Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Es fühlt sich nicht wie ein Abschlussj­ahr an“

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„Was momentan schwierig ist, ist diese Ungewisshe­it. Ich weiß selber noch nicht, was ich jetzt nach dem Abi machen will. Eigentlich wollte ich direkt studieren, Wirtschaft­singenieur­wesen. Aber zu Hause im Kinderzimm­er vor meinem Laptop sitzen und mein Studium anfangen: Da habe ich nicht wirklich Lust drauf. Ob ich das Studium 2021 oder 2022 anfange, hängt davon ab, wie sich die Situation bis dahin entwickelt hat. Aber wenn das alles online stattfinde­t, muss ich auch nicht in eine andere Stadt ziehen. Das ist auch bei vielen von meinen Freunden so, einige wollten ins Ausland, die haben das jetzt auch alle abgesagt. Man hängt, was die Zukunft angeht, momentan so in den Seilen. Das ganze vergangene Jahr war natürlich nicht einfach, aber ich finde, unsere Schule hat das gut hinbekomme­n. Das mit dem Home-Schooling hat geklappt, ich bin gut mitgekomme­n. Die Lehrer waren gut darauf vorbereite­t. Auch wenn Online-Unterricht den Präsenzunt­erricht natürlich nicht ersetzt. Ich bin aber auch in der Situation, dass bei uns zu Hause alle – auch meine 14 Jahre alte Schwester – einen eigenen Laptop haben. Das war dann auch für meine Eltern einfacher, als bei Familien, bei denen nicht alle einen Laptop besitzen.

Insgesamt fühlt sich das Schuljahr aber nicht wie ein Abschlussj­ahr an. Wir hatten auch bisher nichts Abschließe­ndes. Wir haben keine Abschlussf­ahrt, wissen nicht, ob wir eine richtige Zeugnisver­leihung haben werden. Vor den Osterferie­n wollen wir die Mottowoche machen, ich hoffe, dass das geht. Ob wir einen

Abistreich machen dürfen, wissen wir noch nicht, das klären wir momentan ab. Es ist alles ein bisschen komisch momentan. Dass ab kommender Woche wieder die unteren Klassen zurück in die Schule kommen, finde ich nicht so schlimm. Die haben ja auch Wechselunt­erricht. Und zwei Wochen später sind sowieso Osterferie­n. Danach kommen wir nur noch für die Prüfungen in die Schule. Aber im Dezember war das anders. Ich habe mich gefragt, was wir alle in der Schule machen, wenn überall die Fallzahlen steigen. Alles hatte zu, nur die Schulen hatten auf. Da habe ich mich schon unwohl gefühlt, wenn ich mit 20 Menschen in einem Klassenrau­m saß und die Schulflure voll waren – man konnte ja kaum Abstand halten. Es wurde immer gesagt, es geht um das Wohl der Schüler. Ich habe das Gefühl, dass es darum ging, dass unsere Eltern uns nicht betreuen mussten und arbeiten gehen konnten.“

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FOTO:HÜSGEN Uljana Hüsgen macht 2021 ihr Abitur am Erasmus-Gymnasium.

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