Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie Corona den Kita-Alltag verändert
Viel Dokumentationsarbeit, große Herausforderungen beim Mittagessen: Kita-Leiterin Nicole Kochanek erklärt, wie die Corona-Pandemie die tägliche Arbeit mit den Kindern verändert hat.
NORF Als Erzieherin in einer Kindertagesstätte zu arbeiten, ist schon grundsätzlich ein verantwortungsvoller Job. In Corona-Zeiten aber besonders anstrengend und herausfordernd. Hygienevorschriften, Dokumentationsvorgaben und teils widersprüchliche Corona-Regeln erschweren den Arbeitsalltag. Wie belastend dieser derzeit ist, erzählt Nicole Kochanek stellvertretend für ihre Berufsgruppe.
Die 34-Jährige hat mitten in der Pandemie zum 1. August die Leitung der Kita Lessingplatz übernommen. Zuvor war sie 16 Jahre lang Erzieherin an der Kita Heilige Drei Könige, davon die letzten beiden Jahre als stellvertretende Leiterin. „Ich bin zwar nicht mehr so im Gruppendienst
„Die Eltern geben ihre Kinder übers Außengelände an uns ab“
Nicole Kochanek Kita-Leiterin
tätig“, berichtet sie. „Doch es ist schon ein gewaltiger Akt, für die Kinder, das Team und die Eltern da zu sein.“Insbesondere die Nähe fehle. „Das fängt schon bei der Übergabe der Kinder an“, sagt Nicole Kochanek.
Vor Corona war es selbstverständlich, dass Eltern ihren Nachwuchs in die Kita begleiten konnten. Jetzt dürfen sie nicht mal zum offiziellen Eingang. „Die Eltern geben ihre Kinder übers Außengelände an uns ab.“Jede der vier Kita-Gruppen hat eine Tür zum Garten und an ebendieser stehen dann die Kleinen mit ihren Eltern.
Auch das Gruppenfrühstück laufe komplett anders ab. „Es darf kein Essen mehr frei auf dem Tisch stehen“, erklärt die Kita-Leiterin. Deshalb bringe jedes Kind sein eigenes Frühstück mit. Eine besondere Herausforderung,
denn „es liegen Welten dazwischen, was die Kinder dabeihaben“.
Während die einen Dosen mit vorwiegend gesunden Nahrungsmitteln auspacken, gibt’s bei anderen Süßigkeiten und Schokolade. Die Erzieher müssen die Mahlzeit regelrecht „überwachen“. „Denn die Kinder dürfen nichts voneinander stibitzen“, so Kochanek.
Zum Mittagessen wird es regelrecht absurd: Während die Kleinen tagsüber – zwar aufgeteilt in ihren Gruppen – in den Puppen-, Basteloder Garderobenecken spielen, toben oder quasseln, sind die Erzieher verpflichtet, für jede Mittagsmahlzeit zu dokumentieren, wo, welches Kind sitzt. Anfangs habe man es mit einem festen Sitzplan versucht, doch das sei nicht umsetzbar gewesen, erzählt Kochanek. Für jedes Mittagessen einen Sitzplan dokumentieren zu müssen, während den ganzen Tag über die kleinen Menschen in wechselndem Kontakt innerhalb ihrer Gruppe sind – der Sinn dieser Vorschrift erschließe sich ihr nicht.
Auch mit dem Beschluss der Politik, den Beginn der Weihnachtsferien vorzuverlegen, hadert sie: „Die Schulen schließen früher, die Kitas haben länger offen. Wer denkt an uns?“Diese Selbstquarantäne sei absurd. So müsse beispielsweise ihr sieben Jahre alter Sohn in die Notbetreuung der OGS. Denn die Kita Lessingplatz hat – wie viele andere Kita-Einrichtungen auch – bis 22. Dezember geöffnet. „Das erschließt sich mir nicht.“
Immenser Zeitaufwand sei zudem erforderlich, um die Dokumentationen und die Hygienevorschriften zu befolgen. Allein das regelmäßige Händewaschen von 85 Kindern zu beaufsichtigen, sei herausfordernd. „Wenn dann ein Kind mal einen Schnupfen hat, müssen wir besonders auf Hygiene achten.“
Eine Maske tragen die Erzieherinnen in ihren Gruppen nicht. Da Kochanek als Teamleitung in alle Bereiche der Kita darf, trägt sie immer eine Maske. Für manche Kinder sei das nach wie vor irritierend. „Sie ziehen sich zurück, weil sie keine Mimik, kein Lächeln erkennen können.“
Info In der Advents-Reihe „Danke“stellt die NGZ bis Weihnachten Menschen und Helfer aus Neuss und deren Einsatz in Corona-Zeiten vor. Sie schildern ihren Alltag und wie sie die Herausforderungen, die sich ihnen dabei stellen, meistern – und wie sich dies auswirkt.