Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gemeinde senkt die Abwassergebühren
Die Bürger müssen aber für die Abfallentsorgung 2021 mehr bezahlen. Unterm Strich bleibt die Belastung durch Gebühren für die Rommerskirchener etwa so hoch wie in diesem Jahr.
ROMMERSKIRCHEN Wenn es um die Erhebung der Abwassergebühren ging, musste sich die Gemeindeverwaltung in Rommerskirchen über viele Jahre hinweg verteidigen. Zuletzt im zurückliegenden Sommer hatte der Bund der Steuerzahler in Nordrhein-Westfalen wieder einen Gebühren-Vergleich veröffentlicht, bei dem Rommerskirchen vergleichsweise schlecht aussah: Die Bürger, so zeigte es die Erhebung, zahlen im Vergleich zu anderen Kommunen in NRW viel für die Entsorgung ihres Abwassers, im RheinKreis Neuss sogar die höchsten Gebühren. Die Gemeinde wehrte sich zwar mit der Feststellung, dass der Vergleich nicht fair sei, weil elementare Faktoren für die Entstehung der hohen Gebühren nicht einbezogen worden seien. Nun gibt es eine große Überraschung. Bürgermeister Martin Mertens und Rechtsamtsleiter Gregor Küpper kündigen fürs neue Jahr eine Senkung der Abwassergebühren an. Eine solche hat es seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben, was im Gemeinderat zu teils heftigen Diskussionen geführt hatte.
Doch nachdem der Erftverband und die Gemeinde die Gebühren in den vergangenen Jahren wenigstens konstant halten konnten, werden die Bürger 2021 erstmals weniger für die Abwasserentsorgung zahlen müssen. Die Grundgebühr pro Anschluss liegt bei 36 Euro fürs Schmutz- und bei 18 Cent pro Quadratmeter befestigter Fläche fürs Niederschlagswasser. Die Leistungsgebühren werden von 3,99 auf 3,79 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser und von 1,12 Euro auf 1 Euro pro Quadratmeter Fläche beim Regenwasser sinken. Der Hintergrund: In den vergangenen Jahren wurde leichte Überschüsse erwirtschaftet. „Gesetzlich sind wir verpflichtet, diese zurückzugeben“, sagt Rudolf Reimert, der seit mehr als 20 Jahren im Rathaus für die Entsorgungsgebühren verantwortlich zeichnet und dabei noch nie ein Sinken der Abwassergebühren
vermelden konnte. Die von der Gemeinde gebildete Rücklage werde noch ein bis zwei Jahre zur „Gebührendämpfung“eingesetzt werden können.
Doch es gibt auch einen Wermutstropfen. Denn die Gebühren für die Abfallentsorgung steigen – erstmals seit 2005. Eine wesentliche Ursache hierfür sei, dass die Vergütung fürs einst lukrative Altpapier „massiv eingebrochen“sei, wie Rudolf Reimert erläutert. Lag die ursprüngliche Kostenkalkulation des Rhein-Kreises noch bei 70 Euro pro Tonne, sank der Marktpreis rapide auf 4,50 Euro pro Tonne. Während die Leistungsgebühren für die Entleerung gleich bleiben, wird die Grundgebühr für die 60 Liter fassende Abfalltonne 2021 von 81 auf 98 Euro steigen. Beim 90-Liter-Gefäß nimmt sie von 115 auf 139 Euro zu. Die 120-Liter-Tonne gibt es im kommenden Jahr für eine Grundgebühr von 181 Euro (bisher 150 Euro), während für das 240-Liter Gefäß 338 statt bislang 280 Euro zu zahlen sind. Die Grundgebühr für den 1100-Liter-Container soll von 1270 auf 1570 Euro steigen.
Unterm Strich müssen die Rommerskirchener im kommenden Jahr etwa dasselbe für Gebühren beiseite legen wie in diesem, weil sich die Ermäßigung beim Abwasser und die Erhöhung beim Müll in etwa die Waage halten. Beispiel für einen Vier-Personen-Haushalt mit circa 40 Kubikmeter Wasserverbrauch pro Kopf und 120-Liter-Abfalltonne: 32 Euro weniger beim Wasser, 31 Euro mehr bei der Mülltonne.
Der Ältestenrat der Gemeinde, der aufgrund der Coronalage zurzeit gewissermaßen als Ersatzgremium für den zahlenmäßig sehr viel größeren Gemeinderat fungiert, hatte in seiner vergangenen Sitzung bereits über die Gebühren beraten. Im Anschluss waren die Fraktionsspitzen per Dringlichkeitsentscheidung dem Vorschlag der Verwaltung ohne Gegenstimmen gefolgt.
Das Fazit von Rommerskirchens Bürgermeister Martin Mertens fällt differenziert aus: „Dass die Abfallgebühren steigen, ist ärgerlich. Zugleich freue ich mich aber umso mehr, dass die Abwassergebühren zum ersten Mal in der Geschichte unserer Gemeinde gesenkt werden können.“