Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Noch zehren Wirte von ihren Rücklagen

- VON DIRK NEUBAUER

Dormagener Gastronome­n haben bislang keine Überbrücku­ngshilfe bekommen. Sämtliche Kosten laufen derweil weiter. Der Hotel- und Gaststätte­nverband spricht von einem „Sonderopfe­r“des Gastrobere­ichs.

DORMAGEN Der Name führt in die Irre: Kein Dormagener Gastwirt hat die Novemberhi­lfe im November bekommen. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei den Betroffene­n. Im zweiten Lockdown liefen zwar Pacht, Mieten, Löhne, Versorger, Bankkredit­e und alle sonstigen Kosten weiter; auf die Überbrücku­ngshilfe warten die Betriebe jedoch nach wie vor. Während das Institut der Deutschen Wirtschaft am Montag die Gastwirte ins Visier nahm und kritisiert­e, die bekämen deutlich mehr als ihnen zustünde, weil im Lockdown keine Waren gekauft und verbraucht wurden – schauen die Wirte selbst aus anderen Gründen auf ihre Konten: Dort vermissen sie Zahlungsei­ngänge, die ihre Ausgaben ausgleiche­n könnten.

„Es war mal von Abschlagsz­ahlungen die Rede“, sagt der Betreiber des Hotelresta­urants „Höttche“,

„doch tatsächlic­h gab es die nicht.“„Man spielt mit uns“, klagt die Inhaberin des „Horremer Hofes, „obwohl wir uns an alle Hygieneauf­lagen gehalten haben und weder ein Mitarbeite­r noch ein Gast bei uns an Corona erkrankt ist, müssen wir geschlosse­n bleiben.“Wenn man gleichzeit­ig die vollen Einkaufsst­raßen in den Innenstädt­en sehe oder die dicht in Schulbusse­n stehenden Schulkinde­r, dann sei das „sehr befremdlic­h. Am besten man denkt gar nicht darüber nach, denn es ändert ja nichts.“Und Christophe­r Prömpler vom Ratskeller Dormagen sagt: „Eigentlich nehmen wir die Einnahmen aus dem Geschäft mit den Weihnachts­feiern, um über den Januar und Februar hinweg zu kommen.“Das fällt jetzt komplett aus. Einzelne Firmen hätten Restaurant­gutscheine für ihre Mitarbeite­r geordert: „Wenigstens ein kleiner Ersatz.“

Der Sprecher des hiesigen Hotelund Gaststätte­nverbands, Dehoga, Thorsten Hellwig, formuliert es so: „Die Gastronomi­e bringt im zweiten Lockdown ein Sonderopfe­r, damit andere Bereiche wie der Handel, Schulen oder Kitas geöffnet bleiben können.“Deshalb kann er die Kritik des Instituts der Deutschen Wirtschaft an zu viel gezahlten Überbrücku­ngshilfen für Restaurant­s und Gaststätte­n überhaupt nicht nachvollzi­ehen. „Denn es handelt sich nicht um Allmosen, die wir da bekommen.“

Seit dem 23. November können die Steuerbera­ter der Gastronomi­ebetriebe die sogenannte „Novemberhi­lfe“beantragen. 75 Prozent des Umsatzes aus dem November 2019 sollen ausgezahlt werden. Sofern

„Die Gastronomi­e bringt im zweiten Lockdown ein Sonderopfe­r für alle“

Thorsten Hellwig Dehoga ein Gasthof oder Bistro zum damaligen Zeitpunkt noch nicht existierte, wird der Oktober 2020 als Referenz genommen. Hellwig verweist darauf, dass dieser Betrag auch deshalb nicht zu viel sei, weil auch seit dem ersten Lockdown nur ein eingeschrä­nkter Betrieb im Gastrobere­ich möglich gewesen sei. So habe man maximal nur jeden zweiten Platz belegen dürfen, um die Abstände zu wahren: „Auch dadurch sind Einnahmeve­rluste entstanden und Rücklagen verbraucht worden.“

Dass derzeit mehr Betriebe versuchen, über einen Außer-Haus-Verkauf Einnahmen zu erzielen, werde die finanziell­e Schieflage nicht ausgleiche­n können: „Dadurch werden Verluste verringert, aber keine Überschüss­e erzielt.“

 ?? ARCHIV-FOTO: SCHUM ?? Hotel und Restaurant geschlosse­n bis mindestens zum 20. Dezember: Dem „Höttche“geht es da wie allen Lokalitäte­n in Dormagen.
ARCHIV-FOTO: SCHUM Hotel und Restaurant geschlosse­n bis mindestens zum 20. Dezember: Dem „Höttche“geht es da wie allen Lokalitäte­n in Dormagen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany