Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Regiobahn fährt bald bis Wuppertal
Ab 13. Dezember fährt die S28 weiter. Und die Chancen für den Haltepunkt Morgensternsheide steigen.
KAARST/METTMANN Pendlern auf der Strecke der Linie S28 zwischen Kaarst und Mettmann ist es längst aufgefallen: Die Regiobahn expandiert. Auf Plakaten kündigt sie an, dass die S-Bahn ab dem 13. Dezember bis zum Wuppertaler Hauptbahnhof fährt. Die Strecke, die dafür zwischen Mettmann und Wuppertal-Dornap zweigleisig ausgebaut werden musste, ist also wie geplant betriebsbereit. Für Heiner Cöllen (68, CDU) ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende, denn bald werden Studenten aus dem Rhein-Kreis, die die Fachhochschule Wuppertal besuchen, in nur 50 Minuten auf direktem Wege in den Hauptbahnhof der Bergischen Metropole einfahren. Der Neusser Kreistagsabgeordnete ist Aufsichtsratschef der beiden Regiobahn-Gesellschaften.
Was hat hat der zweigleisige Ausbau gekostet? 41 Millionen Euro; vor allem zuschussfinanziert. Aber auch ein Eigenanteil der Regiobahn war erforderlich. Die Refinanzierung, so Cöllen, erfolgt aus den Erlösen für die Bereitstellung von Trassen und Haltestationen: „Unter dem Strich wird es für die Regiobahn ein Nullsummenspiel.“
Wie oft fährt die S28 nach Wuppertal? Wuppertal wird nicht bei jeder Fahrt angefahren. Die S28, die von Kaarst über Neuss und Düsseldorf nach Mettmann führt, ist im 20-Minuten-Takt unterwegs, sie fährt also dreimal in der Stunde. Von Mettmann wird die Fahrt nach Wuppertal jedoch nur zweimal stündlich fortgesetzt. Grund: Das starke Verkehrsaufkommen auf der elektrifizierten Hauptstrecke nach Wuppertal lässt einen engeren Takt der S28 nicht zu.
Warum fahren Züge der Bayerischen Oberlandbahn? Vereinzelt sind blaurot-weiße Züge vom Typ Integral mit der Aufschrift „Bayerische Oberlandbahn“(BOB) zu sehen, die die Regiobahn von der BOB übernommen hat. Sie liefen im Testbetrieb. „Die Probefahrten sind positiv verlaufen“, berichtet Sabine Hovermann, Sprecherin der Regiobahn. Die Züge verfügen über ein modernes Fahrgastinformationssystem, eine behindertengerechte Toilette und Erste-Klasse-Abteilungen.
Die neuen Regiobahn-Züge wurden vom bisherigen Betreiber ausrangiert – sind sie überhaupt für einen weiteren Einsatz geeignet? Pendler befürchten eine Verschlechterung des Services, auch in Bahnforen wird die Kaufentscheidung kritisiert. Denn: Die Züge vom Typ Integral sind alt, wurden bereits 1998 in Bayern in Betrieb genommen und wiesen dort zunächst erhebliche Mängel auf. Außerdem betreibt die Regiobahn damit nach wie vor Dieselfahrzeuge, statt auf umweltfreundlichere Varianten umzusteigen. Bei den 17 gebraucht gekauften Triebwagen – Neubestellungen sollen eine Lieferzeit von bis zu fünf Jahren haben – handelt es sich um eine Zwischenlösung, um die Zeit bis zur Elektrifizierung der Strecke zu überbrücken. Der bisherige Flottenbestand mit zwölf Zügen reichte für den Netzausbau nach Wuppertal nicht aus und wird verkauft. Die Störungen, zu denen es in Bayern gekommen war, seien – so sagt Cöllen – nicht motorbedingt gewesen: „Sie traten ausschließlich bei elektrischen Kupplungsmanövern mehrerer Triebwagen auf. Wir setzen aber nur ungekuppelte Einzelzüge ein.“
Wann wird die Strecke elektrifiziert? Es besteht Hoffnung, dass Ende 2021 Baurecht gilt. Bei der geplanten Elektrifizierung kommt es nach wie vor zu Verzögerungen. Ein Grund dafür sind immer noch Uneinigkeiten mit Eigentümern von Grundstücken an der Strecke. Stichworte sind Elektrosmog und Fundamentlegungen. Aktuell werden laut Beatrix van Vlodorp, einer Sprecherin der Bezirksregierung, Bedenken und
Anregungen der beteiligten Fachbehörden und Privatleuten sowie die Antworten der Regiobahn geprüft. Insgesamt laufen bei der Bezirksregierung fünf Planfeststellungsverfahren, zwei davon sind abgeschlossen. Das letzte Verfahren soll laut Bezirksregierung 2021 beendet und die Elektrifizierung 2026 abgeschlossen sein. „Spätestens“, sagt Chefkontrolleur Cöllen. 2026 laufe der aktuell gültige Verkehrsvertrag mit dem VRR aus. Cöllen drückt aufs Tempo. Sobald Baurecht bestehe, werde ausgeschrieben, „denn wir wollen bauen.“
Müssen Pendler mit weiteren Bauarbeiten auf der Strecke rechnen? „Derzeit sind auf dem Mettmanner Streckenabschnitt für 2021 sechs Tage Vollsperrung in den Herbstferien geplant“, sagt Hovermann.
Kommt Westverlängerung nach Viersen? Bisher scheiterte der Ausbau an Mönchengladbach. Das könnte sich ändern. In Mönchengladbach sind nun die Grünen in eine Ratsmehrheit mit SPD und FDP eingebunden – und die Grünen unterstützen den Ausbau.
Wird es einen Haltepunkt Morgensternsheide geben? Im ersten Quartal 2021 soll das Planungsgutachten, dass die Regiobahn auf Antrag und Kosten der Stadt Neuss in Auftrag gegeben hat, vorliegen. Es kam zu Verzögerungen, da Natur- und Umweltschutzfragen nachgereicht wurden. Die Kooperationspartner von „Rot Grün plus“im Neusser Stadtrat wollen die „zügige Umsetzung“des Haltepunktes.