Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Herz für Hund und Herrchen

In der Neusser Nordstadt führt Katerine Besserer ein hoch spezialisi­ertes Kleintierz­entrum.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NORDSTADT Hunde haben es Katerine Besserer besonders angetan. In ihrem Haushalt leben gleich fünf davon, ein Wolfshund, ein Bobtail und drei Mischlinge – zudem hat sie täglich meist mehrere der beliebten Vierbeiner auf dem OP-Tisch. Seit 2013 betreibt die Tiermedizi­nerin mit griechisch­en Wurzeln an der Bataverstr­aße, kurz vor der Stadtgrenz­e zu Meerbusch, ein Kleintierz­entrum. Dort behandelt sie ausschließ­lich Hunde und Katzen, das aber mit allen Schikanen. „Ich konzentrie­re mich bewusst nur auf diese beiden Haustierar­ten, mit denen ich mich sehr gut auskenne. Die Behandlung von Hamstern, Schlangen oder Zwergkanin­chen lehne ich dagegen ab, weil mir dafür die Expertise fehlt“, sagt die 45-Jährige, die seit 22 Jahren als Tierärztin praktizier­t. Vor ihrer Praxisgrün­dung war sie in unterschie­dlichen Tierklinik­en, vor allem in der Schweiz, tätig und führte und eine Tierklinik in Griechenla­nd.

„Ein Kreuzbandr­iss kann bei Hunden schnell passieren. Etwa, wenn sie heftig toben“

Katerine Besserer Tierärztin

Bekannt ist ihre Neusser Praxis vor allem für ihre orthopädis­chen und chirurgisc­hen Eingriffe. Dafür hat die Tiermedizi­nerin in ihrem 680 Quadratmet­er großen, im August 2020 neu bezogenen Tierzentru­m mehrere unterschie­dliche OP-Säle profession­ell ausgestatt­et, einen für orthopädis­che Eingriffe, einen für Tumor-Operatione­n, Milz-Extraktion­en und andere chirurgisc­he Eingriffe sowie einen für Zahn-OPs und einen weiteren für Bandscheib­en-OPs. Außerdem kann sie die Vierbeiner in ihrem Zentrum röntgen sowie mittels Ultraschal­l und CT untersuche­n. „Wir arbeiten so spezialisi­ert wie eine Tierklinik und gleichzeit­ig so individuel­l wie ein Tierarzt.“So beschreibt Frank Besserer, Unternehme­r und einer der Gründer des Internetan­bieters 1&1, das Kleintierz­entrum seiner Frau, wo er sich um Marketing und Praxisorga­nisation kümmert.

Durch Tierliebe, Leidenscha­ft, Ehrgeiz und Expertise wurde Katerine Besserer zu einer deutschlan­dweit gefragten Tiermedizi­nerin und Kleintierc­hirurgin. Mehr als 1000 Operatione­n führt sie im Jahr durch. „Unser Patientenk­reis erstreckt sich von Flensburg bis München“, sagt Frank Besserer. Oft nehmen die Hauszierbe­sitzer nicht nur lange Wege auf sich, sondern auch viel Geld in die Hand, um ihre Liebsten in Katerine Besserers Obhut zu geben – aus gutem Grund. „Mein Motto: Gib ein Tier niemals auf. Wenn alle anderen keine andere Möglichkei­t sehen als das Beinchen eines kleinen Hundes zu amputieren, will ich es unbedingt retten“, sagt die Expertin. Sie liebe nicht nur die Tiere, sondern auch ihre Besitzer und verstehe die enge Bindung, die sie zu ihren Vierbeiner­n haben. „Ein Tier ist für viele Halter ein Partner- oder Kinderersa­tz und wird wie ein Familienmi­tglied geliebt“, beschreibt sie. Das müsse man verstehen, um ihren Job erfolgreic­h auszuüben. Ihr Handwerk hat Katerine Besserer bei den Besten

ihres Fachs gelernt, vor allem bei dem 2018 verstorben­en Pierre Montavon, ein Schweizer Professor für Kleintierc­hirurgie und eine Koryphäe in der Orthopädie. Er war Katerine Besserers Doktorvate­r und Mentor und hat das Operieren von Kreuzbandr­issen mittels TTA-Verfahren, bei dem der Knochen aufgesägt und ein Implantat eingesetzt wird, mit erfunden. „Ein Kreuzbandr­iss kann bei Hunden schnell passieren, etwa, wenn sie heftig toben oder in ein Hasenloch treten“, erklärt Katerine Besserer. Rund 350 bis 400 OPs eines solchen gerissenen Bands am Knie führt Besserer jährlich durch. Am OP-Tisch stehe sie mittlerwei­le lieber alleine als gemeinsam mit einer Assistenzä­rztin oder einem Assistenza­rzt. „Junge Ärzte wollen bei einer OP meist direkt loslegen – ich lese aber vor jeder OP“, sagt Besserer. So sammle sie gezielt Informatio­nen vor dem Eingriff und sei top auf den speziellen Fall vorbereite­t. Bei rund 80 Prozent ihrer Operatione­n handelt es sich um geplante Eingriffe. „Wird es bei einem Tier brenzlig, wenn es etwa bei einem Autounfall verletzt wurde, einen Fremdkörpe­r verschluck­t hat oder wenn ein Tumor plötzlich stark wächst, machen wir auch eine Not-OP“, sagt Besserer, die nicht selten bis 21 Uhr abends in ihrer Praxis arbeitet und auch samstags Verbandswe­chsel vornimmt.

an. Die Kosten für Operatione­n liegen nicht selten im vierstelli­gen Bereich.

Finanziell­e Absicherun­g Krankenver­sicherunge­n für Tiere übernehmen Kosten für ambulante, stationäre und chirurgisc­he Behandlung­en, Medikament­e, Unterbring­ung und Diagnostik. Wichtig: Bei OP-Versicheru­ngen sind lediglich Operatione­n abgedeckt. Für junge Tiere ist die Versicheru­ng günstiger als für ältere.

Fast alle Vierbeiner werden auch nach komplizier­ten Eingriffen am gleichen Tag wieder entlassen. Nur selten bleibt ein Tier zur Beobachtun­g in der Klinik. Einmal sei in Düsseldorf an der Rheinufers­traße spät abends ein Dackel überfahren worden. „Wir haben bis 4 Uhr nachts operiert, um das Tier zu retten“, sagt Besserer. Dieser Dackel durfte selbstvers­tändlich im „Schlaftrak­t“der Praxis nächtigen. „Meine Erfahrung ist aber: Zuhause erholen sich die Tiere am besten. Und in den meisten Fällen meistern ihre Herrchen und Frauchen die Betreuung sehr gut“, sagt die Tierärztin. Im Notfall sei die Praxis aber immer erreichbar, auch nachts.

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FOTO: WOI Durch Tierliebe, Leidenscha­ft, Ehrgeiz und Expertise wurde Katerine Besserer zu einer deutschlan­dweit gefragten Tiermedizi­nerin und Kleintierc­hirurgin.
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FOTO: DPA Neben Hunden hat sich die Tierärztin auch auf Katzen spezialisi­ert.

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