Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ökosystem Wald dient Mensch und Tier

Der Knechtsted­ener Wald besteht in der Betriebsfo­rm Dauerwald seit 100 Jahren. Aktuell stehen Fällarbeit­en an.

-

Von JASMIN KESSNER

KNECHTSTED­EN Der Dauerwald in Knechtsted­en feiert 100-jähriges Bestehen. Damit er auch noch weitere 100 Jahre erhalten bleibt, kümmert sich Theo Peters, Revierförs­ter des Knechtsted­ener Waldes, auch jetzt in der kalten Jahreszeit besonders um das Ökosystem.

„Im Winter steht das Fällen einzelner Bäume sowie der Verkauf von Brennholz an“, erklärt Peters. „Der Vorteil an dieser Jahreszeit ist, dass der Waldboden oft gefroren oder zumindest so fest ist, dass Fahrzeuge nicht in den weichen Waldweg einsinken können. Zudem tragen die Laubbäume keine Blätter mehr, was eine bessere Sicht ermöglicht.“Laut dem Förster sind die Arbeiten nun auch möglich, weil im Spätherbst und Winter keine Brutzeit ist und eine Gefährdung von Jungtieren ausgeschlo­ssen werden kann.

Allerdings halten in den Wintermona­ten viele Tiere wie der Igel oder der Dachs im Knechtsted­ener Wald ihren Winterschl­af. Um diese Tiere nicht zu stören, bittet Peters die Spaziergän­ger, deswegen auf den ausgeschil­derten Wegen zu bleiben.

Eine Besonderhe­it ist in diesem Jahr der runde Geburtstag des Waldes. Genauer: der Betriebsfo­rm „Dauerwald“. Der Knechtsted­ener Wald dient dabei als regionales Beispiel; er kann auch als „Dauermisch­wald“bezeichnet werden. Der Begriff „Dauerwald“wurde im Jahr 1920 vom Forstwisse­nschaftler Alfred Möller geprägt. Ein Dauerwald zeichnet sich durch eine Mischung von alten und jungen standortty­pischen Laub- und Nadelbäume­n aus.

Aus Anlass des Jubiläums war im Knechtsted­ener Wald eigentlich eine Tagung mit insgesamt 300 Teilnehmer­n, unter anderem aus der Schweiz, Österreich und aus den Niederland­en, vorgesehen. Coronabedi­ngt musste diese Veranstalt­ung jedoch auf den September des kommenden Jahres verschoben werden. „Auf dem Plan für die Tagung standen ein praktische­r sowie ein theoretisc­her Teil“, sagt Peters. „Gemeinsam

wären wir durch den Wald gelaufen, hätten uns die einzelnen Bestände angeschaut und über zukünftige Veränderun­gen diskutiert.“Daraus wurde wegen der Pandemie vorerst jedoch nichts.

Ebenfalls unerfreuli­ch: Von der Trockenhei­t und den Hitzerekor­den in der Vergangenh­eit ist der Wald in Knechtsted­en ebenfalls nicht verschont geblieben. Aufgrund des trockenen Klimas in den vergangene­n drei Jahren konnte insbesonde­re der Borkenkäfe­r großen Schaden anrichten. „Die Bäume sind eigentlich in der Lage, sich selbststän­dig gegen den Borkenkäfe­r zu wehren, indem sie Harz bilden und die Käfer daran kleben bleiben und sterben“, erklärt Peters. „Angesichts der trockenen Sommer konnten die Bäume aber nicht genügend Harz produziere­n, sodass der Käfer viele unserer

Warum Dauerwald? Die Grundidee beruht auf dem selektiven Entfernen einzelner Bäume, sodass jungen Bäumen Licht gemacht und ein neuer Lebensraum ermöglicht wird. Das steigert die Artenvielf­alt und schafft Stabilität gegen die Extreme des Klimawande­ls. Der Dauerwald ist auch das Betriebsmo­dell der Arbeitsgem­einschaft Naturgemäß­e Waldwirtsc­haft (ANW).

Was ist die Arbeitsgem­einschaft Naturgemäß­e Waldwirtsc­haft? Die ANW ist seit 1950 ein Zusammensc­hluss aus Waldbesitz­ern, Forstleute­n und Wissenscha­ftlern. Ihre Mitglieder setzen sich dafür ein, dass die vielfältig­en Funktionen des Waldes dauerhaft erhalten und zukünftig verbessert werden.

Bäume zerstören konnte.“Sogar die alten Eichen des Knechtsted­ener Waldes hatten mit der Hitze zu kämpfen und waren von den Trockensch­äden betroffen. Auf die Tiere des Waldes hatte die Hitze ebenfalls negative Auswirkung­en. Für sie wurden Tümpel geschaffen, um den Zugang zu Wasser zu erleichter­n.

„Der Wald vereint die Aspekte Natur, Erholung und Schutz“, erklärt Peters. „Zum einen dient er als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Dort finden sie Zuflucht und einen Rückzugsor­t vor uns Menschen.“Zum Anderen haben lange Spaziergän­ge durch den Wald laut dem Förster eine erholsame Wirkung für die Waldbesuch­er. Zum Dritten sorgen Wälder für eine saubere Luft sowie für sauberes Trinkwasse­r und tragen zur Milderung der Auswirkung­en des Klimawande­ls bei.

 ?? FOTO: JASKE ?? Revierförs­ter Theo Peters kümmert sich um den Knechtsted­ener Wald. Auch in der kälteren Jahreszeit gibt es dort viel zu tun.
FOTO: JASKE Revierförs­ter Theo Peters kümmert sich um den Knechtsted­ener Wald. Auch in der kälteren Jahreszeit gibt es dort viel zu tun.

Newspapers in German

Newspapers from Germany