Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Keller wegen Umweltspuren unter Druck
Der Oberbürgermeister will bald seinen Plan zur Abschaffung der umstrittenen Sonderspuren vorstellen. Offenbar will er dabei auch auf sogenannte Pförtnerampeln setzen. Die Kritiker laufen sich bereits warm.
DÜSSELDORF Die anstehende Abschaffung der Umweltspuren bringt Schwung in die Debatte um die Verkehrspolitik in Düsseldorf. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat das Aus für die umstrittenen Sonderspuren versprochen. Noch vor Weihnachten will er sein Konzept vorstellen. Ein wichtiger Baustein sind offenbar Ampelschaltungen, die das Verkehrsaufkommen regulieren – sogenannte Pförtnerampeln.
Die Umweltspuren waren unter Kellers Vorgänger Thomas Geisel (SPD) eingeführt worden, um das drohende Diesel-Fahrverbot abzuwenden. Keller will dies durch eine intelligentere Lösung schaffen, die besseren Verkehrsfluss ermöglicht. Den Verhandlungsgruppen von CDU und Grünen – die beiden Parteien verhandeln derzeit über ein Ratsbündnis – hat er unter anderem die Möglichkeiten moderner Ampelschaltung dargelegt. Das dürfte der wichtigste Teil seiner Strategie werden.
Bereits im Vorfeld gibt es erste Kritik. Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des Umweltverbands BUND, hält es für wenig glaubwürdig, dass Keller zwar saubere Luft verspreche, aber zugleich „freie Fahrt für freie Bürger“propagiere. Der Autoverkehr müsse für saubere Luft konsequent reduziert werden, fordert er. „Wir brauchen ein Maßnahmenbündel, das die Pkw-Fahrt in die Stadt unattraktiv macht, aber auch Alternativen schafft.“
Auch die Opposition bringt sich in Stellung – und dürfte Keller und fließen zu lassen. Norbert Czerwinski (Grüne) betont, man werde keine Rückschritte beim Luftschutz machen.
Ein auch von Keller genanntes Vorbild ist seine alte Wirkungsstätte Köln. Dort wurde auf der Aachener Straße die Luftbelastung durch eine Ampel gesenkt, die die Zahl der Pkw begrenzt – den Begriff Pförtnerampel will niemand in den Mund nehmen. So kommen nur noch bis zu 700 statt 1000 Autos pro Stunde durch. Einen ähnlichen Effekt erzielt die Umweltspur, indem der Verkehr auf eine Fahrspur verengt wird.
Die Kölner werben dafür, dass die Pförtnerampel Stau und Luftverschmutzung in der Stadt reduziere und sich je nach Tageszeit anpassen lasse. Freie Fahrt für Pendler heißt das nicht: In der morgendlichen Stoßzeit von 6 bis 9 Uhr sei „zunächst mit Stau auf der stark frequentierten Achse zu rechnen“, räumt die Stadt Köln ein.
Eine digitale Steuerung könnte die Einschränkungen senken. Auch dafür bietet Köln ein Beispiel: Am Clevischen Ring sind die Ampeln an die Luftmessstation gekoppelt. Ist die Belastung zu hoch, kommen weniger Autos durch. Das wird auch für Düsseldorf diskutiert.
Um einen Vergleich mit der Umwelthilfe zu erreichen – den Köln und andere Städte bereits geschlossen haben – muss Düsseldorf darüber hinaus ein Paket an Maßnahmen vorlegen, um die Alternativen zum Auto zu fördern. Die Umwelthilfe hatte zuletzt betont, dass sie nicht an den Umweltspuren hängt. Im Januar könnten die Pläne bereits im Rat diskutiert werden.