Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Prozess um Messerattacke muss neu aufgerollt werden
GREVENBROICH (mape) Das Verfahren um eine blutige Messerattacke am Asylbewerberwohnheim in Grevenbroich muss am Landgericht Mönchengladbach neu aufgerollt werden. Das hat der Bundesgerichtshof entschieden. Im September 2019 hatte ein syrischer Bewohner der Unterkunft im ehemaligen Finanzamt einen jungen Grevenbroicher nach einem Eifersuchtsdrama niedergestochen. Das Gericht hatte ihn später zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nun muss das Geschehen neu bewertet werden.
Verteidiger Markus Kluck hatte gegen die Entscheidung der zuständigen Schwurgerichtskammer Revision eingelegt. Daraufhin hat der Bundesgerichtshof das Urteil nun auf Rechtsfehler überprüft. Ergebnis: Der Prozess muss nicht in allen Einzelheiten und mit diversen Zeugenaussagen neu aufgerollt und verhandelt werden, das Urteil hat aber keinen Bestand. Vielmehr geht der Bundesgerichtshof davon aus, dass strafmildernde Umstände nicht ausreichend berücksichtigt wurden. „Dass der Totschlag nicht vollendet wurde, findet keine Erwähnung“, heißt es in der Begründungr. Nun soll eine andere Strafkammer des Landgerichts Mönchengladbach den Fall neu bewerten. „Die Feststellungen, die im Verfahren getroffen wurden, bleiben aufrechterhalten“, so der Bundesgerichtshof.
Möglicherweise könnte der 26-jährige Syrer nun mit einer milderen Strafe davonkommen. Er hatte nach eigenen Angaben am Tatabend im Sommer 2019 unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden. Mit einem Schweizer Taschenmesser hatte er in der Nähe seiner Unterkunft auf einen jungen Grevenbroicher eingestochen, der an diesem Abend mit der Ex-Freundin des Angeklagten unterwegs war.
Der junge Grevenbroicher hatte durch die Tat lebensgefährliche Lungenverletzungen erlitten. Zeugen riefen den Rettungsdienst, der brachte den schwerverletzten Mann in ein Neusser Krankenhaus. Dort konnte er nur durch eine Notoperation gerettet werden.
Wann das Verfahren am Landgericht Mönchengladbach neu aufgerollt wird, ist noch unklar. Spätestens im Frühjahr 2021 dürfte es soweit sein.