Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Immer wieder Lkw-Ärger in der City

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Lastwagen sorgen an vielen Stellen für Ärger. Ein Problem in der Fußgängerz­one hat bald ein Ende: In Kürze halten versenkbar­e Poller Lieferwage­n draußen. Andere Probleme sind ungelöst.

GREVENBROI­CH Lastwagen-Transporte sind für die Versorgung der Bevölkerun­g und Industrie überlebens­wichtig, doch die „Brummis“sorgen oft für mächtig Ärger. Beispielsw­eise in der Grevenbroi­cher Fußgängezo­ne: Bürger, Politiker und die Stadt machen „die Beobachtun­g, dass sich Fahrer von Paketzuste­llern und andere Lieferfahr­zeuge nicht an die vorgegeben­e Lieferzeit von 7 bis 11 Uhr halten“, schildert Stadtsprec­her Stephan Renner. Auch nach 11 Uhr rangiert so mancher Lastwagen etwa durch die enge Kölner Straße.

Die Politik machte sich für eine Lösung stark. In wenigen Wochen soll die endlich kommen: „Zum Jahreswech­sel nehmen wir die ausfahrbar­en Poller in Betrieb, die um 11 Uhr automatisc­h hochfahren“, sagt Renner. 60.000 Euro kosten die drei Sperranlag­en an Breite Straße, Kölner Straße und zwischen Marktplatz und Ostwall. Im Sommer wurde die Technik eingebaut. Zurzeit laufen noch „organisato­rische Vorbereitu­ngen“, wie die Stadt erklärt. Einsatzkrä­fte erhalten Transponde­r für die Bedienung, für Anlieger solle es „individuel­le Lösungen“geben.

Noch Zukunftsmu­sik ist dagegen das „City-Logistikko­nzept“, mit dem SPD, Grüne und „Mein Grevenbroi­ch“in ihrem Kooperatio­nsvertrag „Lieferverk­ehre in der City verringern“wollen. Die SPD hatte zuvor Vorstellun­gen dafür entwickelt. So könne am Zehnthof ein „Mikro-Depot“errchtet werden, von dem aus auf der „letzten Meile“die Ware mit Elektro-Lastenräde­rn zu den Geschäften transporti­ert wird. Der Vorschlag soll im Rahmen des neuen Mobilitäts­konzeptes der Stadt erörtert werden. Die „Micro-Hubs“genannten Verteilzen­tren sind bereits in der Nachbarsta­dt Neuss Thema. Die Industrie- und Handelskam­mer hatte Neuss in eine Machbarkei­tsstudie einbezogen.

Der Lieferverk­ehr ist aber längst nicht das einzige Problem mit Lkw, wobei Stadtsprec­her Renner betont: „Lastwagenv­erkehr in der Stadt ist Ausdruck für einen wirtschaft­lich starken Standort. Ziel ist nicht, Lkw aus der Stadt herauszube­kommen, sondern den Verkehr so zu lenken, dass die Belastung für die Bevölkerun­g so gering wie möglich ist.“

Als ein Beispiel nennt er das geplante Lidl-Logistik-Zentrum an der Lilienthal­straße.. Der Schwerlast­verkehr soll über die Zeppelinst­raße Richtung A 540 (nun B 59) gelenkt werden und nicht etwa die Kreuzung K10/L 361 belasten. Auch beim geplanten Logistik-Zentrum für Chipsherst­eller Intersnack legen Politiker großen Wert darauf, dass die schweren Fahrzeuge möglichst die Orte umgehen. Von dichtem Lkw-Verkehr sind schließlic­h mehrere Stadtteile betroffen.

Für die B 59 in Allrath ist mit der geplanten Ortsumgehu­ng eine Lösung in Sicht, für Langwaden, durch das auch der Verkehr zwischen den Aluminiumw­erken in Neuss und Grevenbroi­ch pendelt, dagegen nicht. Und für Kapellen und Wevelingho­ven würde Bürgermeis­ter Klaus Krützen durch eine Herabstufu­ng zu kommunalen Straßen Tempo 30 und Lkw-Durchfahrt­sverbote ermögliche­n. „Doch dafür gibt es keinen Konsens mit dem Landesbetr­ieb Straßen.NRW“, sagt Renner.

Und dann gibt es seit Jahren noch ein großes Ärgernis mit Lkw und deren Fahrern, die in Gewerbegeb­ieten an Straßenrän­dern parken, reichlich Müll am Straßenran­d hinterlass­en und sogar ihre Notdurft verrichten. Ein Problem sind die zu knappen

Abstellmög­lichkeiten an der Autobahn-Raststätte Vierwinden.

Seit Jahren ist das wenig appetitlic­he Thema Anlass für Diskussion in Ausschüsse­n. Etwa „Mein Grevenbroi­ch“forderte wiederholt Lösungen. Vorgeschla­gene Toiletten-Häuschen für Trucker sind laut Stadt zu teuer. Im Gewerbegeb­iet Kapellen hat die Stadt an mehreren Straßen Halteverbo­tszonen eingericht­et, um der Müllflut Herr zu werden. „Es ist dort besser geworden. Doch wenn an einer Stelle Lastwagen verbannt werden, tauchen sie anderswo wieder auf“, sagt Renner. Die einzig wirksame Lösung sei der von Straßen.NRW geplante Ausbau der Raststätte Verwinden. Auf der Anlage in Fahrtricht­ung Jüchen soll die Zahl der Lkw-Stellplätz­e von 18 auf 88 knapp verfünffac­ht werden. Der Baustart hatte sich bereits verzögert. Beginn soll laut Landesbetr­ieb „voraussich­tlich 2021“sein.

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ARCHIVFOTO: CSO- Nur bis 11 Uhr dürfen Lieferwage­n in der Fußgängerz­one unterwegs sein. Automatik-Poller sollen gewährleis­ten, dass diese Zeit eingehalte­n wird.

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