Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Händler soll Steuern hinterzogen haben
Weil er angeblich 1,2 Millionen Euro Umsatzsteuer nicht gezahlt hat, steht ein Neusser vor Gericht.
NEUSS/DÜSSELDORF (mape) Am Landgericht Düsseldorf hat der Prozess gegen einen Neusser Schrotthändler begonnen. Der 66-Jährige soll rund 1,2 Millionen Euro Umsatzsteuern hinterzogen haben. Der Unternehmer gilt als einschlägig vorbestraft – jetzt droht eine langjährige Gefängnisstrafe.
„Ich weiß gar nicht, warum ich schon wieder hier sitze“, gab sich der Firmenchef gestern zum Verfahrensauftakt ahnungslos. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft ihm vor, in erheblichem Umfang Umsatzsteuern in den Jahren 2009 und 2010 hinterzogen zu haben. Er soll diverse Scheinfirmen gegründet und Scheinrechnungen geschrieben haben, um viel Geld am Finanzamt vorbeischleusen zu können. Einer Schuld ist sich der Angeklagte allerdings nicht bewusst.
Stattdessen ließ er das Gericht in einer Aussage zu seinem Lebenslauf wissen, dass er den Betrieb von seinem Vater geerbt und übernommen habe. So habe er in
Folgezeit den Umsatz verdreifacht und den Gewinn verdoppelt. Dabei scheint allerdings am Firmensitz an der Heerdterbuschstraße nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Schon 2018 war der Schrotthändler nämlich wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu zwei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Von dieser Strafe hatte er ein halbes Jahr tatsächlich hinter Gittern verbracht, der Rest der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Vermutlich hatte der 66-Jährige gedacht, damit seien all seine Verfehlungen aus der Vergangenheit abgegolten. Doch davon kann laut Staatsanwaltschaft keine Rede sein. „Die Fälle, um die es jetzt aktuell im Verfahren geht, waren 2018 noch nicht angeklagt“, sagte der zuständige Richter. Er will mit Hilfe von Zeugen und Indizien aufklären, ob der Neusser sich erneut wegen Steuerhinterziehung strafbar gemacht hat. Acht Verhandlungstage sind angesetzt. Das Urteil soll Ende Januar verkündet werden.