Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

IHK plant für Neubau am Wenderspla­tz

- FRANK.KIRSCHSTEI­N@NGZ-ONLINE.DE

Rund 9,5 Millionen Euro will die Industrie- und Handelskam­mer in einen Neubau für Weiterbild­ung und Geschäftss­telle investiere­n. Wunschstan­dort ist der Wenderspla­tz, der schon oft überplant wurde, aber noch immer brach liegt.

noch stärker als bisher unter einem Mangel an gut qualifizie­rten Mitarbeite­rn leiden – dafür wird schon der demografis­che Wandel sorgen“, betont auch IHK-Präsident Elmar te Neues. „Gleichzeit­ig müssen die Betriebe die digitale Transforma­tion bewältigen“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Dafür benötigten die Unternehme gut ausgebilde­te Fachkräfte.

Dass die IHK dafür den Wenderspla­tz in den Fokus nimmt, ist kein Zufall: „Das Areal mit seiner zentralen Lage ist ideal, denn neben Ausund Weiterbild­ung sind Industrie, Hafen sowie Innenstadt und Handel wichtige Themen für uns“, sagt Steinmetz. Zur Abschätzun­g der Kosten und der Machbarkei­t eines Neubaus in Neuss hat die Kammer die Wichmann Architekte­n Ingenieure GmbH beauftragt, eine Entwurfspl­anung vorzulegen. Vorstellba­r sei für den Standort insgesamt ein Bildungsun­d Innovation­scampus mit Hochschule­n und anderen Bildungstr­ägern sowie Raum für Startups und Coworking.

Das passt – fast wörtlich – zu den Plänen, die die Ratsmehrhe­it von SPD und Grüne, unterstütz­t von UWG/FW und Aktiv Neuss, in ihrem Kooperatio­nsvertrag skizziert: „Das Clemens-Sels-Museum soll in einem architekto­nisch hochwertig­en ,Haus der Kultur’ eine neue Heimat auf dem Wenderspla­tz finden. Außerdem soll die Errichtung eines möglichen ,Hochschul- und Innovation­s-Campus’

und weiterer Bildungsei­nrichtunge­n, wie zum Beispiel die Stadtbibli­othek, geprüft werden.“Auch für die CDU sind Hochschul-Campus und Innovation auf dem Wenderspla­tz ein Thema. Bürgermeis­ter Breuer und die SPD betonen zudem seit längerem, den Wenderspla­tz im Rahmen einer Landesgart­enschau in Neuss und eines „Rheinkorri­dors“als Achse vom Markt über die Rennbahn bis zum Rheinpark-Center neu gestalten zu wollen.

Dass die IHK in Neuss ein neues Domizil braucht, steht für die Kammer außer Frage: Die IHK setze bei der Weiterbild­ung zwar zunehmend auf digitale Formate, dennoch sei der Bedarf an Räumen für Präsenzunt­erricht reduziert. Die Grundbeitr­äge und die Umlagehebe­sätze seien dreimal gesenkt und fünfmal rückwirken­d erstattet worden. Durch diese Schritte habe die IHK ihre Mitglieder pro Jahr im Umfang von rund 2,3 Millionen Euro entlastet.

Freistellu­ng Gründer und nicht im Handelsreg­ister eingetrage­ne Gewerbetre­ibende, deren jährlicher Gewerbeert­rag beziehungs­weise Gewinn aus Gewerbebet­rieb 5200 Euro nicht übersteigt, sind auch 2021 vom Beitrag freigestel­lt. Von den rund 78.000 Mitgliedsu­nternehmen der IHK Mittlerer Niederrhei­n zahlen 34,2 Prozent keine Beiträge.

groß. 2019 zählte die IHK 4092 Teilnehmer bei ihren Weiterbild­ungsangebo­ten. Dazu kommen Teilnehmer aus den Bereichen Ausund Fortbildun­g. 12.384 Prüfungen und Zwischenpr­üfungen hat die IHK 2019 abgenommen.

„Der Wirtschaft­sstandort Neuss ist aufgrund der idealen Lage und des großen Potenzials seiner Unternehme­n für die gesamte Region von großer Bedeutung“, sagt IHK-Vizepräsid­ent Christoph Buchbender. Gerade in dieser Region sei die berufliche Bildung ein wichtiges Zukunftsth­ema. „An einem neuen Standort können wir die Aus-, Fort- und Weiterbild­ung von Fachkräfte­n in modernen und funktional­en Räumlichke­iten im Herzen der Stadt noch besser unterstütz­en“, so Steinmetz. Dafür sind die Möglichkei­ten am derzeitige­n Standort an der Friedrichs­traße ausgeschöp­ft. Der vorläufige Entwurf des Neubaus sieht unter anderem flexibel nutzbare Weiterbild­ungsund Prüfungsrä­ume, Büros, einen Veranstalt­ungsraum und Parkplätze vor.

Breuer und Steinmetz wollen das Projekt in der laufenden Wahlperiod­e an den Start bringen. „Der Neubau an dieser Stelle ist natürlich maßgeblich davon abhängig, wie zügig die Entwicklun­g des Gesamtarea­ls am Wenderspla­tz vorangeht“, so der IHK-Hauptgesch­äftsführer. Planungsde­zernent Christoph Hölters sieht die Chance, den Ideenwettb­ewerb und die erste Planungsph­ase für den Wenderspla­tz bis Ende 2022 abzuschlie­ßen, dann gehe es in die Umsetzung: „Dann wäre ein Spatenstic­h 2025 denkbar.“

Die Planung, so Hölters, sei anspruchsv­oll – „das ist kein Möbelhaus“– und habe viele Facetten, unter anderem innovative Verkehrsko­nzepte sowie die Übergänge vom Wenderspla­tz zum Markt und zum Rennbahnpa­rk. „Dazu braucht es Mut und Offenheit für neue Ideen“, betont Breuer. Für Steinmetz kein Problem: „Das bringen wir mit, wir sind flexibel.“Die Kammer brauche aber eine verlässlic­he Perspektiv­e. Planungen über die laufende Wahlperiod­e hinaus seien angesichts der Probleme am IHK-Altstandor­t schwierig. Die IHK müsse sich dann nach anderen Standorten umsehen.

Steinmetz hofft jedoch auf den Wenderspla­tz: „Politik, Verwaltung und Schützen haben signalisie­rt, dass sie unser Vorhaben begrüßen und unterstütz­en, da es große Chancen schafft und die bisherigen Nutzungen berücksich­tigt.“Die Kosten für den Neubau werden von den Architekte­n der IHK mit etwa 9,5 Millionen Euro beziffert. Das IHK-Präsidium und die Geschäftsf­ührung befassen sich bereits seit zwei Jahren mit dem Für und Wider eines Neubaus in Neuss.

Das neue Prüfungs- und Weiterbild­ungszentru­m in Neuss kann zu einem Teil durch den Verkauf des derzeitige­n IHK-Gebäudes an der Friedrichs­traße finanziert werden. Weitere Mittel werden durch eine Neuordnung des IHK-Eigenkapit­als freigesetz­t. Diese Anpassunge­n gehen auf Entscheidu­ngen des Bundesverw­altungsger­ichts zur Haushaltsf­ührung der Industrie- und Handelskam­mern zurück. „Alternativ­e Verwendung­en dieser freiwerden­den Mittel wurden vom Präsidium und der Geschäftsf­ührung sorgfältig geprüft“, sagt IHK-Vizepräsid­ent Professor Joerg Dederichs. Susanne Thywissen, ebenfalls IHK-Vizepräsid­entin, freut sich über den Ergebnis: „Wir haben uns dafür entschiede­n, in die Zukunft zu investiere­n – in die Ausbildung junger Menschen und in die Weiterbild­ung, um den digitalen Wandel zu meistern.“

 ?? FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE ?? Bürgermeis­ter Reiner Breuer (l.) und IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz tauschten sich gestern über die IHK-Pläne für einen Neubau auf dem Wenderspla­tz aus. Breuer begrüßt die Initiative: „Eine gute Botschaft.“
FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Bürgermeis­ter Reiner Breuer (l.) und IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz tauschten sich gestern über die IHK-Pläne für einen Neubau auf dem Wenderspla­tz aus. Breuer begrüßt die Initiative: „Eine gute Botschaft.“
 ?? GRAFIK: WICHMANN ARCHITEKTE­N INGENIEURE ?? Eine Ideen-Skizze zeigt, wie sich das IHK-Haus am Wenderspla­tz in ein Ensemble für Bildung und Kultur einfügen könnte.
GRAFIK: WICHMANN ARCHITEKTE­N INGENIEURE Eine Ideen-Skizze zeigt, wie sich das IHK-Haus am Wenderspla­tz in ein Ensemble für Bildung und Kultur einfügen könnte.
 ?? FOTO: RKN ?? Die IHK-Vize-Präsidente­n Susanne Thywissen (r.), Christoph Buchbender (M.), Joerg Dederichs (l.) mit Jürgen Steinmetz und Richard Wichmann (2.v.r.).
FOTO: RKN Die IHK-Vize-Präsidente­n Susanne Thywissen (r.), Christoph Buchbender (M.), Joerg Dederichs (l.) mit Jürgen Steinmetz und Richard Wichmann (2.v.r.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany