Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Immer wieder Lkw-Ärger in der City
Lastwagen sorgen an vielen Stellen für Ärger. Ein Problem in der Fußgängerzone hat bald ein Ende: In Kürze halten versenkbare Poller Lieferwagen draußen. Andere Probleme sind ungelöst.
GREVENBROICH Lastwagen-Transporte sind für die Versorgung der Bevölkerung und Industrie überlebenswichtig, doch die „Brummis“sorgen oft für mächtig Ärger. Beispielsweise in der Grevenbroicher Fußgängezone: Bürger, Politiker und die Stadt machen „die Beobachtung, dass sich Fahrer von Paketzustellern und andere Lieferfahrzeuge nicht an die vorgegebene Lieferzeit von 7 bis 11 Uhr halten“, schildert Stadtsprecher Stephan Renner. Auch nach 11 Uhr rangiert so mancher Lastwagen etwa durch die enge Kölner Straße.
Die Politik machte sich für eine Lösung stark. In wenigen Wochen soll die endlich kommen: „Zum Jahreswechsel nehmen wir die ausfahrbaren Poller in Betrieb, die um 11 Uhr automatisch hochfahren“, sagt Renner. 60.000 Euro kosten die drei Sperranlagen an Breite Straße, Kölner Straße und zwischen Marktplatz und Ostwall. Im Sommer wurde die Technik eingebaut. Zurzeit laufen noch „organisatorische Vorbereitungen“, wie die Stadt erklärt. Einsatzkräfte erhalten Transponder für die Bedienung, für Anlieger solle es „individuelle Lösungen“geben.
Noch Zukunftsmusik ist dagegen das „City-Logistikkonzept“, mit dem SPD, Grüne und „Mein Grevenbroich“in ihrem Kooperationsvertrag „Lieferverkehre in der City verringern“wollen. Die SPD hatte zuvor Vorstellungen dafür entwickelt. So könne am Zehnthof ein „Mikro-Depot“errchtet werden, von dem aus auf der „letzten Meile“die Ware mit Elektro-Lastenrädern zu den Geschäften transportiert wird. Der Vorschlag soll im Rahmen des neuen Mobilitätskonzeptes der Stadt erörtert werden. Die „Micro-Hubs“genannten Verteilzentren sind bereits in der Nachbarstadt Neuss Thema. Die Industrie- und Handelskammer hatte Neuss in eine Machbarkeitsstudie einbezogen.
Der Lieferverkehr ist aber längst nicht das einzige Problem mit Lkw, wobei Stadtsprecher Renner betont: „Lastwagenverkehr in der Stadt ist Ausdruck für einen wirtschaftlich starken Standort. Ziel ist nicht, Lkw aus der Stadt herauszubekommen, sondern den Verkehr so zu lenken, dass die Belastung für die Bevölkerung so gering wie möglich ist.“
Als ein Beispiel nennt er das geplante Lidl-Logistik-Zentrum an der Lilienthalstraße.. Der Schwerlastverkehr soll über die Zeppelinstraße Richtung A 540 (nun B 59) gelenkt werden und nicht etwa die Kreuzung K10/L 361 belasten. Auch beim geplanten Logistik-Zentrum für Chipshersteller Intersnack legen Politiker großen Wert darauf, dass die schweren Fahrzeuge möglichst die Orte umgehen. Von dichtem Lkw-Verkehr sind schließlich mehrere Stadtteile betroffen.
Für die B 59 in Allrath ist mit der geplanten Ortsumgehung eine Lösung in Sicht, für Langwaden, durch das auch der Verkehr zwischen den Aluminiumwerken in Neuss und Grevenbroich pendelt, dagegen nicht. Und für Kapellen und Wevelinghoven würde Bürgermeister Klaus Krützen durch eine Herabstufung zu kommunalen Straßen Tempo 30 und Lkw-Durchfahrtsverbote ermöglichen. „Doch dafür gibt es keinen Konsens mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW“, sagt Renner.
Und dann gibt es seit Jahren noch ein großes Ärgernis mit Lkw und deren Fahrern, die in Gewerbegebieten an Straßenrändern parken, reichlich Müll am Straßenrand hinterlassen und sogar ihre Notdurft verrichten. Ein Problem sind die zu knappen
Abstellmöglichkeiten an der Autobahn-Raststätte Vierwinden.
Seit Jahren ist das wenig appetitliche Thema Anlass für Diskussion in Ausschüssen. Etwa „Mein Grevenbroich“forderte wiederholt Lösungen. Vorgeschlagene Toiletten-Häuschen für Trucker sind laut Stadt zu teuer. Im Gewerbegebiet Kapellen hat die Stadt an mehreren Straßen Halteverbotszonen eingerichtet, um der Müllflut Herr zu werden. „Es ist dort besser geworden. Doch wenn an einer Stelle Lastwagen verbannt werden, tauchen sie anderswo wieder auf“, sagt Renner. Die einzig wirksame Lösung sei der von Straßen.NRW geplante Ausbau der Raststätte Verwinden. Auf der Anlage in Fahrtrichtung Jüchen soll die Zahl der Lkw-Stellplätze von 18 auf 88 knapp verfünffacht werden. Der Baustart hatte sich bereits verzögert. Beginn soll laut Landesbetrieb „voraussichtlich 2021“sein.