Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
IHK-Pläne heizen die Wendersplatz-Debatte an
Bis Ende 2022 soll das Wettbewerbsverfahren zur Gestaltung des Wendersplatzes abgeschlossen sein. Die Politik greift den IHK-Plan eines Prüfungsund Bildungszentrums auf. Er müsse jedoch in das Gesamtkonzept integriert werden.
das Clemens-Sels-Museum ein neues Zuhause finden soll, plant „RotGrün plus“auf dem Wendersplatz auch einen Hochschul- und Innovations-Campus. Carsten Thiel, Fraktionsvorsitzender von UWG/Aktiv für Neuss, findet, der Vorschlag der Kammer, dort einen „weiteren Schwerpunkt auf die Aus- und Weiterbildung zu richten“, könne ein solches Angebot abrunden. Die IHK betont, dass für den Standort insgesamt ein Bildungs- und Innovationscampus mit Hochschulen und anderen Bildungsträgern vorstellbar sei. Dies würde auch gut zu den bisherigen Überlegungen passen, Kultureinrichtungen
am Wendersplatz anzusiedeln.
Die CDU will das Thema schon in der nächsten Ratssitzung – das Gremium tagt am 18. Dezember – auf die Tagesordnung setzen. „Wir müssen sehen, wie der IHK-Vorschlag, den wir ausdrücklich begrüßen, mit den bestehenden politischen Beschlüssen zum Wendersplatz in Einklang gebracht werden kann“, erklärt Schümann. „Rot-Grün plus“macht schon einmal deutlich, dass die IHK-Pläne in das angedachte städtebauliche Gesamtkonzept „Neuss an den Rhein“integriert werden müssen. Dies sei entscheidend. SPD-Fraktionsvorsitzender Arno Jansen stellt klar: „Wir möchten die Öffnung der Stadt zum Rhein fortsetzen und den Wendersplatz in einen attraktiven und belebten Platzbereich weiterentwickeln, der viele öffentliche Nutzungen ermöglichen soll.“Wichtig sei auch die Anbindung an Rennbahnpark und
Marktplatz, der fußläufig besser erreichbar werden soll.
Roland Kehl, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, erklärt, dass die stark befahrene Straße zwischen Marktplatz und Wendersplatz durch eine sogenannte SharedSpace-Zone – gemeint ist damit die gleichberechtigte Nutzung des Straßenraumes für alle Verkehrsteilnehmer – entschleunigt werden soll. Das Wettbewerbsverfahren soll, so die Pläne der Kooperationspartner, bis Ende 2022 abgeschlossen sein.
Als „guten Aufschlag“wertet der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings (CDU) die IHK-Pläne.
„Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein ist eine zentrale Institution unserer Region“, sagt Geerlings. „Den Aufschlag der IHK müssen wir nutzen und zeitnah in die Realisierung für diesen zentralen Platz unserer Stadt gehen.“Die Nähe zur Stadt und zum Hafen, dem „Herzen der Neusser Wirtschaft“, sei bestens geeignet für einen Neubau. Das gesamte Areal sei dabei in den Blick zu nehmen, auch aktuelle Nutzungen, etwa wenn der Wendersplatz zum Schützenfest genutzt werde. „Wichtig ist es, dem konkreten IHK-Vorschlag auch einen verlässlichen, zeitnahen Fahrplan zu geben“, betont Geerlings.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig findet es gut, dass mit dem IHK-Vorstoß „nun endlich einmal etwas Handfestes“vorliege. „Bislang ging es ja immer nur um Absichtserklärungen, aber jetzt wird es konkret“, sagt er. Seine Partei unterstütze das Vorhaben. Auf Ablehnung hingegen stoßen die Pläne bei der Ratsfraktion Die Linke/Die Partei. Fraktionsvorsitzender Roland Sperling erklärt, der Wendersplatz brauche „moderne und klimaschützende Architektur statt trister Verwaltungshochhäuser“. Zudem müssten „publikumsstarke Funktionen angesiedelt werden, die zu einer Belebung des Platzes und der Achse Hauptstraßenzug-Markt-Rennbahn führen. Das alles erfüllt der IHK-Entwurf nicht“, meint Sperling.