. Eine Rote Karte und ein verwandelter Elfmeter nahmen früh Einfluss auf die Spielgeschichte. Am Ende gewann Bochum verdient mit 5:0 (1:0), weil sich Fortuna in der zweiten Hälfte zu naiv anstellte.
Es war am neunten Spieltag bereits der vierte Platzverweis und der sechste Elfmeter gegen Fortuna, die als Aufstiegsaspirant nun auf dem zwölften Tabellenplatz liegt. Die größte Frage vor der Partie war, wen Rösler in Abwesenheit von Florian Hartherz, Leonardo Koutris und Marcel Sobottka wohl als Linksverteidiger in einer Viererkette aufbieten würde. Die Antwort: Niemanden. Denn der Trainer stellte auf eine Dreierkette um. So lag es am etatmäßigen Offensivspieler Kristoffer Welt- und Europameister. Doch längst hat auch Thuram junior eigene Akzente gesetzt und wichtige Schritte gemacht. Mit ganz starken Spielen in der Bundesliga für Borussia, mit den beiden Toren beim 2:2 gegen Real Madrid in der Champions League und natürlich seinen ersten Länderspielen für Weltmeister Frankreich. Es ist wie oft auf dem Platz: Marcus Thuram ist kaum aufzuhalten.
Das Hinspiel in Mailand indes, das war eine Lukaku-Show. Er schoss beim 2:2 beide Tore für Mailand, jeweils führte er vor, was er perfekt beherrscht: Er stand da, wo ein Stürmer stehen muss und vollstreckte. Thuram holte immerhin den Elfmeter für Gladbach heraus, weil er, es ist seine Masche geworden in dieser Saison, im Strafraum dribbelte, hart am Mann, in den Mann hinein, und dann gefoult wurde von Arturo Vidal.
Thuram, der gegen Schalke bei Gladbachs 4:1-Sieg traf, mag es, ins Speed-Dribbling zu gehen, gern nach einem weiten Diagonalpass von Abwehrchef Matthias Ginter. Thuram hat ein Gespür für den Raum, wie auch Lukaku. Er ist indes noch dabei, seine Torjäger-Qualitäten zu verfeinern, er hat in Gladbach gelernt, auch im Zentrum zu spielen, dort wo der natürliche Lebensraum von Lukaku ist. Dieser hat in der Premier League und der Serie A sowie in Belgiens Nationalteam nachgewiesen, ein Tormacher der Extraklasse zu sein. Den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen, ihn abschirmen, sich geschwind drehen und dann verblüffend präzise abschließen, das ist ein typischer Lukaku. Dass Inter ihn immer wieder sucht, versteht sich. Hat er den Ball, gibt er ihn oft erst wieder her, wenn er ihn ins Tor schießt.
Der Marktwert des 27-Jährigen wird daher vom Portal Transfermarkt.de auf 85 Millionen Euro taxiert, das ist Inters Topwert und ein Top-15-Platz in der Champions League. Thuram, 23, ist gerade auf 40 Millionen hochgestuft worden, er ist zusammen mit Denis Zakaria der
Peterson, der die linke Position im Fünfer-Mittelfeld einnahm, auch defensive Aufgaben zu übernehmen. Der Schwede wählte dazu aber die falschen Mittel. Nach drei Minuten zog er den drei Meter vor dem Tor einschussbereit stehenden Simon Zoller am Arm. Nach Ansicht der Videoaufnahmen entschied Schiedsrichter Frank Willenborg auf Strafstoß und Rot für Peterson. Eine korrekte Entscheidung, da für eine Gelbe Karte ein ballorientiertes Handeln des Düsseldorfers hätte vorliegen müssen. Danny Blum verwandelte zum 1:0 und Rösler stellte seine Taktik auf ein 4-4-1 um, in dem Kevin Danso und Edgar Prib die linke Seite übernahmen und diese auch weitgehend dicht machten.
Generell ließ Fortuna bis zum Pausenpfiff wenig zu. Glück hatte Fortuna nach knapp einer halben Stunde, als Blum nach einem Fehler von Andre Hoffmann alleine aufs Tor zulief, seinen Abschluss aber zu hoch ansetzte. Wenige Minuten später hatte Prib die beste Möglichkeit im ersten Durchgang für die Gäste. Doch auch er brachte den Ball aus 16 Metern nicht aufs Gehäuse.
Nach dem Seitenwechsel war Fortunas Torhüter Florian Kastenmeier drei Mal hellwach und bewahrte seine Mannschaft so zunächst vor dem 0:2. So hellwach Kastenmeier agierte, so schläfrig ließ Kenan Karaman den Ex-Fortunen Robert Tesche nach einer Ecke zum Kopfball kommen. Da war schließlich auch der Keeper machtlos. Ebenso wie bei Robert Zuljs Doppelpack. Beide Male fehlte jegliche Zuordnung und Zweikampfhärte. Fortuna ergab sich ihrem Schicksal. In der Nachspielzeit schlief der gesamte Defensivverbund noch einmal: Milos Pantovic traf zum 5:0-Endstand.