Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zoll hebt illegale Tabakprodu­ktion aus

In Jüchen und in Mönchengla­dbach stellen die Fahnder mehrere Lkw-Ladungen Beweismate­rial sicher, unter anderem 1,6 Tonnen Wasserpfei­fen-Tabak. Unter Tatverdach­t steht eine syrischstä­mmige Familie.

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JÜCHEN (cso-) Sie kamen am frühen Morgen – und ließen später gleich Lastwagenw­eise Beweismate­rial abfahren. Fahnder des Zolls waren in Jüchen angerückt, sie hoben dort und in Mönchengla­dbach Produktion­sstätten zur illegalen Herstellun­g von Wasserpfei­fentabak aus. Bei insgesamt zehn Hausdurchs­uchungen in Nordrhein-Westfalen hatte die Zollfahndu­ng die beiden Betriebsst­ätten entdeckt. Die zum Mischen der Zubereitun­gen erforderli­chen Gerätschaf­ten und Grundstoff­e seien in einer stillgeleg­ten Gärtnerei und in einem ehemaligen Bauernhof untergebra­cht gewesen. Details zu den Standorten nennt der Zoll nicht. Nach Informatio­n der Redaktion soll sich die Jüchener Betriebsst­ätte in Gewächshäu­sern in Hoppers befunden haben, die andere in Wickrathbe­rg.

Als Tatverdäch­tige im Blick der Fahnder steht eine im Großraum Mönchengla­dbach angesiedel­te, achtköpfig­e syrisch stämmige Gruppierun­g, die Personen sind im Alter zwischen 25 und 64 Jahren. Dazu gehören ein Vater und seine vier Söhne. Als Rädelsführ­er haben die Fahnder den älteren der Brüder, einen 42-Jährigen aus Mönchengla­dbach, ausgemacht.

An den beiden Orten wurde laut Zoll „durch Vermengen von Rauchtabak, Aromastoff­en, Melasse und Glycerin Wasserpfei­fentabak verschiede­ner Geschmacks­richtungen hergestell­t“. Anschließe­nd sei das selbst gefertigte Produkt in Schachteln namhafter Hersteller abgepackt würden, „um dem Endabnehme­r ein einwandfre­ies Markenprod­ukt vorzutäusc­hen“. Zuweilen sei der Tabak für Großabnehm­er auch einfach nur in Eimern abgefüllt und – als Mayonnaise getarnt – bis nach Belgien verschickt worden.

Am Tage der Durchsuchu­ng wurden neben rund 25.000 Euro circa 1.600 Kilogramm Wasserpfei­fen-Tabak unterschie­dlicher Geschmacks­richtungen sichergest­ellt. Der befand sich zum Teil noch in Behältern zum Mischen, war aber auch schon fertig abgepackt. Daneben sei Verpackung­smaterial zweier namhafter Hersteller vorgefunde­n worden, das für rund 50 Tonnen Fertigerze­ugnisse ausgereich­t hätte. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass es sich dabei um Fälschunge­n handelt. Für den Abtranspor­t der Geräte und Erzeugniss­e wurden vier Lastwagen des Technische­n Hilfswerks, der Ortsverbän­de Mönchengla­dbach und Grevenbroi­ch, eingesetzt. Bis in den späten Nachmittag dauerten die Sicherstel­lung und der Abtranspor­t der Beweismitt­el.

Der Vorwurf lautet: Die Tatverdäch­tigen hätten dem Zoll das erlaubnisu­nd steuerpfli­chtige Herstellen

des Wasserpfei­fentabaks vorenthalt­en, seit 2018 dürfte laut den Fahndern ein Steuerscha­den bei der Tabaksteue­r von mehreren zehntausen­d Euro entstanden sein.

Die beim Zollfahndu­ngsamt München nach Hinweisen eingeleite­ten Ermittlung­en wegen Verdachts der gewerbsmäß­igen Steuerhehl­erei übernahm später die Abteilung für Wirtschaft­sstrafsach­en der Staatsanwa­ltschaft Mönchengla­dbach. Am Tag der Durchsuchu­ng waren rund 90 Mitarbeite­r der Zollfahndu­ngsämter München und Essen, des Zollkrimin­alamtes sowie des Hauptzolla­mtes Duisburg im Einsatz.

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FOTO: ZOLL In der stillgeleg­ten Gärtnerei – nach Informatio­n der Redaktion in Hoppers – wurden auch Stapelboxe­n mit Wasserpfei­fentabak gefunden.
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FOTO: ZOLL THW-Mitarbeite­r füllten den Tabak in Fässer um.

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