Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Geheimnis des perfekten Kaffees
Einar Rasmussen betreibt seit 2014 am Bruchweg eine Bio-Rösterei – 2020 ist sein bislang erfolgreichstes Jahr. Was sind die Gründe?
HOLZBÜTTGEN Während das Corona-Jahr viele Betriebe an den Rand des Ruins getrieben hat, ist Einar Rasmussen sehr zufrieden. „Es wird unser bestes Jahr trotz Corona“, sagt der 55-Jährige. Rasmussen betreibt seit 2014 am Bruchweg in Holzbüttgen eine Bio-Rösterei und verkauft Kaffee an die Gastronomie, Büros, Privatkunden oder Krankenhäuser. Auch über seinen Online-Handel vertreibt Rasmussen die verschiedenen Kaffeesorten deutschlandweit. Warum gerade in diesem Jahr so viel Kaffee getrunken wird? „Ich glaube, weil die meisten Leute zu Hause im Homeoffice sind und sich guten Kaffee gönnen anstatt den Kaffee in der Kantine zu trinken“, sagt er.
Das Besondere an seinem Kaffee: Auf den Feldern, wo er geerntet wird, wird kein künstlicher Dünger benutzt, die Bohnen sind frei von Pestiziden. Und seine Kunden können genau nachverfolgen, wo das Rohmaterial, also die Bohnen, herkommen. „All unsere Kaffees lassen sich bis zu den Bauern zurückverfolgen. Wir handeln direkt mit den Kaffeekooperativen. Wir können direkt sagen, wo der Kaffee herkommt“, so Rasmussen. Eine Kaffeekooperative ist nichts anderes als eine Genossenschaft. Und: Die Bauern werden fair bezahlt, bekommen zwischen 2,75 Euro und 3,40 Euro pro halbes Kilogramm. Rasmussen ist mit 18 weiteren Röstereien in Europa Mitglied in der Vereinigung „Roasters United“, die gemeinsam den Kaffee bei den Bauern einkauft. „Sonst würden uns die Logistik-Kosten auffressen“, sagt er. Immer zur Ernte wird eingekauft. In Guatemala beispielsweise fängt die Erntezeit jetzt an, der Kaffee kommt dann im Mai/Juni bei den Röstereien an. „Die Farmer werden fair bezahlt und unsere Kunden haben hundertprozentige Transparenz“, sagt Rasmussen.
Wie kam es dazu, dass Rasmussen erst vor sechs Jahren eine Rösterei aufgemacht und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat? „Ich habe vorher etwas ganz anderes gemacht, Kaffee war aber schon immer meine Leidenschaft“, sagt er. Bis er die Lagerhalle angemietet hat, war Rasmussen Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens für Fotozubehör. Dort hat er viel mit Landschaftsfotografen zusammengearbeitet. „Da kommt auch meine Leidenschaft für Bio her, ich habe viel gesehen, was man eigentlich nicht sehen möchte“, sagt er. Zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert. Irgendwann fasste Rasmussen den Beschluss, seinen Job aufzugeben und das zu machen, was er liebt: Kaffee. So begann er, in Röstereien zu arbeiten und sich in die Materie
immer tiefer einzuarbeiten. Als er dann eine halbe Tonne Rohkaffee gekauft hat, ging es richtig los. Mittlerweile besucht Rasmussen einmal im Jahr die Kaffee-Kooperativen in verschiedenen Ländern wie Indien, Peru, Guatemala oder Äthiopien. In diesem Jahr stand Sumatra auf seiner Liste, doch Corona hat der Reise einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Doch was ist das Geheimnis eines guten Kaffees? „Der Kaffee darf nicht bitter schmecken, auch wenn er kalt wird. Dann ist die Qualität nicht gut. Außerdem sollte er nicht sauer schmecken und nicht auf den Magen schlagen“, so Rasmussen. Die Kaffees, die im Einzelhandel angeboten werden, haben nicht den Qualitätsstandard wie die Kaffees aus den Röstereien. Sein nächstes Projekt: Ab Januar wird es Online-Barista-Kurse geben. Da Rasmussen im Streaming-Team der evangelischen Kirche arbeitet, hat er bereits die nötigen Erfahrungen, um solche Webinare anbieten zu können.