Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Produzent schreibt Buch übers Musikerleben
Musik, Macher und die Jagd auf den Megahit. Das alles findet sich im Buch von Danky Cigale wieder. Der Grevenbroicher gibt Einblicke in sein Leben als Musikproduzent – gut gewürzt mit sehr viel Lokalkolorit.
GREVENBROICH Mit „Automatic Lover“hat er in diesem Sommer einen Song in den Dance-Charts platziert. Zurzeit ist sein Remake des Genesis-Klassikers „Follow you, Follow me“am Start – und mit Clemens Maria Haas, dem Sänger der legendären NDW-Band „Steinwolke“, hat er gerade eine Neuauflage des Klassikers „Katharine, Katharine“aufgenommen. Aber das ist für Danky Cigale erst mal alles nur Nebensache.
Denn jetzt ist sein erstes Buch erschienen. Das heißt „Die Musik stirbt nie“und ist von vorne bis hinten eine Biografie. Kurzum: Cigale erzählt von den selbst erlebten Höhen und Tiefen des Musik-Business und von seinem Traum, einen Megahit zu landen. „Das war mir ein Bedürfnis“, sagt der 56-Jährige, der sich auch ein bisschen den Frust von der Seele geschrieben hat. Vor allem den, den er mal vor Jahren mit einem offenbar windigen „Manager“aus Grevenbroich erlebte.
Überhaupt ist auf rund 280 Seiten viel Lokalkolorit vertreten. Cigale berichtet von seinem Vater, einem herzensguten Menschen, der in Slowenien geboren wurde, ganz in der Nähe der Partnerstadt Celje. Dessen Herz schlug für die Oberkrainer Musik – und der alte Herr ging schwer davon aus, dass sich das auch auf den Filius abfärben würde. „Schon in jungen Jahren bekam ich meine erste Trompete, mit acht ein Akkordeon“, berichtet Danky. Seine ersten richtigen Kontakte mit der Musik.
Doch je älter er und sein Bruder Toni wurden, je mehr lehnten die Cigale-Brüder die volkstümlichen Klänge ab, die seinerzeit von Musikern wie Slavko Avsenik fernsehreif kultiviert wurden. Kiss, The Sweet, Nazareth, Deep Purple, AC/DC – das waren auf einmal die Helden der jungen Südstädter, und denen wollten sie nacheifern. „Drogenmusik“nannte der Vater das, was aus den Kassettenrekordern der beiden Jungs ertönte.
Die Brüder lernten Gitarre spielen, gründeten mit „Roxy Heart“ihre erste Band, die schon bald zu TV-Ehren kam. „Da waren wir 13, 14 Jahre alt“, erinnert sich Danky Cigale – vor allem an einen Sonntagnachmittag, als das ZDF den Auftritt der jungen Rocker beim Allrather Schützenfest für die Sendung „Schüler-Express“filmte. Der Anfang einer großen Karriere?
Pustekuchen! „Damals machten ,The Teens‘ die große Karriere – und wir waren weg vom Fenster“, sagt Cigale.
In den 80ern sorgten die Brüder mit der Band „Kristall“ordentlich für Furore, waren Einheizer von Bands wie „Steinwolke“und „Münchener
Freiheit“, sahnten bei Udo Werners legendärer Talentshow im Kölner „Tanzbrunnen“ab. Doch irgendwann kam der Synthie-Pop. Danky Cigale fing Feuer, kaufte sich eine Midibox für seinen Commodore C-64 und startete das Solo-Projekt „Run-Stop-Restore“, dessen Name sich von einer Tastenkombination des alten „Brotkastens“ableitete. „Lives Dance Touch“hieß seine erste Disco-Pop-Nummer, die auch im Radio gespielt wurde.
Seitdem ist Danky – der eigentlich Dankfried („Ein undankbarer Name“) heißt – im Musikbusiness hochaktiv. In seinem Buch berichtet er über Stars wie Udo Lindenberg, die Backstreet Boys, Haddaway, Dr. Alban, Pur, Alex Christensen oder Holly Johnson von „Frankie goes to Hollywood“, mit denen er zusammenarbeitete oder die ihm über den Weg liefen. Er berichtet munter über Begegnungen mit Plattenbossen, über unvergessene Auftritte in der Krefelder „Königsburg“und seine Version von „Macarena“, die im karibischen Raum große Erfolge feierte.
Und immer wieder geht es in dem Band um Projekte und die Jagd nach dem Megahit. Obwohl sich Danky Cigale bereits auf Rang zwei in den US-Top-40-Dance-Charts platzierte, ist ihm der noch nicht gelungen. Muss auch nicht sein: Seine Brötchen verdient er ganz bodenständig nach wie vor bei RWE, dort hat er vor 40 Jahren den Beruf des Betriebsschlossers erlernt.
Sollte der 56 Jahre alte Vater von zwei Kindern eines Tages doch einmal eine Goldene Schallplatte für seine Musik bekommen, weiß er genau, wem er sie widmen wird: „Meinem Vater. Ich werde an sein Grab gehen und sagen: ,Hier Papa, das ist Deine‘.“Denn ohne ihn hätte er nie zur Musik gefunden.