Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zeugen berichten von Beziehungsdrama
Am dritten Verhandlungstag um den Tod einer jungen Frau erzählen Zeugen von vielen Streitereien.
GREVENBROICH Am Landgericht Mönchengladbach ist am Mittwoch der Prozess um den Tod einer jungen Frau fortgesetzt worden. Die 26-Jährige war im Mai tot im Elsbachtal bei Grevenbroich gefunden worden. Am dritten Verhandlungstag hörte die zuständige Schwurgerichtskammer erneut eine Vielzahl von Zeugen. Die Richter wollten sich ein genaues Bild vom Angeklagten und seiner Beziehung zum Opfer machen.
„Er ist 2018 bei uns ins Haus in Rheydt eingezogen“, berichtete die Hausmeisterin, „anfangs war alles wunderbar, es gab keinerlei Probleme.“Das hätte sich aber schon bald geändert. Seine neue Freundin sei zu ihm in die Wohnung gezogen. „Zuerst klappte das reibungslos, dann aber gab es immer wieder Streitereien.“Das spätere Opfer habe der Hausmeisterin davon persönlich berichtet. „Einen Streit hatte sie sogar mit ihrem Handy aufgezeichnet, man konnte beide schreien und schimpfen hören.“Die Hausmeisterin habe der 26-Jährigen geraten, doch besser zu einer
Freundin zu ziehen. Sie sei jedoch kurz danach in die Wohnung zurückgekehrt. Den letzten Kontakt habe sie sowohl zum Angeklagten als auch zum Opfer Ende Februar gehabt. „Da sich auch die Post stapelte, bin ich mit meinem Schlüssel Ende März in die Wohnung gegangen“, so die Zeugin, „da sah alles ganz normal aus – nur Fotos von ihr und Dekoration von ihr fehlten.“
Zu diesem Zeitpunkt war die 26-Jährige längst tot. Der Angeklagte hatte im Prozess gestanden, seine Freundin nach einem heftigen Streit Anfang März erwürgt zu haben. Darüber konnte ein Kriminalbeamter als Zeuge berichten. „Er hat uns selbst zur Leiche geführt“, sagt er. Am Tatabend sei das Paar zum wiederholten Male in Streit geraten, sie habe ihm seinen Angaben zufolge bespuckt und geschlagen und ihm gedroht, dafür zu sorgen, dass das Jugendamt ihm den Kontakt zu seinem Kind verweigert. Daraufhin habe der 40-Jährige die Nerven verloren und sie getötet. Zunächst habe er die Leiche unters Bett geschafft. Einige Tage später habe die Tote dann zu riechen begonnen, daraufhin habe er sie in Bettzeug und
Müllsäcke gepackt und sie nachts mit seinem Firmenwagen ins Elsbachtal gefahren und dort abgelegt.
Den Firmenwagen hatte er zuvor zur Verfügung gestellt bekommen. Er war als Außendienstler im Rhein-Kreis Neuss und Mönchengladbach tätig, um Mobilfunkverträge und Handys zu verkaufen. „Der erste Kontakt war sehr, sehr positiv“, sagte sein ehemaliger Chef vor Gericht. Dennoch habe er schnell gemerkt, dass mit dem Mann etwas nicht stimmen würde. „Er hat immer wieder von Problemen berichtet. Mal gab es Probleme mit seiner
Ex-Freundin und dem gemeinsamen Kind, dann gab es Streit mit seiner aktuellen Freundin, außerdem hatte er ständig Geldsorgen.“
Die Frau, mit der der Angeklagte eine gemeinsame Tochter hat, bezeichnete den 40-Jährigen als aggressiv, lügnerisch und unzuverlässig. Jahrelang habe man eine Beziehung geführt, dann habe sie sich von ihm getrennt. „Danach hat er mich beschimpft, beleidigt und bedroht“, sagte sie. Deshalb sei sie nicht damit einverstanden gewesen, dass er Kontakt zu der gemeinsamen Tochter haben wollte. Im Auftrag des Rhein-Kreises Neuss hätte sich schließlich eine Familientherapeutin um den Fall gekümmert. Auch die Expertin bezeichnete den Angeklagten als zeitweise aggressiv und verzweifelt. „Dem Kind gegenüber war er allerdings liebevoll.“
Am nächsten Verhandlungstag sollen weitere Zeugen gehört werden. Spätestens Mitte Januar soll auch eine psychiatrische Sachverständige im Prozess zum Geisteszustand des Angeklagten aussagen. Im Anschluss soll auch das Urteil verkündet werden. Den Mann erwarten bis zu 15 Jahre Gefängnis.