Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein „Dachverband“für die Integration
Der neue Verein „Ikone“sieht sich als Mittler zwischen allen Vereinen und Initiativen, die sich für die Vielfalt in Neuss engagieren. Die Corona-Pandemie verhinderte bislang, dass der Verein größere Eigeninitiative entfalten konnte.
NEUSS Die Kräfte vieler verschiedener Vereine bündeln, Netzwerke schaffen, Synergieeffekte nutzen. Das war die Grundintention, als vor knapp einem Jahr 13 Bürger den Verein „Interkulturelle Kooperation Rhein Kreis Neuss“kurz „Ikone“gründeten. „Alle Mitglieder, bis auf meine Person, sind im Vorstand von anderen Vereinen oder Initiativen“, erklärt Bouchra El Maazi, Vorsitzende von Ikone.
Dazu gehören beispielsweise Elele, die Initiative zur Völkerverständigung, das Alevitische Gemeindezentrum Neuss und die Gesellschaft für Kultur und Wissenschaft des Maghreb. „Es sind Vereine, die teilweise schon seit Jahrzehnten existieren und viel Erfahrung haben. Aber die meisten sind nur in ihrem eigenen
Bouchra El Maazi Ikone-Vorsitzende
Ort unterwegs“, so El Maazi. Durch Ikone soll nun ein städteübergreifendes Netzwerk im Kreis geschaffen werden. Die Vereine sollen von den Erfahrungen anderer Vereine profitieren und sich gegenseitig unterstützen. „Wir sind dabei Mittler, Berater und Ansprechpartner“, nennt die Vorsitzende die Aufgaben, die sich der Verein gesetzt hat.
Klingt ganz nach der Gründung eines Dachverbandes – so dürfe man sich allerdings nicht nennen, betont El Maazi. Denn dazu müssten bestimmte juristische Bedingungen erfüllt sein. Und das umzusetzen, sei zumindest aktuell nicht in Planung.
Geplant war dagegen schon im März ein großes Gründungsfest. Und für Anfang Dezember hatte der Verein zusammen mit dem Neusser Kulturamt einen Filmabend organisiert. Doch beides musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Trotzdem haben es die Mitglieder von Ikone geschafft, neue Mitglieder,
unter anderem auch aus Sportvereinen, zu gewinnen und fleißig zu „netzwerken“. „Wir sind dabei für alle offen, je vielfältiger desto besser“, sagt die Vorsitzende und betont, dass Ikone politisch und religiös unabhängig sei. Nicht zuletzt ist es schließlich das Ziel des Vereins, „Toleranz, Völkerverständigung und
Demokratieverständnis zu fördern“und Menschen bei der Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen und beruflichen Leben zu unterstützen.
Ideen, wie dieses Ziel umgesetzt werden kann, hat sie viele. „Ich könnte mir zum Beispiel einen Vortrag vorstellen, der ausführlich über das deutsche Schulsystem informiert“, erzählt sie. Ebenso könne sie sich aber auch ein Veranstaltung vorstellen, bei der aufgeklärt wird, welche Folgen es für Migranten hat, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und ihre bisherige Nationalität aufgeben. „Denn viele wissen gar nicht, dass das teilweise mit erheblichen Einschränkungen im Heimatland verbunden ist“, so El Maazi.
Geplant sind aber auch Ausstellungen, Lesungen, Vorträge über aktuelle politische Themen und ein Schreibwettbewerb zur Förderung literarisch begabter Nachwuchstalente. Das Wichtigste: „Es sind alles Veranstaltungen für alle Bürger, nicht nur für Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund“, erklärt El Maazi. Gemeinsamer Nenner aller Veranstaltungen müsse daher ihrer Meinung nach auch die deutsche Sprache sein. Ein anderer gemeinsamer Nenner: erst muss die Corona-Pandemie überwunden sein. Bis dahin heißt es weiter: Ideen schmieden und Kontakte knüpfen. Letzteres ist per Mail an belmaazi@ web.de ganz einfach möglich.
„Die Vereine unterstützen sich. Wir sind dabei Mittler, Berater und Ansprechpartner“