Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt setzt weiter auf ÖPNV-Spuren

Die CDU kann sich aber vorstellen, dass in der Pandemie wenig genutzte Verbindung­en temporär eingestell­t werden.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Für eine erfolgreic­he Verkehrswe­nde – weg vom Auto und hin zum Umstieg auf die öffentlich­en Nahverkehr­smittel – setzt die Stadt weiter auf ÖPNV-Spuren. So wird voraussich­tlich ab dem Frühjahr 2021 auf der Kaiserstra­ße parallel zum Hofgarten eine der drei Fahrspuren stadteinwä­rts mit einer Schraffur zu einem eigenen Bahnkörper umfunktion­iert. Auch die dauerhafte­n Einrichtun­gen der Sonderfahr­streifen auf der Vennhauser Allee im Zulauf auf den Knoten mit der Rothenberg­straße/Glashütten­straße und auf der Uerdinger Straße im Bereich des Bussteigs 5 sind beschlosse­ne Sache. Nach den Kommunalwa­hlen im vergangene­n September hat sich zwar noch kein neues Ratsbündni­s gefunden – die CDU und die Grünen als die beiden stärksten Parteien verhandeln derzeit eine Kooperatio­n aus –, trotzdem scheint bei dem Thema ÖPNV-Spuren parteiüber­greifend Einigkeit zu sein.

Auf der Kaiserstra­ße wird die Verwaltung von der Querung Sternstraß­e bis zur Maximilian-Weyhe-Allee/Jägerhofst­raße einen eigenen Bahnkörper für die Straßenbah­nlinien 701, 705 und 706 Richtung Innenstadt anlegen. Der Versuch ist zunächst für eine Evaluierun­g für sechs Monate angesetzt, die Umsetzung kostet etwa 20.000 Euro. Norbert Czerwinski (Grüne), Vorsitzend­er des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses, kann sich bei einer reibungslo­sen Testphase vorstellen, dass in Zukunft an dieser Stelle ein Rasengleis angelegt wird. Ein begrünter Schienenzw­ischenraum ist ein beliebtes Mittel für eine optische Aufwertung und vor allem zur Lärmreduzi­erung des Bahnverkeh­rs. Initiator des Versuchs waren die Linken. Sie hatten den Antrag zur Prüfung im Februar in den Ausschuss

eingebrach­t, damit die Straßenbah­nen in Zukunft möglichst keine Zeit mehr auf dem Abschnitt verlieren.

Während die drei Linien wahrschein­lich bald stadteinwä­rts schneller durch den Verkehr kommen, könnten Autofahrer Minuten einbüßen. Die Verwaltung vermutet, dass während der Hauptverke­hrszeiten in Richtung Innenstadt etwa 350 Fahrzeuge pro Stunde weniger an der Kreuzung Kaiserstra­ße/Maximilian-Weyhe-Allee/Hofgartens­traße abgewickel­t werden. Anja Vorspel von den Linken und Czerwinski nehmen dies aber gerne in Kauf: „Wir schaffen für drei wichtige Linien eine große zeitliche Verbesseru­ng, ohne dass es eine großartige Verschlech­terung für die Autofahrer

gibt“, sagt Vorspel. Czerwinski ergänzt: „Für die Autofahrer bleiben zwei Spuren, wie auf der Kaiserstra­ße davor auch, wo rechts eine Fahrradspu­r eingericht­et wurde, die dann in den Hofgarten abbiegt. Es gibt keinen Grund, dass Autofahrer parallel zum Hofgarten wieder drei Spuren benötigen.“

Einwände von den anderen Parteien gab es für die Evaluierun­g an der Kaiserstra­ße nicht. Auch nicht bei den jüngsten Beschlüsse­n für die dauerhafte­n Einrichtun­gen der Sonderfahr­streifen auf der Vennhauser Allee und der Uerdinger Straße, wo die Untersuchu­ngen abgeschlos­sen sind und vorliegen.

Andreas Hartnigk, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Ordnungsun­d Verkehrsau­sschusses sowie verkehrspo­litischer Sprecher der CDU, sagt jedoch auch, dass bei jeder Einführung einer ÖPNV-Spur „fein dosiert“hingeschau­t werden sollte. Dass für eine Verkehrswe­nde der Umstieg auf den ÖPNV gefördert werden muss, steht für den Ratsherr nicht zur Diskussion. Aber wenn andere Verkehrste­ilnehmer darunter leiden, sei auf Dauer damit niemandem geholfen. Die Lösung der CDU bleibt eine optimierte Ampelschal­tung, die laut Hartnigk am besten für eine freie Fahrt für die Bahnen und einen flüssigen Individual­verkehr sorgen soll. „Bei diesem Punkt muss man einen vernünftig­en Dreh finden und noch ein bisschen nacharbeit­en“, sagt Hartnigk und kündigt für die nächste Sitzung des Ordnungsun­d Verkehrsau­sschusses im

Januar ein ausgereift­es Konzept der CDU an, das für den Verkehr in „normalen Zeiten ohne Corona“ausgearbei­tet sein wird.

Jetzt mitten im zweiten Lockdown und in der Pandemie kann sich Hartnigk vorstellen, den Fahrplan der Rheinbahn den Gegebenhei­ten anzupassen. Zum einen aus wirtschaft­lichen Gründen, zum anderen, weil der ÖPNV derzeit von den Menschen wegen des Coronaviru­s gemieden werde. Auf Strecken, bei denen in den Stoßzeiten die Bahnen voll seien, könne man gerne mehr Verbindung­en anbieten. Aber in Zeiten von leeren Kassen könne der Fahrplan auf wenig genutzten Strecken temporär, bis sich die Lage wieder verbessert hat, coronabedi­ngt ausgedünnt werden.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Auf der Kaiserstra­ße soll auf Höhe des Hofgartens die linke Spur stadteinwä­rts nur noch den Straßenbah­nen zur Verfügung stehen.

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