Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Geheimnis des perfekten Kaffees

Einar Rasmussen betreibt seit 2014 am Bruchweg eine Bio-Rösterei – 2020 ist sein bislang erfolgreic­hstes Jahr. Was sind die Gründe?

- VON STEPHAN SEEGER

HOLZBÜTTGE­N Während das Corona-Jahr viele Betriebe an den Rand des Ruins getrieben hat, ist Einar Rasmussen sehr zufrieden. „Es wird unser bestes Jahr trotz Corona“, sagt der 55-Jährige. Rasmussen betreibt seit 2014 am Bruchweg in Holzbüttge­n eine Bio-Rösterei und verkauft Kaffee an die Gastronomi­e, Büros, Privatkund­en oder Krankenhäu­ser. Auch über seinen Online-Handel vertreibt Rasmussen die verschiede­nen Kaffeesort­en deutschlan­dweit. Warum gerade in diesem Jahr so viel Kaffee getrunken wird? „Ich glaube, weil die meisten Leute zu Hause im Homeoffice sind und sich guten Kaffee gönnen anstatt den Kaffee in der Kantine zu trinken“, sagt er.

Das Besondere an seinem Kaffee: Auf den Feldern, wo er geerntet wird, wird kein künstliche­r Dünger benutzt, die Bohnen sind frei von Pestiziden. Und seine Kunden können genau nachverfol­gen, wo das Rohmateria­l, also die Bohnen, herkommen. „All unsere Kaffees lassen sich bis zu den Bauern zurückverf­olgen. Wir handeln direkt mit den Kaffeekoop­erativen. Wir können direkt sagen, wo der Kaffee herkommt“, so Rasmussen. Eine Kaffeekoop­erative ist nichts anderes als eine Genossensc­haft. Und: Die Bauern werden fair bezahlt, bekommen zwischen 2,75 Euro und 3,40 Euro pro halbes Kilogramm. Rasmussen ist mit 18 weiteren Röstereien in Europa Mitglied in der Vereinigun­g „Roasters United“, die gemeinsam den Kaffee bei den Bauern einkauft. „Sonst würden uns die Logistik-Kosten auffressen“, sagt er. Immer zur Ernte wird eingekauft. In Guatemala beispielsw­eise fängt die Erntezeit jetzt an, der Kaffee kommt dann im Mai/Juni bei den Röstereien an. „Die Farmer werden fair bezahlt und unsere Kunden haben hundertpro­zentige Transparen­z“, sagt Rasmussen.

Wie kam es dazu, dass Rasmussen erst vor sechs Jahren eine Rösterei aufgemacht und den Schritt in die Selbststän­digkeit gewagt hat? „Ich habe vorher etwas ganz anderes gemacht, Kaffee war aber schon immer meine Leidenscha­ft“, sagt er. Bis er die Lagerhalle angemietet hat, war Rasmussen Geschäftsf­ührer eines mittelstän­dischen Unternehme­ns für Fotozubehö­r. Dort hat er viel mit Landschaft­sfotografe­n zusammenge­arbeitet. „Da kommt auch meine Leidenscha­ft für Bio her, ich habe viel gesehen, was man eigentlich nicht sehen möchte“, sagt er. Zwei Jahre hat die Vorbereitu­ng gedauert. Irgendwann fasste Rasmussen den Beschluss, seinen Job aufzugeben und das zu machen, was er liebt: Kaffee. So begann er, in Röstereien zu arbeiten und sich in die Materie

immer tiefer einzuarbei­ten. Als er dann eine halbe Tonne Rohkaffee gekauft hat, ging es richtig los. Mittlerwei­le besucht Rasmussen einmal im Jahr die Kaffee-Kooperativ­en in verschiede­nen Ländern wie Indien, Peru, Guatemala oder Äthiopien. In diesem Jahr stand Sumatra auf seiner Liste, doch Corona hat der Reise einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Doch was ist das Geheimnis eines guten Kaffees? „Der Kaffee darf nicht bitter schmecken, auch wenn er kalt wird. Dann ist die Qualität nicht gut. Außerdem sollte er nicht sauer schmecken und nicht auf den Magen schlagen“, so Rasmussen. Die Kaffees, die im Einzelhand­el angeboten werden, haben nicht den Qualitätss­tandard wie die Kaffees aus den Röstereien. Sein nächstes Projekt: Ab Januar wird es Online-Barista-Kurse geben. Da Rasmussen im Streaming-Team der evangelisc­hen Kirche arbeitet, hat er bereits die nötigen Erfahrunge­n, um solche Webinare anbieten zu können.

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FOTOS (5): SEEG Bis er die Lagerhalle angemietet hat, war Rasmussen Geschäftsf­ührer eines mittelstän­dischen Unternehme­ns für Fotozubehö­r.
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Ab Januar soll es Online-Barista-Kurse geben.
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Die Kaffee-Bohnen sind laut Rasmussen frei von Pestiziden.
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Die Halle befindet sich in Holzbüttge­n.
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Verkauft wird an Gastronomi­e, Büros, Privatkund­en oder Krankenhäu­ser.

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