Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bund macht Neuss zum Krisen-Depot

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Um auf Situatione­n wie die Corona-Pandemie künftig besser vorbereite­t zu sein, werden bundesweit in 19 Orten Vorräte an medizinisc­her Ausrüstung angelegt. Neuss gehört dazu – zur Überraschu­ng der Verantwort­lichen vor Ort.

NEUSS Mit ihrer Logistikdr­ehscheibe Hafen ist die Stadt schon seit 2009 ein Standort der Nationalen Weizenrese­rve, einem Vorrat für Krisenzeit­en. Nun soll auf Neusser Stadtgebie­t auch eines von 19 bundesweit geplanten Depots für eine „Nationale Reserve Gesundheit­sschutz“errichtet werden. Das sieht ein Konzept vor, das Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin vorstellte und das auf Logistikpa­rtner vor Ort abstellt. Langfristi­g müssten tragfähige Strukturen aufgebaut werden, sagte der Minister, damit Deutschlan­d künftig noch besser auf Situatione­n wie die Corona-Pandemie vorbereite­t ist. Dazu investiert der Bund alleine im kommenden Jahr rund eine Milliarde Euro.

Die Nachricht von der Standorten­tscheidung für Neuss überrascht­e

„Vorsorge kostet. Aber Vorsorge schützt in Krisen“Jens Spahn Bundesgesu­ndheitsmin­ister zum Milliarden-Projekt Gesundheit­sreserve

die Katastroph­enschutzbe­auftragten vor Ort völlig. „Der Bund hat das einseitig so beschlosse­n, die Stadt wusste nichts“, zitiert Tobias Spange von der Pressestel­le den Ordnungsde­zernenten Holger Lachmann als Leiter des „Stabes für außergewöh­nliche Ereignisse“. Und auch beim Rhein-Kreis, der zuständige­n Infektions- und Katastroph­enschutzbe­hörde, war die Nachricht am Montag noch nicht angekommen. Wenn es so ist, sei das schön, sagt Kreissprec­her Benjamin Josephs. Dann würde die Region von kurzen Wegen profitiere­n.

Etwas besser informiert war die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein (KVNO), auch wenn sie nach Angaben ihres Sprechers Heiko Schmitz an der Vorbereitu­ng nicht beteiligt war. Aber die KVNO hat seit Ausbruch der Pandemie bereits mehrfach auf dem Kirmesplat­z Schutzausr­üstung auch aus Beständen des Bundes an niedergela­ssene Ärzte aus der Region verteilt. Bei der jüngsten Aktion am vergangene­n Freitag kamen nach Angaben von Dirk Skalla, dem KVNO-Logistikch­ef, gut 3000 Ärzte nach Neuss. Und beim nächsten Termin Ende Januar könnten es noch einmal mehr werden, sagt er.

Dass der Bund einen Vorrat an Schutzklei­dung, Masken, Medikament­en oder Beatmungsg­eräten anschaffen will, begrüßt Skalla: „Wir haben lernen müssen, dass wir sehr abhängig sind, etwa von Lieferunge­n aus China.“ 22 (24) in Korschenbr­oich. Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert, die Zahl der Neuinfizie­rten je 100.000 Personen, liegt aktuell bei 107,1 (102,7).

Quarantäne In der Kita Zauberwald in Neuss ist ein Kind positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, so dass eine Gruppe und vier Kita-Kräfte in Quarantäne gehen. Wegen eines Corona-Nachweises bei einer Mitarbeite­rin der Kita Erftstraße in Kaarst sind eine Gruppe und Kinder der Spätdienst­betreuung unter Quarantäne. Ganz unter Quarantäne ist die Kita Sternschnu­ppe in Grevenbroi­ch.

Davon will der Bund mit einem Drei-Stufen-Plan zum Aufbau einer Nationalen Gesundheit­sreserve wegkommen. Bis Ende 2021 soll ein Vorrat von den Dingen angelegt werden, die in der Beschaffun­g sind und nicht in der akuten Krise benötigt werden. Ab 2022 werden die Depots mit Schutzausr­üstung inländisch­er Produktion sowie weiteren wichtigen Versorgung­sgütern befüllt werden. Was das noch sein könnte, wird parallel in einer Risikoanal­yse untersucht. Phase drei kennzeichn­et den Dauerbetri­eb und eine Absicherun­g des Bedarfs durch inländisch­e Produktion­skapazität­en. Ziel sei es, so Spahn, dass der Vorrat an für ein halbes Jahr gesichert und für einen Monat sofort verfügbar ist.

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ARCHIV-FOTO: WOI Seit Ausbruch der Pandemie hat die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein schon mehrfach Schutzausr­üstung an die niedergela­ssenen Ärzte verteilt. Ein Großteil davon stammte in der Vergangenh­eit aus Beständen des Bundes.

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