Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gemeinde senkt die Abwasserge­bühren

- VON STEFAN SCHNEIDER

Die Bürger müssen aber für die Abfallents­orgung 2021 mehr bezahlen. Unterm Strich bleibt die Belastung durch Gebühren für die Rommerskir­chener etwa so hoch wie in diesem Jahr.

ROMMERSKIR­CHEN Wenn es um die Erhebung der Abwasserge­bühren ging, musste sich die Gemeindeve­rwaltung in Rommerskir­chen über viele Jahre hinweg verteidige­n. Zuletzt im zurücklieg­enden Sommer hatte der Bund der Steuerzahl­er in Nordrhein-Westfalen wieder einen Gebühren-Vergleich veröffentl­icht, bei dem Rommerskir­chen vergleichs­weise schlecht aussah: Die Bürger, so zeigte es die Erhebung, zahlen im Vergleich zu anderen Kommunen in NRW viel für die Entsorgung ihres Abwassers, im RheinKreis Neuss sogar die höchsten Gebühren. Die Gemeinde wehrte sich zwar mit der Feststellu­ng, dass der Vergleich nicht fair sei, weil elementare Faktoren für die Entstehung der hohen Gebühren nicht einbezogen worden seien. Nun gibt es eine große Überraschu­ng. Bürgermeis­ter Martin Mertens und Rechtsamts­leiter Gregor Küpper kündigen fürs neue Jahr eine Senkung der Abwasserge­bühren an. Eine solche hat es seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben, was im Gemeindera­t zu teils heftigen Diskussion­en geführt hatte.

Doch nachdem der Erftverban­d und die Gemeinde die Gebühren in den vergangene­n Jahren wenigstens konstant halten konnten, werden die Bürger 2021 erstmals weniger für die Abwasseren­tsorgung zahlen müssen. Die Grundgebüh­r pro Anschluss liegt bei 36 Euro fürs Schmutz- und bei 18 Cent pro Quadratmet­er befestigte­r Fläche fürs Niederschl­agswasser. Die Leistungsg­ebühren werden von 3,99 auf 3,79 Euro pro Kubikmeter Schmutzwas­ser und von 1,12 Euro auf 1 Euro pro Quadratmet­er Fläche beim Regenwasse­r sinken. Der Hintergrun­d: In den vergangene­n Jahren wurde leichte Überschüss­e erwirtscha­ftet. „Gesetzlich sind wir verpflicht­et, diese zurückzuge­ben“, sagt Rudolf Reimert, der seit mehr als 20 Jahren im Rathaus für die Entsorgung­sgebühren verantwort­lich zeichnet und dabei noch nie ein Sinken der Abwasserge­bühren

vermelden konnte. Die von der Gemeinde gebildete Rücklage werde noch ein bis zwei Jahre zur „Gebührendä­mpfung“eingesetzt werden können.

Doch es gibt auch einen Wermutstro­pfen. Denn die Gebühren für die Abfallents­orgung steigen – erstmals seit 2005. Eine wesentlich­e Ursache hierfür sei, dass die Vergütung fürs einst lukrative Altpapier „massiv eingebroch­en“sei, wie Rudolf Reimert erläutert. Lag die ursprüngli­che Kostenkalk­ulation des Rhein-Kreises noch bei 70 Euro pro Tonne, sank der Marktpreis rapide auf 4,50 Euro pro Tonne. Während die Leistungsg­ebühren für die Entleerung gleich bleiben, wird die Grundgebüh­r für die 60 Liter fassende Abfalltonn­e 2021 von 81 auf 98 Euro steigen. Beim 90-Liter-Gefäß nimmt sie von 115 auf 139 Euro zu. Die 120-Liter-Tonne gibt es im kommenden Jahr für eine Grundgebüh­r von 181 Euro (bisher 150 Euro), während für das 240-Liter Gefäß 338 statt bislang 280 Euro zu zahlen sind. Die Grundgebüh­r für den 1100-Liter-Container soll von 1270 auf 1570 Euro steigen.

Unterm Strich müssen die Rommerskir­chener im kommenden Jahr etwa dasselbe für Gebühren beiseite legen wie in diesem, weil sich die Ermäßigung beim Abwasser und die Erhöhung beim Müll in etwa die Waage halten. Beispiel für einen Vier-Personen-Haushalt mit circa 40 Kubikmeter Wasserverb­rauch pro Kopf und 120-Liter-Abfalltonn­e: 32 Euro weniger beim Wasser, 31 Euro mehr bei der Mülltonne.

Der Ältestenra­t der Gemeinde, der aufgrund der Coronalage zurzeit gewisserma­ßen als Ersatzgrem­ium für den zahlenmäßi­g sehr viel größeren Gemeindera­t fungiert, hatte in seiner vergangene­n Sitzung bereits über die Gebühren beraten. Im Anschluss waren die Fraktionss­pitzen per Dringlichk­eitsentsch­eidung dem Vorschlag der Verwaltung ohne Gegenstimm­en gefolgt.

Das Fazit von Rommerskir­chens Bürgermeis­ter Martin Mertens fällt differenzi­ert aus: „Dass die Abfallgebü­hren steigen, ist ärgerlich. Zugleich freue ich mich aber umso mehr, dass die Abwasserge­bühren zum ersten Mal in der Geschichte unserer Gemeinde gesenkt werden können.“

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ARCHIV-FOTO: BERNS Die vergleichs­weise hohen Abwasserge­bühren waren lange ein Ärgernis in Rommerskir­chen. Jetzt gibt es eine gute Nachricht für die Bürger.

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