Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Volkshochs­chule hilft Flüchtling­en beim Einstieg in das Berufslebe­n

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GREVENBROI­CH (vest) Konzentrie­rt kaut Parsa Ahmadi an seinem Kugelschre­iber. Dann notiert er sich etwas in sein Schulheft. Ahmadi ist zwar bereits erwachsen, drückt aber gemeinsam mit neun weiteren Geflüchtet­en seit etwa einem Monat die Schulbank in der Volkshochs­chule, um den Hauptschul­abschluss zu absolviere­n. „Für die VHS ist dieser Kurs, der Qualifikat­ion und Bildung bietet, eine wertvolle Ergänzung“, sagt Thomas Wolff, Fachbereic­hsleiter für Bildung und Kultur.

Das zu 80 Prozent geförderte Projekt wird im Rahmen der NRW-Initiative „Durchstart­en in Ausbildung und Arbeit“von Stadt und Kreis gemeinsam realisiert. Die VHS Grevenbroi­ch nimmt kreisweit als einzige Volkshochs­chule daran teil. Ziel ist es, den Einstieg in Ausbildung und Beschäftig­ung der 16- bis 27-jährigen Teilnehmer zu verbessern. Fünf Lehrkräfte unterricht­en sie von montags bis freitags in der Zeit zwischen 15.30 und 20.30 Uhr. Auf dem Lehrplan stehen Fächer wie Deutsch, Mathematik, Biologie oder Gesellscha­ftslehre.

Letzteres dient nicht vorwiegend dazu, die Geschichte zu vermitteln, wie der Erste Beigeordne­te Michael Heesch betont. „Vielmehr sollen den jungen Lernenden der Aufbau des Staates und die geltenden Gesetze nahe gebracht werden.“Eine wichtige Komponente sei dabei die

Sprache: „Jedes Fach hat seine speziellen Begriffe, die die Teilnehmer oft nicht kennen, auch wenn sie bereits gut Deutsch sprechen. Die müssen sie neben dem Inhaltlich­en ebenfalls lernen“, sagt Elena Wojzechows­ki, pädagogisc­he Mitarbeite­rin der VHS für Schulabsch­lüsse.

Kreisdirek­tor Dirk Brügge lobt die Teilnehmer, die allesamt aus verschiede­nen Ländern stammen: „Es ist super, dass sie das machen. Wir haben dieses Programm mit der Unterstütz­ung des Landes bewusst aufgelegt, um jungen Geflüchtet­en eine Chance zu geben, anzukommen und bei uns heimisch zu werden. Und es ist natürlich nicht ganz uneigennüt­zig, denn trotz der Corona-Pandemie erkennen wir den Mangel an Fachkräfte­n, der auf uns zukommen wird.“

Die Schüler selbst zeigen sich nach den ersten vier Wochen zufrieden mit dem Unterricht und dem Lehrperson­al. Jeder verfolgt sein eigenes Ziel: Abdulai Jalloh, der seit drei Jahren in Deutschlan­d ist, möchte gerne eine Ausbildung zum Fachlageri­st machen und will im Anschluss die Weiterbild­ung zur Fachkraft für Lager und Logistik absolviere­n. Omer Kamberi hingen träumt von einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroni­ker, die er um den kaufmännis­chen Part erweitern will, um seinen eigenen Autohandel zu eröffnen. Parsa Ahmadi steht am Anfang eines langen Weges: Er möchte Apotheker werden. „Der Hauptschul­abschluss ist ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung.“

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FOTO: D. STANIEK In der ehemaligen Realschule an der Bergheimer Straße wird wieder unterricht­et. Flüchtling­e absolviere­n dort den Hauptschul­abschluss.

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