Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt setzt weiter auf ÖPNV-Spuren
Die CDU kann sich aber vorstellen, dass in der Pandemie wenig genutzte Verbindungen temporär eingestellt werden.
DÜSSELDORF Für eine erfolgreiche Verkehrswende – weg vom Auto und hin zum Umstieg auf die öffentlichen Nahverkehrsmittel – setzt die Stadt weiter auf ÖPNV-Spuren. So wird voraussichtlich ab dem Frühjahr 2021 auf der Kaiserstraße parallel zum Hofgarten eine der drei Fahrspuren stadteinwärts mit einer Schraffur zu einem eigenen Bahnkörper umfunktioniert. Auch die dauerhaften Einrichtungen der Sonderfahrstreifen auf der Vennhauser Allee im Zulauf auf den Knoten mit der Rothenbergstraße/Glashüttenstraße und auf der Uerdinger Straße im Bereich des Bussteigs 5 sind beschlossene Sache. Nach den Kommunalwahlen im vergangenen September hat sich zwar noch kein neues Ratsbündnis gefunden – die CDU und die Grünen als die beiden stärksten Parteien verhandeln derzeit eine Kooperation aus –, trotzdem scheint bei dem Thema ÖPNV-Spuren parteiübergreifend Einigkeit zu sein.
Auf der Kaiserstraße wird die Verwaltung von der Querung Sternstraße bis zur Maximilian-Weyhe-Allee/Jägerhofstraße einen eigenen Bahnkörper für die Straßenbahnlinien 701, 705 und 706 Richtung Innenstadt anlegen. Der Versuch ist zunächst für eine Evaluierung für sechs Monate angesetzt, die Umsetzung kostet etwa 20.000 Euro. Norbert Czerwinski (Grüne), Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses, kann sich bei einer reibungslosen Testphase vorstellen, dass in Zukunft an dieser Stelle ein Rasengleis angelegt wird. Ein begrünter Schienenzwischenraum ist ein beliebtes Mittel für eine optische Aufwertung und vor allem zur Lärmreduzierung des Bahnverkehrs. Initiator des Versuchs waren die Linken. Sie hatten den Antrag zur Prüfung im Februar in den Ausschuss
eingebracht, damit die Straßenbahnen in Zukunft möglichst keine Zeit mehr auf dem Abschnitt verlieren.
Während die drei Linien wahrscheinlich bald stadteinwärts schneller durch den Verkehr kommen, könnten Autofahrer Minuten einbüßen. Die Verwaltung vermutet, dass während der Hauptverkehrszeiten in Richtung Innenstadt etwa 350 Fahrzeuge pro Stunde weniger an der Kreuzung Kaiserstraße/Maximilian-Weyhe-Allee/Hofgartenstraße abgewickelt werden. Anja Vorspel von den Linken und Czerwinski nehmen dies aber gerne in Kauf: „Wir schaffen für drei wichtige Linien eine große zeitliche Verbesserung, ohne dass es eine großartige Verschlechterung für die Autofahrer
gibt“, sagt Vorspel. Czerwinski ergänzt: „Für die Autofahrer bleiben zwei Spuren, wie auf der Kaiserstraße davor auch, wo rechts eine Fahrradspur eingerichtet wurde, die dann in den Hofgarten abbiegt. Es gibt keinen Grund, dass Autofahrer parallel zum Hofgarten wieder drei Spuren benötigen.“
Einwände von den anderen Parteien gab es für die Evaluierung an der Kaiserstraße nicht. Auch nicht bei den jüngsten Beschlüssen für die dauerhaften Einrichtungen der Sonderfahrstreifen auf der Vennhauser Allee und der Uerdinger Straße, wo die Untersuchungen abgeschlossen sind und vorliegen.
Andreas Hartnigk, stellvertretender Vorsitzender des Ordnungsund Verkehrsausschusses sowie verkehrspolitischer Sprecher der CDU, sagt jedoch auch, dass bei jeder Einführung einer ÖPNV-Spur „fein dosiert“hingeschaut werden sollte. Dass für eine Verkehrswende der Umstieg auf den ÖPNV gefördert werden muss, steht für den Ratsherr nicht zur Diskussion. Aber wenn andere Verkehrsteilnehmer darunter leiden, sei auf Dauer damit niemandem geholfen. Die Lösung der CDU bleibt eine optimierte Ampelschaltung, die laut Hartnigk am besten für eine freie Fahrt für die Bahnen und einen flüssigen Individualverkehr sorgen soll. „Bei diesem Punkt muss man einen vernünftigen Dreh finden und noch ein bisschen nacharbeiten“, sagt Hartnigk und kündigt für die nächste Sitzung des Ordnungsund Verkehrsausschusses im
Januar ein ausgereiftes Konzept der CDU an, das für den Verkehr in „normalen Zeiten ohne Corona“ausgearbeitet sein wird.
Jetzt mitten im zweiten Lockdown und in der Pandemie kann sich Hartnigk vorstellen, den Fahrplan der Rheinbahn den Gegebenheiten anzupassen. Zum einen aus wirtschaftlichen Gründen, zum anderen, weil der ÖPNV derzeit von den Menschen wegen des Coronavirus gemieden werde. Auf Strecken, bei denen in den Stoßzeiten die Bahnen voll seien, könne man gerne mehr Verbindungen anbieten. Aber in Zeiten von leeren Kassen könne der Fahrplan auf wenig genutzten Strecken temporär, bis sich die Lage wieder verbessert hat, coronabedingt ausgedünnt werden.