Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bund macht Neuss zum Krisen-Depot
Um auf Situationen wie die Corona-Pandemie künftig besser vorbereitet zu sein, werden bundesweit in 19 Orten Vorräte an medizinischer Ausrüstung angelegt. Neuss gehört dazu – zur Überraschung der Verantwortlichen vor Ort.
NEUSS Mit ihrer Logistikdrehscheibe Hafen ist die Stadt schon seit 2009 ein Standort der Nationalen Weizenreserve, einem Vorrat für Krisenzeiten. Nun soll auf Neusser Stadtgebiet auch eines von 19 bundesweit geplanten Depots für eine „Nationale Reserve Gesundheitsschutz“errichtet werden. Das sieht ein Konzept vor, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin vorstellte und das auf Logistikpartner vor Ort abstellt. Langfristig müssten tragfähige Strukturen aufgebaut werden, sagte der Minister, damit Deutschland künftig noch besser auf Situationen wie die Corona-Pandemie vorbereitet ist. Dazu investiert der Bund alleine im kommenden Jahr rund eine Milliarde Euro.
Die Nachricht von der Standortentscheidung für Neuss überraschte
„Vorsorge kostet. Aber Vorsorge schützt in Krisen“Jens Spahn Bundesgesundheitsminister zum Milliarden-Projekt Gesundheitsreserve
die Katastrophenschutzbeauftragten vor Ort völlig. „Der Bund hat das einseitig so beschlossen, die Stadt wusste nichts“, zitiert Tobias Spange von der Pressestelle den Ordnungsdezernenten Holger Lachmann als Leiter des „Stabes für außergewöhnliche Ereignisse“. Und auch beim Rhein-Kreis, der zuständigen Infektions- und Katastrophenschutzbehörde, war die Nachricht am Montag noch nicht angekommen. Wenn es so ist, sei das schön, sagt Kreissprecher Benjamin Josephs. Dann würde die Region von kurzen Wegen profitieren.
Etwas besser informiert war die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), auch wenn sie nach Angaben ihres Sprechers Heiko Schmitz an der Vorbereitung nicht beteiligt war. Aber die KVNO hat seit Ausbruch der Pandemie bereits mehrfach auf dem Kirmesplatz Schutzausrüstung auch aus Beständen des Bundes an niedergelassene Ärzte aus der Region verteilt. Bei der jüngsten Aktion am vergangenen Freitag kamen nach Angaben von Dirk Skalla, dem KVNO-Logistikchef, gut 3000 Ärzte nach Neuss. Und beim nächsten Termin Ende Januar könnten es noch einmal mehr werden, sagt er.
Dass der Bund einen Vorrat an Schutzkleidung, Masken, Medikamenten oder Beatmungsgeräten anschaffen will, begrüßt Skalla: „Wir haben lernen müssen, dass wir sehr abhängig sind, etwa von Lieferungen aus China.“ 22 (24) in Korschenbroich. Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert, die Zahl der Neuinfizierten je 100.000 Personen, liegt aktuell bei 107,1 (102,7).
Quarantäne In der Kita Zauberwald in Neuss ist ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet worden, so dass eine Gruppe und vier Kita-Kräfte in Quarantäne gehen. Wegen eines Corona-Nachweises bei einer Mitarbeiterin der Kita Erftstraße in Kaarst sind eine Gruppe und Kinder der Spätdienstbetreuung unter Quarantäne. Ganz unter Quarantäne ist die Kita Sternschnuppe in Grevenbroich.
Davon will der Bund mit einem Drei-Stufen-Plan zum Aufbau einer Nationalen Gesundheitsreserve wegkommen. Bis Ende 2021 soll ein Vorrat von den Dingen angelegt werden, die in der Beschaffung sind und nicht in der akuten Krise benötigt werden. Ab 2022 werden die Depots mit Schutzausrüstung inländischer Produktion sowie weiteren wichtigen Versorgungsgütern befüllt werden. Was das noch sein könnte, wird parallel in einer Risikoanalyse untersucht. Phase drei kennzeichnet den Dauerbetrieb und eine Absicherung des Bedarfs durch inländische Produktionskapazitäten. Ziel sei es, so Spahn, dass der Vorrat an für ein halbes Jahr gesichert und für einen Monat sofort verfügbar ist.